LUXURY BRANDS & RETAIL
© Hase

Die Auswahl an Kaminöfen wird immer größer. Eine spannende Alternative zum klassisch schwarzen Stahlblech ist das mit dem Red Dot Award ausgezeichnete Modell Elvas von Hase in Keramik-Fächertextur.

Jürgen hoffmann 09.04.2021

Mit wärmster Empfehlung

Das knisternde Flammenbild hinter immer größeren Kaminverglasungen ist ein Kontrastprogramm mit Zukunft.

Wien. Welcher Kaminkleidtyp bin ich? Auch diese Frage stellt sich angesichts der zunehmenden Vielfalt edler Kaminöfen. Im Idealfall richtet man sie an die italienischen Spezialisten von MCZ. Denn wenngleich heiße Öfen zwischen Palermo und dem Brenner eher an Ducati und Moto Guzzi denken lassen, so lohnt ein Blick auf den stilsicheren Süden auch hier. Bella figura per Kaminverkleidung: Da zeigen uns italienische Designer gewohnt souverän, wie man eine Flamme inszeniert. Opernreif knistern diese etwa dank eines passenden Passepartouts. Und genauso heißt eine MCZ-Linie denn auch: Passe partout. Aber der Hersteller bietet noch weitere Kaminverkleidungen: Nobi ist eine Frontverkleidung aus lackiertem Stahl mit Rosteffekt oder Hin den Farbe White und Bordeaux. Das von Paola Navone entworfene Modell Sahara besteht aus marokkanischen Zellige-Fliesen, die in den Farben White oder Grey Wärme verströmen. Und es muss auch nicht immer Speckstein oder Sandstein sein: Beim MCZ-Modell Guttuso kommt der Naturstein Piasentina zum Einsatz, ein braungrauer Südtiroler Kalkstein, der sich dank seiner gewolkten Struktur gut für großflächige Anwendungen eignet. Das ist ungewöhnlich und auch ungewöhnlich elegant.

Steinreiche Modelle

Bevor wir zu den formalen Extravaganzen der klassisch schwarzen Stahlkaminöfen kommen, die zwischen Retro-Charme à la Lukas Lokomotivführer und minimalistischem Purismus siedeln, noch einige weitere Zeilen zur Verkleidung aus Stein. Speckstein alias Steatit besteht vor allem aus Talk und Magnesit, wobei ihm Chlorite und Serpentine spezielle Farbakzente und eine zarte Maserung verleihen. Ein ähnlich guter Wärmespeicher ist Sandstein, der dank seiner Marmorierung und der vielfältigen Farbnuancen auf den ersten Blick Marmor ähnelt, sich aber warm anfühlt. Apropos warm: Aufgrund ihrer großen Masse besitzen beide Natursteine hervorragende Speichereigenschaften und geben die in ihnen gespeicherte Wärme über einen Zeitraum von mehreren Stunden gleichmäßig ab.

Zylinder oder Quader

Zurück zur Stilfrage. Man kann sie durchaus mit Euklid beantworten, dem altgriechischen Spezialisten für die schlichte Schönheit der Geometrie. Denn Kaminöfen unterteilen sich im ersten Überblick vor allem in die beiden Großfamilien der Quader oder aber der Zylinder, wobei beide dann besonders gut wirken, wenn sie lang und schmal ausfallen, Räume optisch nach oben hin strecken, ein Gefühl von Raumhöhe unterstreichen. Mitunter bringen händisch gefertigte Keramik-Verkleidungen ein zusätzliches Motiv ein. Die vertikale Kannelierung etwa des Hase-Modells Elvas, konkave Furchen beschreibt es ähnlich gut, lässt Assoziationen an klassische Säulen der Antike aufkommen. Der deutsche Hersteller bietet sie in feinen Farbnuancen an – vom blaugrünen Farbton Pazifik, über den metallisch-silbrigen Ton Meteorit, bis hin zum schlammfarbenem Mojave.

Design mit Durchblick

Next Stop Glasfenster: Es ist der eigentliche Hingucker moderner und luxuriöser Kaminöfen. Hinter der dicken, feuerfesten Scheibe zieht das gezähmte Feuer alle Blicke auf sich. Übereckverglasungen, zusätzliche seitliche Verglasungen oder der Bubble-Look rundlicher Fenster sorgen dann für eine zunehmend größer gewordene Bandbreite.
Doch weiterhin stechen ungewöhnliche Entwürfe hervor. So punktet der deutsche Hersteller Focus beim Modell Curvifocus mit der Weltneuheit einer konkav geformten Glasfront – und knüpft dabei wohl nicht gänzlich unbeabsichtigt an die Designsprache der Unterhaltungselektronik an. Ähnlich wie bei leicht nach innen gewölbten Curved-Monitoren bündeln auch Kaminfenster die Aufmerksamkeit der Betrachter, die Betonung der Mitte sammelt Blicke auf. Das gilt wohl auch für den Focus-Kaminofen Boafocus Central, der sich wie eine dicke Ofenrohrschlange mit kugeligem Bauch von der Decke schlängelt. Ähnlich expressiv sind die Serien Cosmofocus oder Eclaté Géant. Hier erinnert die Öffnung zum geschlossenen Feuerraum an eine ebenso brachial wie dekorativ aufgerissene Wunde im Loft-affin rostrotem oder aber schwarzem Stahlblech.

Neue Wege und alte Öfen

Eine ganz andere Richtung schlägt der Hersteller Oranier ein, der mit Club Tre einen 300 kg leichten Heizkamin entwickelt hat. Club Tre basiert auf Bausatz-Elementen aus Leichtbeton und wird in den Finish-Varianten Sims Beton Schiefer sowie Sims Naturstein Ruvina angeboten. Der Kaminofen Levi 5.4kW des selben Erzeugers setzt mit emailliertem Korpus in Karminrot oder Creme weitere Akzente. Und Skandinavien, der Ursprungsort der herzerwärmenden Typologie des klassischen Schwedenofens? Der dänische Hersteller Morsø ist mit traditionellen Gusseisenöfen – wie dem seit 70 Jahren unverändertem Klassiker 2 B Classic – am Vintage-Posten. Gut und heimelig so; doch zugleich wird auch hier experimentiert.
Auch das norwegische Traditionsunternehmen Jøtul steht seit dem Jahre 1853 für wohliges Hygge-Feeling. Doch zugleich schickt es mit dem Kaminofen der F 305- Serie einen kleinen Sympathieträger mit großer Brennkammer ins Rennen, der an die tendenziell anthropomorphen Roboter der Siebzigerjahre erinnert. Glubschäugig, sympathisch, als Vierbeiner konzipiert ist der F 305. Anbrennen lässt er – hallo: 40% geringerer Holzverbrauch! – aber nichts.

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