Nürnberg/Wien. Aufgrund fehlender verbindlicher Definitionen ist es praktisch nicht möglich, den weltweiten Markt für Naturkosmetik exakt zu beziffern. Laut der NatExpo, einer großen französischen Fachmesse für Naturprodukte, beträgt das Volumen derzeit 7,7 Mrd. €, das US-amerikanische Marktforschungsinsitut Energias dagegen kommt auf 12,42 Mrd. €. Allerdings gehen beide Analysen für die nächsten Jahre von einem weiteren kräftigen Wachstum von rund zehn Prozent p.a. aus.
Treiber dieses weltweiten Öko-Trends sind die Konsumenten, die synthetischen Inhaltsstoffen zunehmend kritisch gegenüberstehen und lieber zu Produkten mit natürlichen Ingredienzien und ohne Tierversuche greifen.
„Die Branche profitiert von einem allgemeinen Wertewandel in der Gesellschaft. Ethik und Nachhaltigkeit stehen heute bei immer mehr Verbrauchern ganz oben auf der Agenda”, sagt Branchenexpertin Elfriede Dambacher, Inhaberin der deutschen Beratungsagentur ‚Naturkosmetik Konzepte' und Herausgeberin des ‚Naturkosmetik Branchenreport'. Im Vergleich zu den Ökos der 1970er- und 80er-Jahre sei die Einstellung der Konsumenten heute entspannter und hedonistischer, aber mit sehr hohen Ansprüchen: „Die Produkte müssen nicht nur nachhaltig hergestellt sein, sondern Transparenz entlang der gesamten Wertschöpfungskette aufzeigen.”
Von dem Wunsch nach mehr Natur und Nachhaltigkeit in Beauty-Produkten profitieren vor allem mittelgroße und kleine Hersteller, die ganz bzw. weitgehend auf Natürlichkeit setzen. Daneben bemühen sich zunehmend auch die großen, internationelen Prestige-Brands, ihren ökologischen Fußabdruck zu verkleinern und vom grünen Trend zu profitieren.
Grüner Luxus
Allerdings tun sie das nicht, indem sie die Rezepturen ihrer Cremes, Seren und Lotions in Richtung mehr Natur ändern, sondern sich eher dem Thema Öko-Verpackung widmen oder organisatorische Maßnahmen setzen. So haben zum Beispiel im Vorjahr die Konzerne Rocher, Clarins, L’Oréal und Coty gemeinsam mit der französischen CSR-Bewertungsplattform EcoVadis die Responsible Beauty-Initiative gegründet. Die Zielsetzung ist recht allgemein formuliert: Man wolle die ethischen, sozialen und umweltbezogenen Leistungen in der gesamten Versorgungskette verbessern und die Entwicklung zu mehr Nachhaltigkeit beschleunigen.
Auf Luxus brauchen ökoaffine Konsumenten trotzdem nicht zu verzichten. Und in der rasch wachsenden grünen Oberliga spielen auch etliche österreichische Labels mit, wie z.B. Susanne Kaufmann, Pure Skin Food, Edelweiß, Master Lin, Vinoble oder Die Nikolai.
„Der Wunsch nach Regionalität als sicheres Herkunfts- und Qualitätsmerkmal hat die Nachfrage nach heimischen Produkten erhöht”, weiß Christina Wolff-Staudigl, Inhaberin der Naturparfümerie Staudigl. Bei aller Liebe zur Heimat schauen österreichische Naturkosmetik-Käufer aber gern auch über die Grenzen. „Aktuell stehen zum Beispiel das vegane Label Nui aus Berlin, Kati Burki aus Conneticut, eine Marke, die ohne Füllstoffe wie Wasser auskommt, oder die ungarische Luxusbrand Omorovicza im Fokus”, verrät die Staudigl-Chefin.
Online als wichtiger Treiber
Naturkosmetik wird weltweit vor allem im stationären Handel gekauft, aber der eCommerce gewinnt – wie in anderen Sektoren – an Bedeutung und macht die Produkte für noch mehr Käufer leicht zugänglich.
Dass die Beauty-Branche immer grüner und nachhaltiger wird, zeigt sich auch daran, dass das Luxus-Shoppingportal Net-a-Porter für dieses Produktsegement mittlerweile eine eigene Clean Beauty-Sektion eingerichtet hat.