Leitartikel ••• Von Sabine Bretschneider
UNTER DRUCK. Ein kurzer – und unvollständiger – Rückblick auf 130 Jahre Herold Druck: 1893 in Wien-Josefstadt gegründet, druckte sie damals die erste monarchieweit erscheinende Zeitung, die Reichspost. 1976 von der Erzdiözese Wien übernommen, wurde zehn Jahre später erstmals Die Presse mehrfarbig bei Herold produziert. 1988, nach mehreren Verlustjahren – die Druckbranche war schon immer eine relativ volatile Sparte – , freute man sich über schwarze Zahlen: Die Sanierung gründete sich damals auf eine Senkung der Mitarbeiterzahl von 205 auf 155 und eine gravierende Sortimentsbereinigung im Buchsektor.
1990 kaufte schließlich Josef Taus’ Industriegruppe die traditionsreiche Druckerei. Kurz danach berichtete man stolz von der „größten Investition in der 100jährigen Firmengeschichte”: Allein die neue Rotations-Druckmaschine kostete 72 Mio. Schilling (für Spätgeborene: kaufkraftbereinigt ca. 11 Mio. Euro), die Gesamtinvestitionen lagen laut Taus noch einmal gut doppelt so hoch.
Jetzt, noch einmal 30 Jahre später, bringt die Einstellung der Wiener Zeitung auch die Herold Druck und Verlag GmbH mit Sitz beim Arsenal in Wien-Landstraße zu Fall. Die gedruckte Ausgabe der Wiener Zeitung erscheint am heutigen Freitag zum letzten Mal. Sie war ein Großkunde der Druckerei. Einem – unbestätigten – Bericht des Standard zufolge könnte allerdings auch der zu Jahresende drohende Verlust des Druckauftrags für Heute Herold den Todesstoß versetzt haben.
In den vergangenen Jahren litten die Druckereien jedenfalls sehr – nicht nur unter der Konkurrenz des Digitalsektors, sondern auch unter der Rohstoffknappheit und drastischen Preissteigerungen bei Zeitungspapier, Druckplatten, Farben und Energie.
Zu den bekanntesten, zumindest eine Zeit lang bei Herold gedruckten Publikationen zählen neben Presse, Wiener Zeitung und Heute auch Der Sonntag, die Bauernzeitung, Augustin, Börsen-Kurier, Wiener Wirtschaft und medianet.