••• Von Sascha Harold
Seit 2020 ist die Wiener PR-Agentur Golden Nugget Communications am Markt aktiv. Das Agenturteam umfasst heute vier Personen, aufhorchen ließ die Agentur unter anderem mit dem Etatgewinn von Weber, für die Golden Nugget seit Herbst 2023 sogar als Leadagentur für den D-A-CH-Raum vorangeht. medianet hat mit Gründerin und Eigentümerin Sylvia Bauer darüber gesprochen, wie die ersten Jahre verlaufen sind und weshalb gerade kleine Agenturen auch für große Marken strategisch interessant sein können.
medianet: Seit 2020 sind Sie mit Ihrer Agentur selbstständig tätig. Wie war der Weg dorthin?
Sylvia Bauer: Ich war bei diversen Agenturen und Unternehmen tätig, unter anderem Himmelhoch PR, Peek & Cloppenburg und Ogilvy PR. Der Wunsch, selbstständig zu sein, war immer da. 2020 habe ich diesen Schritt dann gewagt, zunächst noch neben meinem Angestelltenverhältnis. Nach einem Jahr habe ich dann entschieden, mich voll auf meine Selbstständigkeit zu konzentrieren.
medianet: Wie sind die ersten Jahre gelaufen?
Bauer: Sehr gut. Wir sind mittlerweile ein Team von vier Personen, ergänzt durch ein Netzwerk an Freelancern, mit denen wir regelmäßig zusammenarbeiten – etwa Textern oder Grafikern. Die Kunden teilen sich grob in die Bereiche Kulinarik – dort betreuen wir etwa Weber oder Fini’s Feinstes – und den Bereich HR und Bildung. In Zukunft wollen wir außerdem stärker auf den Bereich Landwirtschaft und Nachhaltigkeit setzen.
medianet: Wieso Landwirtschaft?
Bauer: Ich habe selbst familiär einen landwirtschaftlichen Background und das ist ein Feld, das uns als Agenturenteam wahnsinnig interessiert. In der ökologischen Landwirtschaft passiert gerade viel, sie ist ein Treiber zur Lösung vieler Probleme, die wir als Gesellschaft derzeit haben. Wir bringen den notwendigen Background mit und sehen uns als Teil der Lösung, indem wir nachhaltigen Lösungen in der Landwirtschaft mediale Sichtbarkeit verschaffen.
medianet: Bei Weber trägt Golden Nugget seit Herbst die Verantwortung für den D-A-CH-Lead. Wie ist es dazu gekommen?
Bauer: Wir haben bereits vor einem Jahr den Österreich-Etat gewonnen und hatten eine sehr gute Zusammenarbeit mit dem Kunden. Eingebunden waren wir dabei in ein Agenturkonstrukt auf D-A-CH-Ebene und verantwortlich für die operative PR-Arbeit in Österreich. Wir konnten dabei sehr gute Ergebnisse vorweisen, hatten vor allem aber auch eine Leidenschaft für die Menschen und Produkte hinter dem Kunden. Weber ist dann auf uns zugekommen und hat gefragt, ob wir den D-A-CH-Raum übernehmen wollen.
medianet: Wie sind die bisherigen Erfahrungen damit?
Bauer: Bisher ist es wunderbar gelaufen. Wir haben zwei Partneragenturen in Deutschland und der Schweiz, die ebenfalls eigentümergeführt sind, und die spannende Aufgabe, den strategischen Lead zu übernehmen. Geholfen hat sicher, dass wir ja nicht neu beim Kunden sind. Wir wissen, welche Themen es gibt und wie wir mit der Zielgruppe kommunizieren. Beim Aufsetzen der Strategie war es wichtig, einen Ansatz zu finden, der in allen drei Ländern funktioniert, aber trotzdem agil genug ist, um auf lokale Gegebenheiten reagieren zu können.
medianet: Was waren Ihrer Meinung nach die ausschlaggebenden Gründe für Golden Nugget?
Bauer: Zum einen passt neben der Ergebnisorientierung von beiden auch auf menschlicher Ebene der Draht zueinander, das macht vieles einfacher. Wir übernehmen generell Projekte auch nur, wenn die Chemie zwischen Kunde und Agentur zu 100 Prozent stimmt. Zudem weiß ich, dass kleine Agenturen auf ergebnistechnischer und strategischer Ebene mit großen Netzwerkagenturen nicht nur mithalten, sondern sie in gewissen Bereichen sogar übertreffen. Kunden suchen meiner Erfahrung nach keine Agenturen, die sich als reine Dienstleister begreifen, sondern wollen auf Augenhöhe arbeitende Partner, die sich für die Marke begeistern und mit unternehmerischem Mindset an die Aufgabe herangehen.
medianet: Hat das auch Auswirkungen auf die PR-Branche insgesamt?
Bauer: Davon bin ich überzeugt. Die Krisenjahre haben einiges an Veränderung gebracht und erfordern viel Kommunikation – ob zwischen Kunde und Agentur oder zwischen Marke und Zielgruppen. Vertrauen und Authentizität sind die neue Weltwährung, und PR ist das Tool, das diese Ansprüche an Kommunikation erfüllen kann. Ich denke, dass es dafür aber einen Paradigmenwechsel in der PR braucht. Wir müssen aufhören, nur über Logos zu kommunizieren, sondern die Menschen dahinter vor den Vorhang holen. Der Anspruch darf nicht sein, geschönte und aalglatte Geschichten in die Medien zu bringen, sondern ehrliche Geschichten, die auch einmal anecken dürfen. PR formt Werte in der gesamten Gesellschaft, und es ist unsere Aufgabe, hier einen sinnvollen Beitrag zu leisten.
medianet: Wie sehen die Pläne bei Golden Nugget für die Zukunft aus?
Bauer: Wir haben vor, zu wachsen, möchten die Struktur einer Boutique-Agentur aber definitiv beibehalten. Ich brauche die Nähe zu den einzelnen Kunden und will auch in der operativen Arbeit mit dabei sein. Mittelfristig möchte ich bei einer Größe von etwa sieben bis neun Personen im Kernteam landen, das soll aber gesund und organisch passieren. Aktuell kommen wir mit unserer Größe, auch wegen einer gut aufgesetzten Struktur und funktionierendem Projektmanagement, gut mit den Projekten zurecht und schaffen es bisher auch, Peaks zu vermeiden.