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Redaktion 16.06.2023

Die Lage bleibt herausfordernd

Ihre Krisenfestigkeit müssen die heimischen Papier- und Kartonhersteller auch heuer unter Beweis stellen.

WIEN. Die Papier und Karton verarbeitende Industrie zieht für 2022 eine durchwachsene Bilanz. Zwar konnte trotz einer geringeren Produktionsmenge der Umsatz um 19% auf 3,1 Mrd. € gesteigert werden, was aber durch hohe Energie- und Rohstoffpreise relativiert wird.

„Ein herausforderndes Jahr liegt hinter uns – und ein weiteres vor uns. Die Folgen des Ukrainekriegs, die Energiepreis-explosion sowie die steigende Inflation und der damit verbundene hohe Lohnabschluss (+8,8 Prozent) belasten weiterhin die Gesamtsituation der Branche”, sagt Propak-Fachverbandsobmann Georg Dieter Fischer. Mit einem Exportanteil von knapp 77% gerät die Wettbewerbsfähigkeit der Betriebe zunehmend unter Druck.

Fokus auf Ökologie

Eine zusätzliche Belastung drohe, so Fischer weiter, durch die neue EU-Verpackungsverordnung (Packaging and Packaging Waste Regulation/PPWR). Kritisch sieht man vor allem die geplanten Mehrwegquoten. „Wir unterstützen die EU-Ziele, etwa zur Abfallvermeidung, doch ohne Not das Kreislaufsystem par excellence für Papier infrage zu stellen und der Mehrwegverpackung einen pauschalen Vorrang einzuräumen, ist der falsche Weg und bedroht Teile der Branche.” Jährlich werden in Österreich rund 600.000 t Papier- und Kartonverpackungen gesammelt und recycelt. „Unsere Branche ist mit einer Sammelquote von 85 Prozent bei Verpackungen aus Papier und Karton und einem Anteil an Recyclingmaterial im Rohstoff von 75 Prozent auf ein gut funktionierendes Recycling- und Kreislaufsystem angewiesen”, erklärt Propak-Geschäftsführer Martin Widermann. Und mit mehr als 25 Recyclingzyklen brauche Papier den Vergleich mit Mehrweg nicht zu scheuen. „Mehrwegquoten müssen für Top-Kreislaufprodukte ausgesetzt werden!”

Zunehmend angespannt ist auch die Personalsituation, wenngleich die Mitarbeiterzahl im Vorjahr mit 8.964 ein leichtes Plus (0,6%) verzeichnet hat und 230 Lehrlinge (+3,6%) in Ausbildung sind. Neben der Lehrausbildung setzt die Branche auf betriebliche und außerbetriebliche Aus- und Weiterbildung speziell für Quereinsteiger, kooperiert mit den Verpackungstechnologie-Studien an der FH Campus Wien und ist auf Jugend- und Berufsmessen präsent.

Employer Branding

Als zusätzliche Maßnahme gegen den Personalmangel wurde auf allen Social Media-Kanälen sowie auf der Propak-Website eine Employer Branding-Kampagne gelauncht. In 15 Videoportraits geben Mitarbeiter von Propak-Unternehmen – vom Lehrling bis zur Umweltbeauftragten – Einblicke in die vielfältigen Karrieremöglichkeiten.

„Konjunkturell erwarten wir ein weiteres schwieriges Jahr”, sagt Fachverbands-Obmann Fischer. Eine veritable Stagflation in Österreich und die flache Konjunktur in Europa sind die größten Herausforderungen für die Branche. „Propak-Unternehmen beweisen immer Resilienz, deshalb blicken wir vorsichtig optimistisch in die Zukunft. Wir rechnen wir mit einer Erholung im zweiten Halbjahr, die aber den Rückgang des Jahresbeginns bestenfalls ausgleichen wird.” (bb)

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