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Top Spirit-Geschäftsführer Eugen Lamprecht ortet große Lust am distinguierten Trinkgenuss – und liefert Zahlen, die diesen Eindruck belegen.

Redaktion 06.05.2022

„Die Leute haben sich einfach mehr gegönnt”

Massive Absatzsteigerungen beim Sekt und der anhaltende Trend zur Premiumisierung bescheren Schlumberger ein zweistelliges Absatzplus.

••• Von Paul Hafner

„Das vergangene Jahr ergab für die Marke Schlumberger das historisch beste Ergebnis im LEH”, nimmt Eugen Lamprecht, Mitglied der Geschäftsleitung bei Schlumberger Österreich und Geschäftsführer der nationalen Vertriebstochter Top Spirit, die frohe Kunde gleich zu Beginn des Pressegesprächs in exklusiver Runde vorweg. In der Gastronomie habe man „natürlich nach wie vor gelitten, wie auch alle anderen”, doch vor allem die „unglaubliche Performance der Sektmarken” – neben Hochriegl (+19,7% im Absatz) insbesondere Schlumberger (+17,2% im Umsatz), wo man mit über 1,5 Mio. verkauften Flaschen in Österreich einen neuen Höchstwert erreichen konnte – habe wesentlich dazu beigetragen, dass man das Jahr aller pandemiebedingten Einschränkungen zum Trotz mit einem „deutlichen zweistelligen Umsatzplus” abschließen habe können.

Auch heuer geht es munter weiter: Beim Handel, der traditionell zwei Drittel des Gesamtumsatzes ausmacht, hat man im ersten Quartal absatzmäßig noch einmal um drei Prozent zugelegt und liegt, was die Gesamtabsatzzahlen betrifft, dank Gastro-Comeback (+192%) satte 30% über dem 1. Quartal 2021. „Wir gehen davon aus, dass wir im Laufe des Jahres im LEH nicht mehr wachsen werden, hoffen aber, dass wir den Gastro-Zuwachs draufsetzen können”, so Lamprecht.

Woran liegt’s?

Zur Einordnung: Schon jetzt liegt Schlumberger in Sachen Absatz im gesamten Bereich alkoholische Getränke nur zwei Prozent hinter dem Vorkrisenzeitraum Q1 2019. Dass man diesen in puncto Umsatz längst überflügelt hat, liegt neben der hohen Sektnachfrage auch am sämtliche Alkoholika umfassenden Trend zur Premiumisierung. Lamprecht: „Es wird mehr getrunken, und es wird auch vermehrt zu Hochpreisigerem gegriffen.”

Wie passt diese Entwicklung zur allgemein sinkenden Kaufkraft? „Wir sind der Meinung, dass sich die Leute aufgrund der Einschränkungen, die sie sonst erleiden mussten, einfach mehr gegönnt haben.” Man stelle auch fest, dass viele „damit angefangen haben, zu Hause sehr elaborierte Cocktails und Longdrinks zu mixen – das haben davor die allerwenigsten gemacht”. Ein Trend, den Lamprecht zufolge auch das Wiederaufsperren der Lokalbetriebe nicht stoppt: „Die Gastronomiezahlen gehen durch die Decke, doch die Handelszahlen bleiben stabil. Ich würde sogar so weit gehen, zu sagen, dass sich die österreichische Konsumentin und der österreichische Konsument in der Kategorie alkoholische Getränke deutlich besser auskennt als zuvor; das ist eine Parallelentwicklung zum Kochen – das gesamte Thema Kulinarik und Genuss wird viel mehr zelebriert.”

In der Vorreiterrolle

Keine nur temporäre Erscheinung, glaubt der ausgebildete Sommelier: „Wenn Sie einmal einen sehr komplexen Whiskey gewohnt sind, fällt es schwer, auf ein Einstiegsprodukt zurückgehen, unabhängig von Ihrer Kaufkraft.” Hier liegen auch die Stärken von Top Spirit, die nicht nur Marktführer bei den Spirituosen ist, sondern auch jener Anbieter in Österreich mit den meisten Premiummarken im Portfolio.

Apropos Premium: Mit Ende Jänner 2022 trat die neue Verordnung für Österreichischen Sekt in Kraft, die Bezeichnung „Sekt geschützten Ursprungs (g.U.)” ist „Sekt Austria” gewichen, vor allem aber wurde bei den Qualitätsansprüchen nachgeschärft. „Bei der Großen Reserve gilt nun eine Mindestlagerzeit von 36 statt wie zuvor 30 Monaten – das entspricht einem Jahrgangs-Champagner”, erläutert Lamprecht. „Die Stoßrichtung ist klar: Die Sekt- und Schaumweinqualitäten generell in Österreich sind sehr, sehr gut, aber um international mithalten zu können, müssen wir uns auch beim gesetzlichen Reglement an Franciacorta und Champagne orientieren.”
Dabei komme Schlumberger „als Marktführer und als größtes und ältestes Sekthaus des Landes” eine Verantwortung und Vorreiterrolle zu, die man auch wahrnehme; Schlumberger-Vorstand Benedikt Zacherl, der Ende Februar 2022 den Vorsitz des Österreichischen Sektkomitees – der bedeutendsten Institution der heimischen Sektwirtschaft – übernahm, sei „eine der entscheidenden Figuren gewesen, als die österreichische Sektpyramide 2015 auf den Weg gebracht wurde”; auch der jährlich abgehaltene Tag des österreichischen Sekts wurde 2009 federführend von Zacherl initiiert.

Qualitätsoffensive

Mit Blick auf die Erfolgsgeschichte und den Wahrnehmungswandel der italienischen Franciacorta ist der gebürtige Südtiroler „der festen Überzeugung, dass der Österreicher eines Tages auch österreichischen Sekt, die Große Reserve, so konsumieren wird wie einen Champagner”; das sei zwar aktuell noch nicht der Fall, doch könne das Österreich „als Land, nicht nur als Region, auch hinkriegen”. Dies bedürfe noch jahrelanger Arbeit, doch man sei auf dem richtigen Weg – und zwar nicht nur als Haus Schlumberger, sondern als österreichische Sektindustrie insgesamt.

Innovationen in der Pipeline

Neue Wege schlug Schlumberger im Vorjahr mit der Bio-Zertifizierung seines Grünen Veltliner Brut Klassik ein, seit dem vergangenen Winter findet sich der Hochriegl Oh’Secco (Bianco und Rosato) neu in den LEH-Regalen; für Lamprecht „ein positives Beispiel dafür, dass Handel und Industrie sehr wohl amikal zusammenarbeiten können”, immerhin sei der Anstoß zur Entwicklung des Seccos von den Handelspartnern ausgegangen.

Zumindest in der Aufmachung mediterran mutet auch der kurz vor dem Markteintritt stehende Gurktaler Alpen-Aperitif an; der fruchtige Sanddornlikör mit himmelblauem Etikett präsentiert sich als österreichische Antwort auf den italienischen Aperol, basiert dabei aber auf der älplerischen Superfrucht Sanddorn und frischen Kräutern aus dem Gurktal.
Auch dem wachsenden Bedarf nach alkoholfreiem Genuss wird man gerecht: Auf die Aufnahme der alkoholfreien „Spirituosen” der Marke Undone ins Vertriebsportfolio folgt heuer der Launch des Hochriegl Alkoholfrei Rosé.

Aktuelle Herausforderungen

Vor der massiven Rohstoffkrise ist freilich auch Schlumberger nicht gefeit: Neben Mehrkosten für Kartonage, Glas und Co. trifft Schlumberger ein rund 25%iges Kostenplus beim Sektgrundwein. „Diese Kostensteigerungen können wir teilweise abfedern, weil die Produkte, die wir aktuell verkaufen, nicht unbedingt davon betroffen sind; der Glaspreis 2022 betrifft uns für das aktuelle Geschäft nicht, die 30 Prozent Mehrkosten kommen erst auf uns zu. Das ist natürlich von Produkt zu Produkt unterschiedlich. Bei Hochriegl etwa wird es uns früher, wahrscheinlich schon Ende des Jahres, treffen, weil die Reifezeit etwas kürzer ist als bei Schlumberger. Deutliche Mehrkosten für Logistik und Kartonagen treffen aber auch uns sofort”, so Lamprecht.

Wie viele andere Lieferanten der Lebensmittelindustrie werde man die nächsten unvermeidbaren Preissteigerungen voraussichtlich nicht sofort umsetzen, sondern erst nächstes oder übernächstes Jahr. Lob hat Lamprecht für die Handelspartner übrig, die „unsere Situation, anders als geunkt wird, sehr wohl verstehen”. Was Aktionen und Rabatte betrifft, habe man dagegen wenig Handhabe, „Preisschlachten sind natürlich nicht im Sinne der Industrie, das geht definitiv nicht von uns aus”.

180 Jahre Schlumberger

Nach dem heuer bereits zum vierten Mal begangenen „Sparkling Spring” – 2019 von Schlumberger als „zweite Hauptsaison für Schaumwein” ins Leben gerufen und mit ästhetischen Sonder­editionen ganz im Zeichen des Rosé-Booms stehend – begeht die 1842 gegründete Sektkellerei ab Herbst ihr 180-jähriges Jubiläum. Lamprecht verspricht eine „richtig tolle Kampagne”, mit der man auch „eine neue Richtung in der Kommunikation und der Art und Weise, wie wir uns präsentieren”, einschlage; der Rollout erfolgt im September, mehr will Lamprecht noch nicht vorwegnehmen.

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