••• Von Dinko Fejzuli
WIEN. Die Besucher strömten von überall her: Von den USA bis Israel, von der Türkei bis Norwegen. Mit viel Pomp, vielen Videos und vielen „High Fives” ist am Dienstag dieser Woche in der Wiener Hofburg das zweitägige Pioneers Festival gestartet.
Internationale und heimische Start-ups stellen hier bereits zum fünften Mal ihre Ideen vor und vernetzen sich mit Investoren.
Heuer haben die Veranstalter die besten 500 Start-ups aus sieben verschiedenen Bereichen – etwa Finanzen, Mobilität oder Unterhaltung – eingeladen, erklärte Andreas Tschas vom Pioneers Festival in seiner Eröffnungsrede.
Gerade in der Finanzbranche bleibe kein Stein auf dem anderen, sagte Roland Schöbel vom Beratungskonzern PwC.
Traditionelle Banken verlören einen großen Anteil ihres Umsatzes an sogenannte Fintechs, Start-ups aus dem Finanzbereich. Es sei daher unabdingbar, dass sich etablierte Finanzkonzerne mit Start-ups auseinandersetzen.
Wien als Business-Zentrum
Ganz in „Ted-Talk”-Manier sprach auch Wiens Wirtschaftsstadträtin Renate Brauner (SPÖ). Wien sei nicht nur die Hauptstadt von Kultur und Musik, sondern auch ein innovatives Business-Zentrum im Herzen Europas. Schließlich lebten hier auch 200.000 Studenten und 40.000 Forscher. „Wir laden heuer zehn Start-ups ein, für drei Monate nach Wien zu kommen”, kündigte Brauner an. Sie bekommen einen Co-Working-Space sowie ein Business-Coaching.
In einem anderen Jahr wäre Stadträtin Brauner vermutlich die ranghöchste Politikerin gewesen, die dem Start-up-Treffen einen Besuch abgestattet hätte. Bei Ex-Kanzler Faymann stand das Pioneers-Festival nie auf dem Kalender. – Anders hält es der neue Bundeskanzler Christian Kern, der unter großem Applaus gleich am ersten Tag auf die Hauptbühne des Pioneers Festival in der Wiener Hofburg getreten war. Seine Nachricht an die Start-up-Community: „Wir brauchen euch!”
In der Branche wertet man Kerns Auftritt als wichtigen symbolischen Akt, sei doch der Start-up-Geist im Land noch immer unterentwickelt. Vor allem an Wachstumsfinanzierung fehle es, so der Tenor der Besucher. Denn: In Österreich gebe es im Vergleich zu anderen europäischen Ländern noch immer wenige Unternehmensgründer und wenige Universitätsabsolventen, die vorhaben, sich selbstständig zu machen, so der Kanzler.
Auch werde hierzulande wenig privates Kapital in junge Unternehmen gesteckt – das durchschnittliche Investment liege bei nur 10 oder 11 € pro Kopf, im Europa-Schnitt seien es 35 €.
Kern: „Innovationsdynamik fehlt”
Österreich stehe vor zwei großen Herausforderungen. „Wir müssen die Arbeitslosigkeit bekämpfen und die Wettbewerbsfähigkeit stärken.”
Die Innovationsdynamik gehöre beschleunigt und das Bildungssystem verbessert. Der Staat könne das nicht allein machen, sondern müsse mit der Wirtschaft zusammenarbeiten. „Die Rolle von Start-ups ist hier von größter Wichtigkeit”, sagte Kern – und versprach mit einem „High Five”, dass er 2017 wiederkommen werde.