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Kiew „Was macht der Krieg mit den Menschen?” – Andrej Kurkow ist einer der bekanntesten Autoren und Intellektuellen der Ukraine. Bild: Nach mehreren Explosionen hängen Rauchschwaden über der ukrainischen Hauptstadt.

Redaktion 02.12.2022

Erzählungen über den Ukraine-Krieg

Der gefeierte ukrainische Autor Andrej Kurkow reist seit Kriegsbeginn unermüdlich durch die Welt.

••• Von Alexander Haide

KIEW/WIEN. Wo Andrej Kurkow gerade ist, erfahren Leser und Fans meist über seine Facebook- und Instagram-Seite. München, Wien, Auftritte in Belgien, Bordeaux, London, Paris: Seit dem 24. Februar kennt der ethnische Russe, der in Kiew lebt, nur eine Mission – nämlich über den russischen Krieg gegen seine Heimat Ukraine zu sprechen, zu schreiben und zu diskutieren.

Wenn das Surreale real wird

Spätestens seit dem Roman „Picknick auf dem Eis” ist Kurkor weit über die Grenzen seiner Heimat, der Ukraine, bekannt. Immer schon schrieb der gebürtige St. Petersburger auf russisch, obwohl er sich durch und durch als Ukrainer versteht. Seine Werke – vor dem Krieg – beschäftigten sich meist in scharfer und ironischer, oft auch surrealer Weise mit dem post-sowjetischen Leben in der Ukraine. Doch bereits vor dem Überfall Russlands hatte sich der Autor auf die Seite des Widerstandes geschlagen und trat für die Rechte der Tataren auf der besetzten Krim ein. Darunter befinden sich zahlreiche inhaftierte Journalisten und Autoren.

Tagebuch einer Invasion

Mit seinem letzten Werk vor Kriegsausbruch, „Graue Bienen”, legte Kurkow bereits den Fokus auf den schwelenden Konflikt. Er erzählt er über einen Imker im umkämpften Donbass, der trotz Beschuss und gelegentlichem Besuch von Soldaten seine Heimat nicht verlassen möchte.

Am 24. Februar wurde Kurkow von der Realität eingeholt: Zuerst flüchtete er aus Kiew nach Lviv, wo sich sein Zweitwohnsitz befindet. Und er begann, ein Kriegstagebuch zu schreiben, das unter dem Titel „Tagebuch einer Invasion” im Haymon Verlag erschienen ist. Darin schildert er nicht nur aktuelle Ereignisse, sondern betrachtet sie in historischem Kontext, gespickt mit persönlichen Erlebnissen und privaten Schicksalen. Unermüdlich reist er Autor, mit Zwischenstopps in seiner Heimat, kreuz und quer durch Europa, wo er Vorträge hält, Interviews gibt und an Diskussionsrunden teilnimmt.
„Wir erzählen der Welt weiter vom Krieg in der Ukraine”, betitelt er viele seiner Postings auf Facebook – und ist überzeugt, dass Putin nicht gewinnen kann. Dass Kurkow ein ebenfalls gefeierter Autor von Kinderbüchern ist, geht in den vergangenen Monaten ein wenig unter.

Die Blumen des Sieges

Vor knapp einem Jahr begann Andrej Kurkow während eines Gastaufenhalts in den USA, täglich Fotos von lokalen Blumen und Kakteen zu posten, meist unter dem Titel „Blume des Tages”. Diese Gewohnheit hat er adaptiert: Heute schreibt er zu seinen geposteten Blumen-Bildern: „Die Blumen des Sieges.” Und: „Einen guten und ruhigen Morgen an alle guten Menschen!”

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