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Redaktion 13.09.2024

Europa schafft sich ab – schade

Die EU droht im internationalen Wettbewerb an wirtschaftlichem Gewicht zu verlieren.

Leitartikel ••• Von Sabine Bretschneider

STRATEGIEWECHSEL. Die EU laufe Gefahr, wirtschaftlich unter die Räder zu kommen, vor allem im Vergleich zu China und den USA. Um das zu verhindern, müsse Europa seine Produktivität steigern, forderte der Ex-Chef der Europäischen Zentralbank, Mario Draghi, in seinem am Montag in Brüssel vorgestellten Bericht zur EU-Wettbewerbsfähigkeit. Hierfür seien zusätzliche jährliche Investitionen in Höhe von 750 bis 800 Milliarden Euro nötig. Die Erkenntnis kommt spät.

Europa lässt sich seit Jahren auf der Nase herumtanzen. Von US-Plattformen, die fremde Leistung monetarisieren und sich dafür ungeniert ebenso fremder Infrastruktur bedienen. Von eigenen Datenschutzverordnungen, die im Inland unbarmherzig zuschlagen, wenn Herr X. ungefragt eine Werbezusendung bekommt, während mit den 24/7 gesammelten, aller­privatesten Daten weltweit Milliarden verdient werden. Von Umweltschutzrichtlinien, die europäische Firmen dazu verpflichten, die eigenen Rohstoffe und Produktionsketten quer über den Globus zu verfolgen, während China den Markt mit Tonnen von verseuchtem Plastik­müll überschwemmt. Von Sozialen Medien, die auf Jugendschutz pfeifen und die Kids nach Lust und Laune, Tausend-Kontakt-Preis, Strich und Faden manipulieren. Von Regierungen, die E-Autos forcieren, während sich die eigenen Hersteller mittels Verkauf von Premium-Verbrennern ins Ausland über Wasser halten. Ein asiatischer Handyhersteller ist heute besser gerüstet für die Konstruktion der elektrisch betriebenen ­rollenden Entertainmentzentren als die deutschen Traditions-autobauer. America innovates, China replicates, Europe regulates.

Die EU, ein mächtiger Binnenmarkt, gegen alle Widrigkeiten gegründet auf einem (ehemals) heillos zerstrittenen Kontinent, verliert in ökonomischer Hinsicht an Boden. 2008 war die Union noch die größte Volkswirtschaft der Erde. Heute liegt sie auf Platz drei hinter den USA und China. Möge Draghis Befund auf Verständnis und von Rationalität getriebenen Tatendrang stoßen.

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