Wien. Aufmerksamkeit und Angst zu erzeugen, ist das Motiv hinter den Terroranschlägen in Kopenhagen und Paris. Das sagte der deutsche Kriminalpsychologe Jens Hoffmann Dienstagabend bei einem Vortrag im APA-Gebäude. „Nennt ihre Namen nicht, verpixelt ihre Gesichter”, lautete der Appell an Medien zur freiwilligen Selbstbeschränkung, denn die Aussicht auf Berühmtheit erzeuge Nachahmer.
Die Bilder des Pariser Gedenkmarschs für die Todesopfer, bei denen die Staatsoberhäupter aus aller Welt geschlossen zu sehen waren, hätten eine ambivalente Aussage, da diese potenziellen Attentäter auch vermitteln würden, welch großen Effekt ihre Taten hervorrufen. Prävention liegt durchaus im Bereich des Möglichen, denn so hatten diese Menschen „eine lange Geschichte an Auffälligkeiten”, sagte der Experte.Was den Nachahmungseffekt betrifft, so gibt es für Hoffmann auch Parallelen zu dem Massaker in der Columbine High School im Jahr 1999. Auch hier gelang es den Tätern, sich medial zu inszenieren und andere so auf negative Weise zu inspirieren. Bei den Attentätern von Paris und Kopenhagen gehe es um eine Art kulturelles Drehbuch, das im Namen des radikalen Islamismus angewandt wurde.Die Täter in Paris seien jedenfalls keine terroristische Zelle im eigentlichen Sinne gewesen, sondern Kleinkriminelle, deren Radikalisierung jeweils noch nicht lange zurücklag. Seiner Meinung nach gibt es Unterschiede zwischen diesen losen Kleingruppen sowie Einzeltätern zu den Terrororganisationen mit einer klaren Ideologie – bei diesen spiele der Drang nach Grandiosität keine große Rolle, so Hoffmann. (APA)