Leitartikel ••• Von Sabine Bretschneider
NORDISCH BY NATURE. Es war eine Zitterpartie: Am Sonntag war in Schweden gewählt worden. Nachdem das Pendel einmal in die eine, einmal in die andere Richtung ausgeschlagen hatte, stand drei Tage später fest: Die Nummer 3 wird zur Nummer 1 (kommt Ihnen bekannt vor? siehe „Schüssel I”). Die schwedische Ministerpräsidentin Magdalena Andersson jedenfalls hat am Donnerstag ihren Rücktritt eingereicht. Anderssons Sozialdemokraten waren erneut klar stärkste Kraft geworden, doch trotz Absturz auf den dritten Platz wird Herausforderer Ulf Kristersson von den Moderaten inklusive der rechtspopulistischen Schwedendemokraten (Platz zwei) die nächste Regierung anführen.
Die Schwedendemokraten sind nationalistisch und einwanderungsfeindlich, fordern Steuersenkungen und gleichzeitig eine Stärkung des Wohlfahrtsstaats, vertreten eine Law and Order-Politik und haben rechtsextreme Wurzeln.
Ungarn, Polen, Frankreich, Italien … Eine bunte Mischung aus EU-Skepsis und Flüchtlingsfeindlichkeit, Impfgegnerschaft und Russophilie, gesellschaftlicher Nostalgie, grundsätzlichen Zweifeln an der Demokratie und Ablehnung des „Establishments” eint die Rechtsaußenparteien in Europa. Warum? Weil sie „dem Volk aufs Maul schauen”. Weil sie Wünsche erfüllen. Vermeintlich.
Es soll wieder so werden, wie es einmal war. Wirtschaftswunder, Plastiksackerl, Vollbeschäftigung, Sparbuchzinsen, Haarspraydosen, niedrige Mieten, milde Sommer, inländische Nachbarn, fröhliche Landärzte, mitgemeinte Frauen, billiger Sprit, Arbeitsplätze mit Beschäftigungsgarantie, Pensionen für „die besten 15 Jahre” – und stabile Perspektiven für die Jungen, um ein paar Beispiele zu nennen. Spielts nicht? Mit dieser Einstellung gewinnt man keine Wahlen.
Der österreichische Testlauf mit Bargeld und Sodexo-Gutscheinen wird nicht ausreichen, wenn man gleichzeitig relativ komplexe Sachverhalte auf die traurige Realität herunterbrechen muss.