Gastkommentar ••• Von Michael Swoboda
WIEN. Zukünftig wird es drei Arten von Mitarbeitern geben: diejenigen, die sich auf Künstliche Intelligenz (KI) einlassen, die neutrale Masse und die Nachzügler. Von zehn Mitarbeitern sind durchschnittlich sieben entweder KI-Nachzügler oder neutral eingestellt. Drei lassen sich darauf ein und entwickeln KI-Skills. Arbeitgeber werden Nachzügler künftig eher meiden. Denn viel mehr Wert können jene Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer generieren, die KI-Tools zu nutzen wissen. Die Fähigkeit, die den beruflichen Unterschied ausmacht, heißt Prompt Engineering: Es ist die Kunst, durch die besten Eingaben, genannt Prompts, das Beste aus KI-Tools herauszuholen.
Prompten, ein Job
Anthropic, eine KI-Forschungs- und Sicherheitsfirma in San Francisco, sucht derzeit einen Prompt-Ingenieur für 250.000 bis 335.000 Dollar Jahresgehalt. „Du übersetzt die Anforderungen unserer Kunden und Teams in formale Anweisungen für verschiedene KI-Systeme, überwachst die Ergebnisse und verbesserst sie kontinuierlich”, schrieb die Kölner Agentur Palmer Hargreaves in ihrer Jobanzeige im Februar für Deutschlands ersten „AI Prompter/Prompt Crafter”. Ippen.Media suchte in München einen „AI Prompt Redakteur”.
Es handelt sich also nicht um eine zukünftige Kompetenz, sondern um eine gegenwärtige. Doch mit dem breiten Erfolg von ChatGPT wurde es ein wachsendes Berufsbild. Es sollte als Kernkompetenz in der Zukunft der Arbeit nicht unterschätzt werden. Sehr wahrscheinlich wird das Prompten das nächste Googeln werden. Und so wie bei der Suchmaschinenoptimierung (SEO) die richtigen Schlüsselwörter den Unterschied ausmachen, hängt der Output der KI-Nutzung von der Eingabe ab. Es gilt: Garbage in, Garbage out. Wer unspezifische Eingaben macht, kann sich keine guten Ergebnisse erwarten.
Ja, aber stimmt es auch?
Zu verstehen, wie man gute Prompts schreibt, ist eines. Die Antworten zu hinterfragen, ist in Zeiten von Fake News noch viel entscheidender. Die aktuelle Ausgabequalität von etwa ChatGPT-3 ist noch zu begrenzt. Der Chatbot ist ein mächtiges Werkzeug, aber es kann auch großen Schaden anrichten, wenn man nicht aufpasst. Denn er produziert zahlreiche Ungenauigkeiten und Fehler. Deswegen ist das Entscheidende am Prompting, zu verstehen, wie man die Ergebnisse des KI-Tools überprüft, was nützlich ist, was nicht wahr ist. Um zu lernen, wie man KI-Tools am besten für den eigenen Bereich einsetzt, ist es ratsam, einfach mit dem Tool loszulegen, bis man bereit ist, einen Kurs zu besuchen.