MARKETING & MEDIA
© Martina Berger

Redaktion 21.02.2020

„Ich freue mich über den Rollenwechsel”

Paul Stuefer (l.) ist neuer Managing Director bei e-dialog. Gründer Siegfried Stepke konzentriert sich auf die Internationalisierung.

••• Von Laura Schott

Nach knapp 17 Jahren gibt e-dialog-Gründer Siegfried Stepke die Geschäftsführung für Österreich an Paul Stuefer ab, um sich selbst auf den Auf- und Ausbau der Agentur im restlichen D-A-CH-Raum zu konzentrieren. Wie es dazu kam, warum sich e-dialog strategisch neu aufstellt und was die beiden voneinander erwarten, erzählen sie im Gespräch mit medianet.


medianet: Herr Stepke, Sie haben e-dialog vor bald 17 Jahren gegründet und seitdem auch geführt. Was hat Sie dazu veranlasst, die operativen Agenden nun an Paul Stuefer abzugeben?
Siegfried Stepke: Der Gründer ist nicht zwingend der beste Geschäftsführer. Mir taugt es, spannende Kundenprojekte abzuwickeln, bei denen ich etwas weiterbringen kann. Tatsächlich wollte ich nie Manager oder Geschäftsführer werden, bin heute aber sehr viel mit Management beschäftigt. Der Paul wiederum will genau das – das ergänzt sich also wunderbar. Viele haben gesagt, dass ich es nicht schaffen werde, meine Managementagenden ganz abzugeben. Und sind jetzt überrascht, wie schnell es doch geht. Und ich freue mich einfach auf diesen Rollenwechsel.

medianet:
Herr Stuefer, wie sind Sie zu e-dialog gekommen?
Paul Stuefer: Ich habe e-dialog auf Kundenseite kennengelernt, als Head of Digital Business bei Magenta Telekom. Als ich mich dazu entschieden habe, mich beruflich weiterzuentwickeln, habe ich Siegfried Stepke getroffen, und da wir uns schon gekannt haben, sind wir rasch ins ­Gespräch gekommen und uns sehr schnell einig gewesen, dass wir zusammenarbeiten wollen. Das hat sich einfach super ergeben.

medianet:
Wie sind die Agenden nun unter Ihnen aufgeteilt?
Stuefer: Ich bin für den gesamten österreichischen Markt verantwortlich, für die Weiterentwicklung des Unternehmens und die operative Umsetzung. Wir haben ein Team von 45 Mitarbeitern – alle hochspezialisiert – und das wollen wir auch mehr nach außen tragen. Und auch unseren Kunden beibringen, was wir können. Das ist meine Agenda und mein Auftrag. Siegfried wird sich stark auf die Internationalisierung konzentrieren.

medianet:
Wie sehen denn Ihre Pläne in Sachen Internationalisierung aus?
Stepke: Wir haben letztes Jahr erfolgreich unseren Schweizer Standort in Zürich gestartet. Wir hatten immer schon Kunden im gesamten D-A-CH-Raum, aber tatsächlich vor Ort präsent zu sein, macht nochmal einen Unterschied. Einerseits kann ich dort nun mehr Zeit investieren, andererseits ist auch Deutschland auf der Roadmap. Auch hier sind bereits die ersten Schritte gesetzt.

medianet:
Möchten Sie längerfristig auch über den D-A-CH-Raum hinausgehen?
Stepke: Schauen wir mal …

medianet:
Wovon hängt das ab?
Stepke: Vom Paul. (lacht) Wir sind in der glücklichen Lage, dass uns niemand zu irgendetwas zwingen kann. Wenn es Sinn macht, denken wir darüber nach, aber jetzt machen wir einmal den D-A-CH-Raum. Es ist genug zu tun, es macht Spaß, da müssen wir nicht noch krampfhaft mehr machen. Wir können auch nur mit guten Mitarbeitern wachsen, und die wachsen wiederum nicht auf Bäumen. Also wachsen wir organisch.

medianet:
e-dialog richtet sich auch strategisch neu aus. Was wird sich ändern?
Stuefer: Ich war schon damals aus Kundensicht der Meinung, dass e-dialog eine Gruppe von hochspezialisierten Experten ist. Jeder einzelne. Das muss am Markt noch viel präsenter werden. Und deshalb haben wir uns dazu entschlossen, in der strategischen Ausrichtung als Fullservice-Agentur aufzutreten, die alle datengetriebenen Medien bedient. Von der Konzeption über die Kreation bis hin zur Ausspielung und der Analyse – dort sind wir zuhause und dort können wir den Kunden ganzheitlich betreuen.

In diesem Bereich haben wir ein ziemliches Alleinstellungsmerkmal auf dem österreichischen Markt. Das ist die erste Säule. Die zweite ist unsere Position als Unternehmensberatung, denn wir beraten Unternehmen im Bereich Marketingstrategie, -prozesse und -umsetzung. Das tun wir bereits und daher ist es uns umso wichtiger, das auch nach außen klar zu kommunizieren. Wir sind nicht nur die Datadriven-Advertising-Agentur, wir sind eigentlich viel mehr.

Stepke: In der tieferen Auseinandersetzung damit, wer wir sind und wer wir sein wollen, haben wir beide das Feedback mitbekommen, dass wir im Markt da draußen sehr schwer greifbar sind. Und das versuchen wir nun zu schärfen. Wenn es datengetrieben ist, dann machen wir es – und bitte habt keine Angst davor. Wir müssen uns alle damit auseinandersetzen. Besser früher als später.

medianet: Was erwarten Sie denn voneinander?
Stuefer: Die Offenheit für neue Themen und auch das Vertrauen, dass wir gemeinsam einen Weg beschreiten, der für das Team und das Unternehmen zukunftsträchtig ist. Wir setzen auf ein Thema, das immer relevanter wird. Jeder spricht von Datadriven Advertising. Siegi spricht davon seit über 16 Jahren. Dadurch wurde bei e-dialog in den letzten Jahren schon viel geschaffen. Das Vertrauen, das Bestehende voranzutreiben, das hat er mir schon entgegengebracht, und das weiter beizubehalten wäre schön.
Stepke: Ich erwarte mir, dass der Paul das Mittelmaß dazwischen findet, zu bewahren, was es zu bewahren gilt, und jene Bereiche voranzutreiben, wo auch etwas weitergeht. Dass er erkennt, in welchen Bereichen das Sinn macht, und dass er dort Neues einbringt, wo ich vielleicht ausgelassen habe. Ich bin meinen individuellen Weg gegangen, den kann der Paul nicht gehen. Das wäre absurd. Was ich mir noch erwarte – das haben wir auch in den Vorgesprächen ausführlich diskutiert –, ist, dass er unsere Werte weiterträgt. Ein wichtiges Fitting-Kriterium war, dass er sich mit diesen Werten identifizieren kann.

medianet:
Um welche Werte geht es dabei?
Stepke: Dass wir bei all dem Business unseren Kollegen, Partnern und Kunden mit Menschlichkeit begegnen. Dass das Business nicht zwingend an erster Stelle steht. Da kann es durchaus vorkommen, dass wir uns aus einer Geschäftsbeziehung zurückziehen, wenn die Wertschätzung nicht passt. Gleichzeitig sind wir da auch ständig am Lernen – uns weiterentwickeln.
Stuefer: Das Kulturthema ist auch für mich wirklich ein sehr wichtiges. Es macht nur Spaß, in einem Unternehmen zu arbeiten, hinter dem man auch zu 100 Prozent steht. Und das ist bei e-dialog absolut der Fall. Als wir die Gespräche geführt haben, habe ich gemerkt: Da ticken wir einfach gleich.

medianet:
Letztes Jahr wurden Sie dafür mit einem Top Ten-Platz von Great Place to Work ausgezeichnet ...
Stepke: Richtig. Und tatsächlich war das die Auszeichnung, auf die ich am meisten stolz bin. Das war wirklich ein Meilenstein für mich.

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