••• Von Dinko Fejzuli
Diese Woche stellten Stadtrat Peter Hanke und Wien Holding-Geschäftsführer Oliver Stribl gemeinsam mit Journalisten und renommierten Persönlichkeiten aus Wirtschaft und Verwaltung den Sammelband „Digitale Melange” vor. Das Buch vereint Perspektiven und Expertenwissen rund um Künstliche Intelligenz (KI) und beleuchtet die Chancen und Herausforderungen, die KI für Wirtschaft, Forschung, Politik und Verwaltung bietet.
Das Werk soll auch Führungskräften und IT-Abteilungen als wertvolle Orientierungshilfe und dienen.
medianet bat den Stadtrat anschließend zum Interview.
medianet: Herr Hanke, die Stadt Wien beschäftigt sich seit rund zwei Jahren intensiv mit dem Thema Künstliche Intelligenz. Wie würden Sie den aktuellen Entwicklungsstand beschreiben, und wie weit ist Wien in diesem Bereich bereits gekommen?
Peter Hanke: Wir sind schon 2018 mit der ersten Version unserer Digitalen Agenda gestartet und haben diese kontinuierlich weiterentwickelt. Im Oktober hat der Wiener Gemeinderat dazu einen weiteren Beschluss gefasst, der bis 2030 gilt. Längerfristige Planungen sind schwer umsetzbar, da niemand genau vorhersagen kann, wie schnell sich Technologien wie KI entwickeln werden. Aber wir haben bisher schon erfolgreich gezeigt, dass wir bereit sind, neue Wege zu gehen, beispielsweise durch den Einsatz von Chatbots, die den Bürgern direkt helfen können.
medianet: Vor welchen Herausforderungen steht man aktuell?
Hanke: Jetzt stehen wir vor der Herausforderung, KI für Prozessoptimierungen in einer Großstadtverwaltung sinnvoll zu nutzen – und das bei knappen Ressourcen, denn das Geld wird ja nicht mehr. Unsere Verwaltung soll noch effizienter werden, um den steigenden Anforderungen gerecht zu werden, ohne dabei mehr Personal einzusetzen. Dabei geht es nicht nur um KI, sondern auch um Digitalisierung im weiteren Sinne, etwa, um Verwaltungsabläufe zu automatisieren und die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von diesen Aufgaben zu entlasten.
medianet: Welche Rolle spielt KI für die Stadtverwaltung nach außen und innen, insbesondere in Bezug auf die Effizienzsteigerung und den Nutzen für die Bürger?
Hanke: Der Nutzen ist für beide Seiten wichtig. Intern liegt der Fokus darauf, Prozesse zu optimieren und die Abläufe effizienter zu gestalten. Extern, also für die Bürger, legen wir den Schwerpunkt darauf, die Vorteile spürbar zu machen.
Aber es geht auch um die Rolle von Wien auf dem internationalen Parkett. Wir haben hier viel hochkarätigen Besuch aus dem Ausland, wo sich viele Delegationen unsere Arbeitsweisen in der Verwaltung ansehen, und da können wir mit KI-Unterstützung in verschiedenen Sprachen die Informationen zur Verfügung stellen.
medianet: Weil sie die Vielsprachigkeit ansprechen – Wien hat eine sehr diverse Bevölkerung. Wie unterstützt KI die Stadtverwaltung dabei, Menschen mit unterschiedlichem sprachlichen Hintergrund besser zu erreichen?
Hanke: KI kann uns dabei enorm helfen. Mithilfe von Avataren können wir nun Menschen in ihrer Muttersprache erreichen und so die Kommunikation deutlich verbessern. Das bedeutet mehr Nähe und Vertrauen. Ich denke, dass ein modernes Stadtbild davon lebt, solche Technologien aktiv einzusetzen. In Wien gibt es große serbische, türkische und andere internationale Communitys. Wenn wir ihnen Informationen in ihrer Muttersprache bieten, stärkt das die Verbindung zur Stadtverwaltung und erleichtert den Zugang zu Informationen und Dienstleistungen. Es geht uns darum, KI im Sinne der Bürger zu nutzen und die Vielfalt der Stadt zu berücksichtigen, ohne jedoch die Technologie zum Selbstzweck einzusetzen. Vielmehr soll sie eine Brücke zwischen der Verwaltung und den verschiedenen Bevölkerungsgruppen schlagen.
medianet: Lassen Sie uns zum Abschluss kurz auf eine persönlichere Ebene wechseln – nutzen Sie selbst persönlich KI im Alltag?
Hanke: Ich nutze ChatGPT privat, aber auch hin und wieder beruflich, etwa wenn ich schnell Informationen brauche oder Zahlen aktualisieren möchte. Aber auch wenn ich die Vorzüge dieser Technologie zu schätzen weiß, bleibe ich als jemand, der 1964 geboren ist, noch vorsichtig und überprüfe die Informationen gerne ein zweites Mal. Mir ist es wichtig, dass alles korrekt ist, bevor ich es weiterverwende.