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Redaktion 20.03.2020

Klassische TV-News: in der Krise gefragt

Das Publikum sucht vermehrt Infos im guten alten ­Fernsehen – davon profitieren auch Sender wie Puls 24 und ORF III.

••• Von Dinko Fejzuli

In Zeiten wie diesen, wenn der Großteil der Menschen in den eigenen vier Wänden festsitzt, wenn Vereine, Sport und Partys pausieren, bekommt TV als Freizeitbeschäftigung eine ganz neue Wertigkeit.

Noch wichtiger: Faktenbasierte Nachrichten sind relvanter denn je. Die österreichischen Sender haben sich auf die neuen Gegebenheiten schnell und professionell eingestellt.
Neben den verlängerten News-Formaten und Sondersendungen auf den jeweiligen Hauptsendern wie ORF eins, ORF, Puls 4 oder ATV haben die reinen Informationssender wie ORF III, Puls 24 oder auch oe24tv Hochkonjunktur – zumindest, was den Zuschauerzuspruch betrifft. Entsprechend wurde auch das Programm bei diesen Sendern adaptiert.

ORF III: Programm adaptiert

So hat der ORF Informations- und Kultursender ORF III längst auf die Coronakrise reagiert und sein Programm entsprechend angepasst: „Kultur Spezial” etwa mit einer Analyse, wie sich die Coronakrise auf die heimische Kulturlandschaft auswirken wird, Live-Übertragungen diverser Regierungs-Pressekonferenzen, die „ORF III Aktuell”-Sondersendung am 13. März bzw. Rund-um-die-Uhr-Informationen über die aktuellen Entwicklungen. ORF III berichtet in der täglichen „Kultur und Information”-Sendung jeweils Montag bis Freitag um 19:30 auch in leicht verständlicher Sprache. Darüber hinaus überträgt ORF III weiterhin Plenarsitzungen des österr. Parlaments; ZIB-Sendungen werden aus dem Hauptprogramm durchgeschaltet.

Zudem bittet ORF III-Chefredakteurin Ingrid Thurnher in „Politik live” Gäste zum Talk, und die monatliche Kabarett-Show „Die Tafelrunde” mit Gerald Fleischhacker läuft derzeit wöchentlich, aus Sicherheitsgründen mit Videoschaltungen zu anderen Kabarettisten, um die kabarettistische Woche revue passieren zu lassen.

Milborn: „Fokus auf Fakten”

Auch der österreichische News-Sender Puls 24 hat sein Programm aus aktuellem Anlass sofort umgestellt, Magazine und Talk-Formate vom Sender genommen, um noch mehr Platz für eine breite Palette aktueller News-Sendungen zu haben.

Was genau die Krise für „ihren” Sender bedeutet, dazu befragte medianet Puls 24-Chef­redakteurin Corinna Milborn.


medianet:
Die Coronakrise trifft alle Branchen mit voller Wucht. Es ist zu befürchten, dass die Medien besonders hart getroffen werden. Auf der anderen Seite erfährt gerade das klassische, lineare Fernsehen einen erhöhten Zuschauerzulauf. Worauf führen Sie das zurück?
Corinna Milborn: Fernsehen liefert – eine kleinere Station mal ausgenommen – gesicherte Information, für alle gleich und gleichzeitig. In Krisenzeiten ist es daher der erste Schritt, den Fernseher aufzudrehen. Wir haben mit dem neuen Nachrichtensender Puls 24 unglaublich hohe Nutzerzahlen und sehr, sehr viele Fragen von Seherinnen und Sehern, die wir beantworten oder an Politiker und Experten stellen. Zwischen den vielen Gerüchten, Verschwörungstherorien und Falschmeldungen kann man sich hier informieren. Und Unterhaltung brauchen Leute, die den ganzen Tag zu Hause sind, natürlich auch dringend.

medianet:
Inwieweit wirkt sich die aktuelle Situation auch auf das Programm von Puls 24 aus und wie haben Sie darauf reagiert?
Milborn: Wir bekommen so viele Fragen, und die Entwicklungen sind so schnell, dass wir alle Talksendungen und Magazine gestrichen haben und den ganzen Tag Nachrichten bringen. Es gibt sehr viel zu kommunizieren: Verhaltensregeln, Verordnungen, neue Zahlen, Auswirkungen auf alle Lebensbereiche, die Situation in anderen Ländern, dazwischen immer wieder knappe Zusammenfassungen – wir sind sehr froh, dass wir diesen 24h- Sender haben …

medianet:
Puls 24 ist ein noch relativ junger News-Sender mit einer jungen Mannschaft die jetzt quasi 24/7 auf Sendung ist. Wie meistert man diese Situation?
Milborn: Wir waren ja schon seit 1. September 2019 24/7 auf Sendung und haben schon eine gewisse Routine. Was jetzt neu ist, ist die Art der Kommunikation – aus Sicherheitsgründen gibt es keine Meetings und getrennte Räume für kleine Grüppchen und neue Sendungsformen, weil wir hauptsächlich per Skype interviewen und keine Diskussionen veranstalten. Inzwischen läuft es aber mit den neuen Regeln gut.

medianet:
Die Lage im Land ändert sich quasi stündlich – wie weit kann man da als TV-Sender überhaupt vorplanen und wo muss man improvisieren?
Milborn: Wir berichten immer live das, was ist. Vorgeplant ­werden die Interviewslots mit Ministerinnen und Ministern und Expertinnen und Experten, der Inhalt ist immer minuten­aktuell.

medianet:
Abseits der Krisenstimmung und der negativen Auswirkungen der Coronakrise: So wie CNN damals durch den damaligen Irak-Krieg einen Boost erfahren hat, ist die aktuelle Situation, so schlimm sie ist, auch eine Chance für Sender wie Puls 24, sich bei einem größerem Publikum zu etablieren?
Milborn: Ja, es finden uns jetzt viel mehr Menschen, die auf der Suche nach Information durch die Kanäle zappen und bleiben. Dass A1 TV uns jetzt auch eingesetzt hat, ist auch sehr nützlich. Wir bemühen uns mit vollem Einsatz, unsere Aufgabe zu erfüllen: Sachliche, geprüften Information und kritische Beobachtung gemäß unserem Motto ‚Wir beleuchten beide Seiten'.

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