EISENSTADT Das Nova Rock, Österreichs größtes Rock Festival bringt jährlich rund 200.000 Besucher und damit eine hohe Wertschöpfung ins Burgenland. Mit der Erfassung der Event-Camping-Übernachtungen ist nun ein langersehnter Wunsch im burgenländischen Tourismus erfüllt worden.
Burgenland Tourismus-Geschäftsführer Didi Tunkel erklärt, dass jetzt endlich ein fairer Vergleich mit den anderen Bundesländern, die die Camping-Nächtigungen bei Festivals und großen (Sport-) Events schon lange in der Statistik führen, gezogen werden könne. „Ein Vergleich mit unseren steirischen Nachbarn verdeutlicht die Bedeutung dieses Schrittes. Im Sommer erzielt die Steiermark durch Veranstaltungen wie die Formel 1 und MotoGP hunderttausende Übernachtungen in diesem Segment. Endlich werden hier bei den Nächtigungszahlen ‚Äpfel mit Äpfeln‘ verglichen.“ Die Erfassung hat große Auswirkungen. „Wären 2021 und 2022 die Nova Rock-Nächtigungen bereits in der Statistik integriert gewesen, hätte das Burgenland nicht nur 2021, sondern auch 2022 die Spitzenposition im Österreichvergleich beim Zuwachs der Nächtigungszahlen innegehabt“, so Didi Tunkel. Als nächstes sollen sukzessive auch die Camping-Nächtigungen bei anderen Festivals wie etwa in Wiesen oder Bildein mit dem Picture On Festival in die offizielle Landesstatistik integriert werden.
Juni ohne Nova Rock rückläufig
Dennoch war der Juni im Vergleich zum Vorjahr, wenn man die rund 137.000 Nova Rock-Camping-Nächtigungen außer Acht lässt, rückläufig. Es fehlen hier rund 40.000 Nächtigungen (-11,7 %) auf das Volumen von 2022. Insbesondere die nächtigungsstarken Gemeinden rund um den Neusiedler See mussten starke Einbußen in Kauf nehmen. In Summe verzeichnet das Burgenland im 1. Halbjahr mit rund 1,23 Mio. Übernachtungen (ohne Nova Rock) in etwa gleich viele (-0,3%) wie im Vorjahr.
Umfrage bestätigt: Medienberichterstattung und DOK1 Beitrag wirken sich nach wie vor negativ aus
Rund um den Neusiedler See leiden die Beherbergungsbetriebe in allen Kategorien noch immer sehr stark unter der medialen Berichterstattung rund um den Wasserstand des Sees. Während der See heuer bis dato optimale Bedingungen bietet, sind laut einer repräsentativen Umfrage vom Marktforschungs-Institut Telemark Marketing bei potenziellen Gästen in Wien, Niederösterreich und der südlichen Steiermark rund ein Drittel der Befragten von Medienberichten, insbesondere der Dok1 Reportage im ORF, negativ beeinflusst. Eine zweite Umfrage unter den Beherbergungsbetrieben bestätigt dies. Rund 60 % der befragten Betriebe geben an, dass die Berichterstattung sich klar negativ auf das Buchungsverhalten ausgewirkt und zu vielen Stornos geführt hat, ebenso viele Betriebe hatten Buchungsrückgänge, die sie auf die Berichterstattung zurückführen, zu verzeichnen.
Stark verändertes Urlaubsverhalten
Geschäftsführer Tunkel analysiert die Entwicklungen und erkennt, dass sich das Urlaubsverhalten generell stark verändert hat: Flugreisen explodieren und Südeuropa ist bei Österreichern sehr gefragt. Gleichzeitig nimmt der Inlandsurlaub ab, während die Aufenthaltsdauer bei Reisen kürzer wird. Nachdem das Burgenland, das rund 80 Prozent österreichische Gäste hat, in den Jahren 2021 und 2022 sehr stark von der hohen Nachfrage nach Inlandsurlaub profitierte, ist es nun überproportional von der Reiselust ins Ausland betroffen. Weiters fiel Pfingsten heuer in den (verregneten) Mai, anstatt wie 2022 in den Juni, wodurch viele „Verlängerte-Wochenend-Gäste“ fehlen. „Aufgrund der immer kurzfristigeren Buchungen haben wir im Rahmen der seit Anfang Mai laufenden Sommer-Kampagne kürzlich eine ‚Last-minute‘-Kampagne gestartet, um das Potential der kurzfristigen Bucher zu aktivieren. Dabei setzten wir unter anderem auf Bewegtbild, um die aktuelle Situation am Neusiedler See zu zeigen. Gäste sollen sehen, dass ein wunderschöner Urlaub am See uneingeschränkt möglich ist“, erläutert Tunkel.
Bei Österreicherinnen und Österreichern ist in diesem Jahr laut einer Umfrage des Fachverbands der Reisebüros aus dem Frühjahr Kroatien die beliebteste Destination, wenn sie mit Pkw, Bus oder Bahn verreisen wollen, gefolgt von Italien an der zweiten Stelle. Bei Flugreisen ist Griechenland das Reiseziel Nummer eins, gefolgt von Spanien und der Türkei, und auf der Fernstrecke sind es Thailand, die Malediven und die USA.
Aktuell gehen Experten der ETC (European Travel Commission), der Dachorganisation von 37 Tourismusmarketing-organisationen in Europa, davon aus, dass sich das Urlaubsverhalten in den nächsten Jahren weiter massiv ändern wird. Angeführt werden zwei Thesen, einerseits die „Flucht vor der Hitze aus dem Süden Europas“, andererseits ein Trend zur Verlagerung des Urlaubs außerhalb der Sommersaison, hauptsächlich in den Herbst. Diese Trends können für das Burgenland in Zukunft durchaus positive Auswirkungen haben und werden vom Burgenland Tourismus in der strategischen Planung, der Marktbearbeitung und der Kundenansprache entsprechend berücksichtigt.