••• Von Gianna Schöneich
Man stelle sich in einen großen Zauberkasten, eine geheime Hintertür öffnet sich und man ist plötzlich im Kinderland „Dachboden Zauber”. Viel Holz, ein riesiges Schaukelpferd – Vintage-Flair.
Im Donau Zentrum in Wien hat Robert Steiner den Dachboden Zauber geschaffen, ein Kinderland, das so aussieht wie es klingt. „Wir erzählen Geschichten. Wir verpacken das Playland in eine Emotion”, erklärt der ORF-Moderator und Inhaber von Steiner Familyentertainment im Interview mit medianet.
20-jähriges Jubiläum
Die Zielgruppe, die Steiner anspricht, sind die 3- bis 11-Jährigen. Im Dachboden gibt es auf 800 m² viel zu entdecken – eine Leseecke mit einer Glasscheibe, durch die man in das Einkaufszentrum sehen kann, ein Puppenhaus, Klettergerüst und ein Forscherzimmer – ein wahrgewordener Kindertraum, der ganz ohne Bildschirme auskommt.
„Die Kinder sollen basteln, Spaß haben, sich austoben, laufen, schreien und begeistert sein. Computerspiele können sie immer spielen, in meinen Kinderländern sollen sie das tun, was sie sonst vielleicht nicht machen können.” Dabei spricht laut Steiner nichts gegen die Digitalisierung. In einer seiner Bühnenshows erklärt er beispielsweise, welche Apps für Kinder sinnvoll sind.
Steiner Familyentertainment feiert heuer sein 20-jähriges Jubiläum. Sind Kinder tatsächlich anspruchsvoller geworden? „Wenn man dieses Thema auf die Wirtschaft umlegt, stimmt das sicherlich. Früher war es ausreichend, wenn man beispielsweise als Raststation einen Kindertisch mit Buntstiften und Papier aufgestellt hat und das ganze ‚Kinderecke' genannt hat. Jedes Smartphone unterhält mittlerweile besser. Und für diese Zwecke bieten wir zeitgemäße Angebote – abseits der Gadgets.”
Kinder haben Macht
Steiner kreiert ganze Welten – und ist damit erfolgreich. Ein Playland gehört mittlerweile zum Fullservice von Einkaufszentren: „Einkaufen gehört zu den Dingen, die Kinder nicht mögen. Im Donau Zentrum kann man sein Kind für bis zu drei Stunden im Dachboden Zauber abgeben. Sie haben einen Riesenspaß und wollen dorthin immer wieder zurück. Das bringt auch die Eltern immer wieder zurück ins Haus, denn diese profitieren von einem stressfreien Shopping-Erlebnis. Kinder haben einen großen Machtfaktor; will ein Kind in den Dachboden Zauber, dann ist die Fahrt ins Donau Zentrum entschieden.” Um dem Thema Playlands gerecht zu werden, gründete Steiner ein weiteres Unternehmen: Steiner Kidsentertainment, mit einem eigenen Personalstock.
Das Logo von Steiner Familyentertainment ist ein fünfzackiger Stern. Dabei beschreibt jede Zacke einen eigenen Geschäftsbereich. Neben den Playlands verantwortet das Unternehmen auch Media und Content. Neben Steiners Radiosendung „Wow” auf Radio Wien werden auch Handelsketten wie etwa Billa mit Content für deren Kindermagazine versorgt. Über die vielen Jahre hat sich zahlreiches Equipment angesammelt, welches auch vermietet wird – von der Kletterwand bis zum Surfsimulator oder ganzen Showbühnen. Außerdem führt Steiner Auftritte mit sämtlichen Filmfiguren wie den Minions oder den Schlümpfen durch. Den größten Geschäftsbereich bilden die Events, heuer waren dies über 300.
Steiners absolutes Highlight im Jubiläumsjahr war das Nivea Familienfest, welches heuer ebenfalls ein Jubiläum feierte: 25 Jahre. Steiner Familyentertainment betreut Österreichs größte Sommerferientour bereits seit 17 Jahren. Seither ist die Tour immer weiter gewachsen. Man verzeichnet mittlerweile 250.000 Besucher pro Sommer. Mit dem großen Nivea-Spendenmarathon konnte Steiner für die Organisation SOS-Kinderdorf in all den Jahren bereits 4,5 Mio. € Spenden generieren.
„Das Nivea Familienfest beschreibt am besten, was Familyentertainment meint. Kinder kommen nie allein; sie kommen mit ihrer Familie, die ich als Ganzes unterhalten und begeistern muss.” Das Nivea Familienfest macht in jedem Bundesland in einem Ferienort für zwei Tage Station. Da gibt es dann: Bühnenprogramm, Glücksrad, Spieleshows, ein aufblasbarer, 1.000 m² großer Sportplatz, Basteln, Kinderschminken & die Top-Stars der Kinder.
Robert Steiner ist bekannt aus Fernsehen und Radio. Vor 20 Jahren startet er seine Agentur im Wohnzimmer. Heute besitzt er ein Unternehmen mit 360 Palettenplätzen Equipment und elf fixen Mitarbeitern: „Wir sind ein perfekter Dienstleister geworden.” Anfänglich wird Steiner für seine Idee „Familyentertainment” belächelt: „Darüber kann ich heute nur lachen. Wie man sieht, erwachen mittlerweile unter anderem große Marken sowie der Tourismus und setzen auf das Thema. Es ist ein Riesenbusiness und es leben sehr viele Menschen davon”.
Die Welt ist bereits kreiert
Doch bei der Thematik Kinder kann auch vieles schiefgehen. „Viele Erwachsene, die zum Beispiel in der Marketingabteilung eines Unternehmens sitzen, oder in einer Werbeagentur tätig sind, können sich nicht mehr in ihre eigene Kindheit zurückdenken. Diese Welt der Kinder ist bereits kreiert, man kann neue Geschichten erzählen, doch wenn ich etwas Neues erzählen möchte, brauche ich viel Kraft und Energie, das tatsächlich zu den Kindern zu bringen.” Steiner Familyentertainment entwickelt nicht nur ganze Projekte & Gesamtkonzepte bzw. betreibt oder baut Playlands, sondern man sieht sich auch als Berater.
„Viele Unternehmen und auch Agenturen holen uns als unterstützende Agentur hinzu. Die Zielgruppe ist unser Kernbereich, wir haben die Expertise. Wer bei uns anruft, bekommt nicht nur eine Bühne, eine Tonanlage, Moderatoren und Spielestationen, sondern auch Inputs und Konzepte sowie die nötige Beratung. Wir decken das komplette Portfolio ab.”
Für 2017 stehe schon die komplette Planung, erzählt Steiner – viel erzählen darf er nicht: „Kinohighlights werden auf jeden Fall ‚Ich einfach unverbesserlich 3' und ‚Die Schlümpfe' sein. Außerdem werden wir ein weiteres großes Kinderlandprojekt umsetzen.”
Das ehrlichste Publikum
Doch woher kommt die Begeisterung für die Kinderwelt? „Die Kinderunterhaltung ist für mich ein Segen. Hier kann ich all meine eigenen Kinderträume wahr werden lassen. Ich habe schon viele Veranstaltungen für Erwachsene moderiert – da muss ich mich nicht großartig bemühen, denn die hören ohnehin brav zu. Bei Kindern ist das anders, sie sind das ehrlichste Publikum. Überzeuge ich nicht, sind sie weg.”