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Am Mittwoch hat die Europäische Union wegen des russischen Angriffs auf die Ukraine die Verbreitung von Inhalten der russischen Staatsmedien RT und Sputnik in Fernsehen und Internet untersagt.

Redaktion 04.03.2022

Mehr als nur Putins Sprachrohr

Der britische Medienexperte Stephen Hutchings über die Hintergründe des Propagandasenders RT.

••• Von Josephine Wolfram

WIEN. In einem von forum journalismus und medien wien (fjum), Erste Stiftung und Presse­club Concordia veranstalteten Online-Gespräch gab der britische Medienexperte Stephen Hutchings am Montag einen Einblick in den Kreml-treuen Sender RT (ehemals „Russia Today”).

Minimaler Einfluss

RT stelle, so Hutchings, ein Instrument des russischen Verteidigungsministeriums dar und wird für Propaganda genutzt.Erstaunlich: Trotz 22 Büros weltweit und rund 1.000 Journalisten betrachtet Hutchings den Sender dennoch als wenig einflussreich. „In Großbritannien sind es 300.000 bis 400.000 Zuseher. Verall­gemeinernd kann man sagen, dass in der westlichen Hemisphäre die Einschaltquoten unbedeutend sind.”

In den Sozialen Medien kommt der Sender besser an. RT zählt auf Twitter rund zwei Mio. Follower, mit dem YouTube-Kanal sogar rund 4,5 Mio. Zuseher, wobei die Plattform den Zugang zu RT inzwischen gesperrt hat.
Finanziert wird der Sender direkt vom russischen Staat. Das Budget von rund 350 Mio. € pro Jahr „ist im Vergleich zu anderen russischen oder sogar internationalen Kanälen sehr hoch”. RT wird in sieben Sprachen übersetzt – Russisch, Französisch, Spanisch, Englisch, Deutsch, Arabisch und Mandarin.

Folgenschwerer Boykott

Die Frage, ob RT eine Bedrohung für die Sicherheit darstelle, bejaht Hutchings: „Der Grundgedanke ist, dass RT mit Narrativen arbeitet, die eine bestimmte Gesellschaft in ein schlechtes Licht stellen. Das können sowohl Narrative von links als auch von rechts sein.” Ein Abdrehen des Senders bewertete Hutchings allerdings als folgenschwere Handlung. „Ich wäre überrascht, wenn das Verbot von RT in Europa und vielleicht auch in Großbritannien nicht zu einem entsprechenden Verbot von etwa BBC führen würde. Und das ist überhaupt nicht gut”, argumentierte er. Das würde schlussendlich bedeuten, dass der russischen Bevölkerung wichtige journalistische Informationen entzogen werden.

Die Deutsche Welle trägt die Konsequenzen bereits: Nachdem die deutsche Regulierungsbehörde entschieden hatte, dem russischen Sender RT DE die Ausstrahlung in Deutschland zu verbieten, entzog das russische Außenministerium der Deutschen Welle die Lizenz. Auch Magenta Telekom hatte RT ausgesetzt.
Am Mittwoch zog die EU Konsequenzen und verbot wegen des russischen Angriffs auf die Ukraine die Verbreitung von Inhalten der russischen Staatsmedien RT und Sputnik in TV und Internet.

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