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Nach dem Brexit: Am Wahlabend jubelten die Sieger noch ausführlich – aber nicht lange.

Dinko Fejzuli 01.07.2016

Much ado about nothing

Was sagt die heimische und internationale Kommunikations­branche zum Brexit? Wir haben uns bei den heimischen ­Netzwerkagenturen mal umgehört.

••• Von Dinko Fejzuli

LONDON/WIEN. Die Brexit-Folgen für die nationale und internationale Wirtschaft sind noch nicht abzusehen. Ob und wie weit auch die Kommunikationsbranche davon betroffen sein wird, das wollten wir von heimischen Branchenteilnehmern wissen und haben uns vor allem bei jenen umgehört, die in internationalen Netzwerken „eingehängt” sind.

Rudi Kobza etwa, der gerade dabei ist, sich aus seinem Netzwerk zu verabschieden, meint gegenüber medianet: „Jede Schwächung der EU ist automatisch eine Schwächung der Kommunikationswirtschaft. Bis hin zu Ausbildungsmöglichkeiten für die Jugend ist ein Brexit so notwendig wie ein ‚Stein am Schädel' … Also: Besser drin, als draußen, liebe Freunde Großbritanniens!”
Sebastian Bayer, CEO von Y&R Wien, ebenfalls eingehängt ins internationale Y&R-Netzwerk, sieht die Sache auf nationaler Ebene eher unaufgeregt: „Obwohl die Auswirkungen im Moment noch nicht seriös einschätzbar sind, erwarte ich mir für die Kommunikationsszene in Österreich keine großartigen Auswirkungen. Wirtschaftlich wird man sich irgendwie arrangieren – natürlich kann es aber in UK und ganz Europa mittelfristig zu einer Verlangsamung der Konjunktur kommen, was dann auf sämtliche Bereiche der Wirtschaft gewisse Auswirkungen hätte.
Als Netzwerk-Agentur erwarte ich hier keine besonderen Effekte, da unser Geschäft ohnedies zu 95% lokal ist und schon gar keinen besonderen Bezug zur Insel aufweist. Der gesellschaftliche Effekt wird vermutlich stärker sein. Ich könnte mir vorstellen, dass es gerade bei der für die Kommunikationsbranche so wichtigen agilen Jugend aufgrund des Ausscheidens aus der EU zu einem personellen Aderlass für die britische Szene kommt. Aber im Moment heißt es eh: abwarten und Tee trinken.”

Kommunikation ohne Grenzen

Friederike Müller Wernhart, CEO der Group M-Agentur Mindshare, weist auf die Grenzenlosigkeit von Kommunikation hin: „Aus Kommunikationssicht gibt es keine materiellen Grenzen für den Austausch oder die Abstimmung von Strategien über Grenzen hinweg.

Als globales Netzwerk agiert Mind­share unabhängig von Wirtschaftsräumen und politischen Regionen. Budgetmäßige Auswirkungen sind vielleicht bei globalen Unternehmen derzeit noch nicht absehbar, wurden aber bisher auch lokal verantwortet. Vielleicht ist Wien dann ja attraktiver für Konzern-Zentralen, denn immerhin liegt es inmitten von Europa, hat attraktive Mieten, die Lebenshaltungskosten sind niedriger und die Steuerbelastung vergleichbar. Aber Scherz beiseite – eine tiefer gehende Analyse kann dann gemacht werden, wenn die Bedingungen und Übergänge vorliegen.”
Und Saskia Wallner, Geschäftsführerin der PR-Agentur Ketchum Publico, sieht die ganze Gelegenheit eher gelassen: „Für die österreichische Agenturszene sehe ich keine nennenswerten Auswirkungen des Brexit. Unser European Team in London und meine Kollegen von Ketchum UK agieren derzeit zurückhaltend nach dem Motto ‚Let the dust settle and avoid adding to confusion'. Für eine seriöse Einschätzung der Konsequenzen ist es derzeit einfach zu früh.”

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