••• Von Nadja Riahi und Laura Schott
WIEN. Wenn die Agenturen ihre Arbeiten für die CCA-Venus eingereicht haben, haben sie den schwersten Part – die Entwicklung der Kampagnen – bereits hinter sich. Für die Jury des Creativ Club Austria fängt die Arbeit dann erst an: Über 100 Juroren wählten aus 640 Arbeiten die 118 besten aus – und das innerhalb eines einzigen Tages.
Das alles geschah unter den wachsamen Augen von Jo Marie Farwick, Gründerin der Hamburger Agentur Überground und diesjährige Jurypräsidentin der CCA-Venus. Wir haben Jo Marie Farwick gefragt, worauf sie bei Gewinnern der CCA-Veneres besonderen Wert legt und was die Branche von diesen lernen kann.
medianet: Frau Farwick, mit welchen Aufgaben wurden Sie als Jurypräsidentin durch diese Position betraut und welche Herausforderungen ergaben sich daraus?
Jo Marie Farwick: Herausforderung: nicht in Ehrfurcht vor dem Amt zu erstarren und einen positiven, motivierenden, echten Beitrag zur Bewertung all dieser Arbeiten zu leisten. Müssen aber die Juries sagen, ob das geklappt hat. Ich hatte großen Spaß.
640 Arbeiten an einem Tag zu bewerten, ist eine ziemliche Herausforderung für die Jurorinnen und Juroren. Gold wurde trotz gestiegener Einreichungen seltener als im Vorjahr vergeben. Es gab intensive Diskussionen in der Jury. Es gibt wenig Zeit für die Bewertung einzelner Arbeiten. Gewinner müssen wirklich in wenigen Augenblicken für Begeisterung sorgen und überzeugen. Das Resultat kann sich sehen lassen; es hat Vorbildwirkung für die gesamte Branche!
medianet: Worauf haben Sie persönlich bei der Auswahl der Gewinner der CCA-Veneres ganz besonderen Wert gelegt?
Farwick: Ich habe ja nicht persönlich die Gewinner ausgewählt; ich finde aber, dass die Juries in ihrer Funktion als schlauer, Superkreations-Venus-Filter herausragendes Handwerk, außergewöhnliche Ideen und alles in allem sensationelle Arbeit topgut herausgearbeitet haben.
medianet: Das Zusammenspiel von innovativen Ideen, ausgezeichnetem Handwerk und relevantem Zugang – das ist die Voraussetzung für jene kreativen Arbeiten, die eine CCA-Venus verdienen. In welchem Verhältnis stehen diese drei Anforderungen zueinander? Und welche Rolle spielt Kreativität dabei?
Farwick: Na, ohne kluge, gute, neue Gedanken und exzellente, nahbare Ausführung schafft es keine Idee, die Menschen nachhaltig zu begeistern – ob in der Petrischale Jury oder da draußen im echten Leben. Und das ist es doch, was richtig gute Kreation – oder Buzzword-Alarm ‚Kreativität' – doch im Kern ausmacht.
medianet: Die Preisträger der CCA-Veneres setzen Maßstäbe für die gesamte (österreichische) Branche. Was kann die Branche von den diesjährigen Gewinnern lernen?
Farwick: Mut zu großen Gedanken zahlt sich aus.
medianet: Lässt sich bei den eingereichten Arbeiten eine gewisse Richtung, ein gewisser Trend beobachten? Wenn ja, wie sieht dieser aus und wie positiv oder negativ beurteilen Sie die Entwicklung?
Farwick: Create a meaning – also mehr als reine Produktwerbung, die in sogenannten Werbepausen sendet, hin zu Kommunikation, die von Menschen auch gesehen werden will. Das finde ich sehr sehr gut.
Und: Wenn wir das nicht weiter und immer besser machen, werden wir und unsere Branche obsolet – die Unken krähen es ja schon lange von Dächern. Oder waren es die Krähen, die unken?