MARKETING & MEDIA
Gianna schöneich 30.03.2018

Scheinheilige ­Praktiken

Das Thema Datenschutz, Transparenz vs. Facebook ist kein neues.

Kommentar ••• Von Gianna Schöneich

 

LÄCHERLICH. Facebook will eine zentrale Seite für Datenschutz-Einstellungen einführen. User können dann auf einer Seite die über sie gesammelten Daten überprüfen und, wenn gewollt, löschen. Bisher musste man dafür gefühlt Tausende Menüpunkte aufrufen – nach dem Datenskandal eine super Idee. Natürlich bleibt offen, wer sich tatsächlich die Mühe antut. Es ist zwar nett, dass bereits gesammelte Daten gelöscht werden können, aber interessant wäre doch zu erfahren, zu was sie verwendet wurden. Ein gutes Statement ist sicher auch, dass beispielsweise der Playboy oder Tesla ihre Facebook-Seiten löschten und so gegen die Praktiken des Sozialen Netzwerks protestieren. Auf Instagram sind sie zwar noch, aber da wird mit den Daten sicher gewissenhafter umgegangen – natürlich hat all das gar nichts damit zu tun, dass für jüngere Nutzer Instagram mittlerweile wichtiger als Facebook ist. Die Commerzbank beispielsweise stoppte wegen des Datenskandals die Werbung auf Facebook und will jetzt „der aktuellen Aufklärung den nötigen Raum geben” und dann entscheiden, wie man weitermacht. So ganz klar ist das Problem rund um Facebook und den Datenschutz – zumindest mir – nicht. Ist es nicht lächerlich, sich heute über den Datenschutz aufzuregen, wo wir doch viele Jahre unsere Profile freiwillig und mit größter Freude mit Informationen über uns nur so überfüllt haben? Dabei ist es doch niemals ein Geheimnis gewesen, dass das Geschäftsmodell den Verkauf unserer Daten beinhaltet. Sammeln Unternehmen wie Playboy oder die Commerzbank keine Daten? Seien wir ehrlich: Dass gesammelt wird, ist klar. Was damit geschieht, ist doch die andere und viel bedeutendere Frage. Deutlich wird jedenfalls, dass auch hier bereits viele Personen auf Mängel aufmerksam machten, aber erst die Bombe hochgehen muss, damit Missstände erkannt werden – Max Schrems forderte Facebook beispielsweise einst auf, all seine gespeicherten Daten an ihn ausgedruckt auszuhändigen. Soweit ich mich erinnere, hatte er einiges an Facebook auszusetzen und forderte mehr Transparenz – vielleicht erhört man Schrems ja jetzt, wo alles zu spät ist …

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