Kommentar ••• Von Dinko Fejzuli
BASS ERSTAUNT. Im Grunde kann man sich jegliche Qualifikationsmaßnahme für politische Kommunikation künftig sparen.
Wer wissen will, wie man im Sinne der eigenen Gesinnungsgemeinschaft erfolgreich und zielorientiert kommuniziert, braucht sich nur ein kürzlich im deutschen Fernsehen geführtes Interview mit Jörg Haiders ehemaligen Schatten, Stefan Petzner, ansehen.
Darin erklärt Petzner reicht freimütig – wenn auch erst zehn Jahre später –, wie er und seine Parteifreunde damals, im Jahr 2006, die Kampagne „Kärnten wird tschetschenenfrei” initiierten, ohne als Bundesland übermäßig von dieser Volksgruppe bevölkert gewesen zu sein.
Es genügte nur ein einzelner, negativer Anlass, bei dem ein tschetschenischer Aslywerber in eine Schlägerei verwickelt gewesen war, um daraus ein Tschetschenen-Problem zu konstruieren.
Abgesehen davon, dass die Wortkombination „tschetschenenfrei” wohl nicht unabsichtlich an eine andere Wortkombination aus dem Dritten Reich erinnerte, lässt einen auch Petzners Antwort auf den Hinweis des deutschen Journalisten-Kollegen, dass gerade die Tschetschenen damals keine wie auch immer auffällige Gruppe hinsichtlich Kriminalität in Kärnten waren, völlig fassungslos zurück. Petzner meint auf den Einwand, dass es hier keinen Anlass gab, wörtlich: „Das war auch überhaupt nicht wichtig.” Wer die Gelegenheit hatte, das Interview zu sehen, sah auch, wie Petzner nach der Antwort spitzbübisch-verschmitzt lächelte.
Doch allen anderen ist das Lachen schon längst vergangen, denn diese Art von politischer Kommunikation hat seit damals viel Erde verbrannt, und dank der neuen Kommunikationsmöglichkeiten via Social Media haben die vermeintlichen Wohlstandsverlierer jede Möglichkeit, sich hemmungslos und bisher auch ohne Angst vor strafrechtlicher Verfolgung auf vermeintliche Feinde zu stürzen und diese zumindest medial vernichten zu wollen. Und auch wenn sie es noch nicht bemerken – sie tun es zum Schaden aller, auch ihrer selbst.