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Redaktion 09.04.2021

Unendliche Geschichte

Die Menschen sind nicht „Corona-müde”, ­sondern Opfer eines Kommunikationsdesasters.

Leitartikel ••• Von Sabine Bretschneider

EXPERIMENTELL. „‚Nicht nur Fakten, sondern auch das Verhalten entscheiden über das zukünftige Ansehen', erklärt ein Krisenkommunikationsfachmann. Seit dem ersten Lockdown im März 2020 steht die Bundesregierung in den Schlagzeilen. Dabei macht sie bislang eine sehr unglückliche Figur – und ist daran nach Einschätzung des Experten zum größten Teil selbst schuld: ‚Aus Sicht der Krisenforschung war das bisherige Krisenmanagement viel zu langsam und viel zu reaktiv.' Überspitzt formuliert, habe die Regierung den einzelnen Ländern überlassen, schrittweise Verbote auszusprechen, statt selbst die Empfehlung zu geben. ‚So etwas geht bei einem Hochrisikothema wie der Pandemie gar nicht.' Auch in der EU wird dieses Vorgehen unter Sicherheitsaspekten zunehmend kritisch diskutiert. Es wäre Aufgabe der nationalen Regierung gewesen, voranzugehen und den Takt des Krisenmanagements vorzugeben (…).” Diese Textpassage ist – abgewandelt – von der Website des „Krisennavigator” übernommen (www.krisenkommunikation.info/Krisenkommunikation-in-Unternehmen-Fallbeispiele.1163.0.html). Der Krisennavigator ist als Spin-off der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel eine international tätige Forschungs- und Beratungseinrichtung mit Tätigkeitsschwerpunkt Krisenmanagement und -kommunikation. Titel des in der FAZ abgedruckten Originalbeitrags: „Krisenkommunikation bei Produktfehlern – der Fall ‚Boeing'”.

Boeing wurde im zitierten Text gegen Bundesregierung getauscht, Luftfahrt gegen Pandemie, Absturz gegen Lockdown ... Das Experiment ließe sich sich aufwandfrei mit entsprechenden Lehrbuchbeispielen – Abgasskandal bei VW, Tankerunglück Exxon Valdez – wiederholen. Was also ist die Moral von der Geschicht?

Tipp: Kollege Martin Rümmele beschäftigt sich in der heutigen Titelgeschichte von media­net health economy (Seite 62: „Kritik an Kommunikation während der Pandemie”) mit dieser Thematik – und den „Zehn Geboten der Verhaltenswissenschaften in der Pandemiebekämpfung”.

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