MARKETING & MEDIA
sabine bretschneider 09.11.2018

Unverschämt und fürchterlich …

… ist es, wenn Gesetze Hakenkreuzträger vor Verfolgung bewahren, aber nicht die Medien.

Leitartikel ••• Von Sabine Bretschneider

 

ZWEIERLEI MASS. Der US-Präsident beschimpft, wieder einmal, rüde einen CNN-Reporter und entzieht ihm – Strafe muss sein – auch gleich die Akkreditierung für das Weiße Haus. Er kann a) Journalisten nicht leiden und b) erst recht nicht solche, die nicht genehme Fragen stellen. Diese Aversion teilt er mit vielen seiner Kollegen in politischen Führungspositionen, denen die Macht so zu Kopf gestiegen ist, dass sie Kritik per se und vermeintlich auch mit Fug und Recht als Majestätsbeleidigung betrachten. Überraschung ist diese jüngste Entgleisung keine, war die Presse doch der erste Feind, den er offen ins Visier genommen hatte – noch vor migrationswilligen Mexikanern, noch vor terroristisch motivierten Muslimen und auch noch vor seiner Mitbewerberin um das Präsidentenamt.

Schon während der Trumpschen Wahlkampftour forderte er seine Fans immer wieder dazu auf, anwesende Journalisten zu vertreiben.
Überraschend ist eher, wie wenig Handhabe es auch im Land of the Free gibt, solche Entgleisungen zu sanktionieren. Der zweite Verfassungszusatz (Second Amendment) – er verbietet der Regierung, das Recht auf Besitz und Tragen von Waffen einzuschränken – wird seit gefühlten hundert Jahren trotz erbitterter gesellschaftlicher und juristischer Diskussionen und trotz Schießereien in Volksschulen als sakrosankt gehandelt. Der erste Zusatzartikel zur US-Verfassung – er garantiert Redefreiheit, Religionsfreiheit, Pressefreiheit, Versammlungsfreiheit – schützt verrückte Hakenkreuzträger und radikalreligiöse Erweckungsprediger, nicht aber jene, die zur Erfüllung ihres Arbeits­auftrags darauf angewiesen wären. Schräge Welt, schräge Zeiten.
Die „White House Correspondents’ Association”, eine Vereinigung von Journalisten, die aus dem Weißen Haus berichten, twitterte in einer Stellungnahme: „Wir fordern das Weiße Haus auf, diese schwache und fehlgeleitete Entscheidung zurückzunehmen.” Ja, und zwar flott! Um in präsidentieller Diktion zu bleiben …

TEILEN SIE DIESEN ARTIKEL