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Petra Steinke/Cannes 24.03.2017

Verkaufsgespräche im 30-Minuten-Takt

Die MIPTV in Cannes rückt näher. Ein erster Stimmungsbericht.

••• Von Petra Steinke/Cannes

Das mondäne Cannes an der Côte d'Azur läuft sich schon einmal warm. Nur zwei Wochen nach der MIPIM, der viertägigen Gewerbeimmobilienmesse, kommt Anfang April die gesamte Führungselite aus der Fernsehbranche in die südfranzösische Stadt mit dem morbiden Charme zusammen.

Für den Besucher hat sich in der Zwischenzeit das Stadtbild stark geändert. Weil in Frankreich wegen der Terrorgefahr nach wie vor der Ausnahmezustand gilt, sind die Sicherheitsvorkehrungen entsprechend hoch, und statt auf ausgelassener Leichtigkeit trifft man an der Croisette patrouillierende und schwerbewaffnete Soldaten.
Davon lässt sich der Veranstalter Reed MIDEM nicht abschrecken und empfängt im Rahmen der MIPTV, der Messe für TV-Programme und digitalen Content, ab dem 3. April 11.000 Besucher, darunter 3.900 Programmeinkäufer auf der Suche nach einzigartigen Fernsehproduktionen. Noch bevor die Fernsehmesse ihre Pforten öffnet finden vom 1.–2. April erneut die MIPdoc, der Markt für non-fiktionale Programme, die MIPformats, die Plattform für Formate, und bereits zum zweiten Mal die MIPDrama Screenings statt.

Neuigkeiten auf der MIPTV

Nach eigenen Angaben wird die MIPTV 2017 das umfangreichste aller bisherigen Programme darbieten; etliche Neuigkeiten dürften die Besucher erwarten:

Zum einen wird in diesem Jahr ein Schwerpunkt auf Virtual Reality (VR) gelegt, angereichert mit einem vollen Konferenzprogramm und einem eigens dafür gewidmeten Ausstellungs­bereich.
Zum anderen lanciert die ­MIPTV heuer den ‚Digital Short Form' Serien-Pitch. Damit startet die MIPTV eine Reihe mit kurzen Digital-Formaten, die besonders bei jüngeren Zuschauern sehr beliebt sind, um einerseits unter den einreichenden Produzenten die besten Talente zu fördern und andererseits den internationalen Entscheidungsträgern die besten Inhalte zu liefern. Dieser neue Wettbewerb läuft in den zwei Kategorien „Drama” und „Kids Content” (6–11 Jahre).

Premieren-Eröffnung

Weiters lanciert die MIPTV 2017 ein neues Programm, bei dem eine akademische Sichtweise auf aktuelle TV-Tendenzen und Online-Verhaltensweisen präsentiert wird. Ziel ist es, das Verständnis der heutigen Industrie und das der Herausforderungen von morgen transparent zu machen. Auf einer Arbeitssitzung mit dem ehrgeizigen Titel: „Innovation Talks: When Academics Decipher Entertainment” („Wenn Akademiker Unterhaltung entschlüsseln”) zeigen drei führende Forscher ihre Einblicke in ihre jeweiligen Studienfächer.

Eröffnet wird die MIPTV am 3. April mit der TV-Weltpremiere „Riviera”. Sky Visions brandneue, zehnteilige Thriller-Serie wird exklusiv auf Sky in UK, Irland, Italien, Deutschland und Österreich ausgestrahlt. Schauplatz der Handlung ist Südfrankreich. „Riviera” erzählt vor der Welt der sogenannten Superreichen die Geschichte moralisch zweifelhafter Charaktere mit komplexen Beziehungen voller Emotion und Drama.
Kein anderer als Oscar-Preisträger, Autor und Regisseur Neil Jordan („Die Borgias”, „The Crying Game”) hat „Riviera” geschaffen. Unterstützt wurde er von Co-Autor John Banville („The Sea”), der bereits den „Booker Prize” gewonnen hat. Die Hauptrollen spielen Julia Stiles („Bourne”-Filmreihe) und Adrian Lester („Undercover”, „London Spy”), „Game of Thrones”-Bösewicht Iwan Rheon und Dimitri Leonidas („The Monuments Men”). Komplettiert wird der Cast von Lena Olin („Chocolat”, „Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins”), Roxanne Duran („White Ribbon”) und Phil Davis („Tagebuch eines Skandals”).
„Riviera” wird im Auftrag von Sky UK von Archery Pictures und Primo Productions produziert. Als Produzent fungiert Foz Allan („Jekyll & Hyde”), die Regie übernimmt der mehrfach ausgezeichnete Philipp Kadelbach („Generation War”, „SSGB”). Die weltweite Distribution erfolgt durch Sky Vision.

Japanisches Action Drama

Eine weitere Premiere auf der To-do-List ist „Crisis”. Mit dem japanischen Action-Drama „Crisis”, produziert von Kansai TV, feiert erstmals eine asiatische Produktion TV-Weltpremiere in Cannes. Die Hauptrollen spielen Shun Oguri und Hidetoshi Nishijima, das Drehbuch stammt von Kazuki Kaneshiro („Border”), die Regie führen ­Kosuke Suzuki und Keiichiro Shiraki. „Crisis” verspricht eine andere Art von Action-Unterhaltung und hatte bereits beim Dreh hohe Ansprüche an die Protagonisten gestellt.

Einer der festlichen Höhepunkte auf der MIPTV ist die Verleihung der Médailles d'Honneur (Ehrenmedaillen) am 5. April an Führungskräfte, die aufgrund ihrer Leistungen einen besonderen Beitrag für die Fernsehwelt leisten. Schon zum fünften Mal werden dieses Jahr die begehrten Trophäen wieder im Rahmen eines eleganten Gala-Diners im Hotel Carlton vergeben.
Die glücklichen Gewinner wurden bereits angekündigt: Alexander Coridaß, Präsident und CEO, ZDF Enterprises, Deutschland; Viacheslav Murugov, CEO, CTC Media, Russland; Roy Price, Vice President Amazon Studios, USA, und Zhao Yifang, Präsident und Gründer, Huace Group, ­China.

ORF & MIP

Für die ORF-Enterprise ist die MIP jährlich ein Fixplatz und vor allem einer, wo man auch jedes Jahr mit dem eigenen Content internationale Verkauferfolge feiern darf.

Beatrice Cox-Riesenfelder, Enterprise CFO, Finanzen, Administration, Musik- und Contentverwertung, Programmservice, zur MIP: „Die MIPTV im Frühjahr und MIPCOM im Herbst zählen zu den wichtigsten Verkaufsplätzen für einen Lizenzvertrieb mit europäischem Content. Wir sind daher dort mit dem gesamten Wiener Sales Team sowie unseren internationalen Sales-Agents aus Asien, Lateinamerika, USA vertreten, insgesamt 20 Verkäuferinnen und Verkäufern. Gestartet wird am Sonntag mit einem mehrstündigen Briefing des Teams und ab Montagfrüh geht es los: Im 30 Minuten-Takt gibt es am ORF-Stand Meetings mit TV-Einkäufern, Formateinkäufern, Produzenten und VoD- Plattformen. Das Universum Dinner am Montag auf der ­MIPTV ist das Verkaufs-Highlight: Hier werden die neuesten ORF-Titel und Projekte rund 80 potenziellen Käufern und Co-Produzenten vorgestellt. Am nächsten Tag werden dann die Deals gemacht”, so Cox-Riesenfelder.

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