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Redaktion 20.09.2019

Weil es so ist. Punkt.

Wer eine Handlungsanleitung Algorithmus nennt, spart sich die Ethikdiskussion.

Leitartikel ••• Von Sabine Bretschneider

 

AUTOMATISIERT. „Wer schafft die Arbeit?” – Ex-Sozialministerin Beate Hartinger-Klein hat sich nicht nur damit in die Geschichtsbücher eingetragen. In ihre kurze Amtszeit fielen auch Beschlüsse wie Arbeitszeitflexibilisierung, Kürzung der Mindestsicherung – und der neue Kurs des Arbeitsmarktservice. Am Dienstag gab es grünes Licht für die geplante Einführung des Algorithmus zur Ermittlung der Arbeitsmarktchancen von Arbeitslosen. Mitte 2020 soll das System österreichweit ausgerollt werden.

Jetzt könnte man darüber diskutieren, ob es gescheit ist, die Ermittlung von Jobmarktchancen einem Computerprogramm zu übertragen. Man könnte auch darüber diskutieren, dass „AMS-Algorithmus” zwar klüger klingt als, sagen wir, Minesweeper – die Software dahinter aber nichtsdestotrotz eine relativ banale Klassifizierung darstellt, die man auch händisch per Fragebogen erledigen könnte. Man könnte auch einwenden, dass ein „Punkteabzug” für Alter, Geschlecht, Betreuungspflichten, Bezugsdauer und Gesundheitszustand ein bissl inhuman ist und bestehende Probleme zementiert statt sie zu lösen. Insbesondere, wenn es dazu führt, dass man in die Kategorie „Hat eh alles keinen Sinn mehr” eingeteilt wird. Aber warum jahrelang evaluieren, wenn man live testen kann? Nachdem unsere letzte Bundesregierung geplant hatte, die Notstandshilfe in eine eher kurzfristig angelegte finanzielle Unterstützung umzuwandeln, sind die Ergebnisse ohnehin bald sichtbar.
Ein Nachtrag: Für die Kategorie der Hoffnungslosen wurde, so im Frühjahr angekündigt, ein „völlig neues, externes Betreuungsangebot” entwickelt, das „auf Gesundheitsförderungen, Selbstvertrauen stärken und Einzelcoachings” setzt. In diesen Zentren gibt es Angebote für „gemeinsames Bewegen und Musizieren” sowie Sozialtreffs. So betrachtet, könnte die Initiative ein voller Erfolg werden. Vor die Alternative gestellt, gemeinsam mit Leidgenossen zu tanzen, zu musizieren und „auf die Günstige” psychosozial stabilisiert zu werden, könnte auch ein Niedriglohnjob an Attraktivität gewinnen.

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