••• Von Moritz Kolar
Es gibt auf dem heimischen Kfz-Markt derzeit sowohl ausreichend Angebot als auch genügend Nachfrage. Viele Konsumentinnen und Konsumenten sind derzeit jedoch nicht bereit – oder auch finanziell nicht in der Lage –, entsprechende Käufe zu tätigen. Dies gilt sowohl für den Gebrauchtwagen-Bereich als auch bei Neuwagen”, umreißt Alexander Reissigl, Head of Auto & Motor bei willhaben, den aktuell nicht immer einfachen Stand der Dinge im Autohandel. Gemeinsam mit seinem Team hat er verschiedene aktuelle Marktentwicklungen auf dem Mobilitätssektor eingehend unter die Lupe genommen und beleuchtet, welche Entwicklungen die Branche 2025 mit hoher Wahrscheinlichkeit prägen werden.
Preise für Elektroautos sinken
Den willhaben-Experten zufolge markierte das vergangene Jahr den endgültigen Durchbruch des Themas Elektroauto am Massenmarkt.
2025 dürfte es nun zu einem kräftigen Angebotszuwachs auch in den niedrigeren Preisregionen kommen. So kündigte etwa Stellantis eine weitere Version des ë-C3 zu einem Preis ab 19.990 € an. Der BYD Seagull soll um etwa 18.000 € erscheinen, der Leapmotor T03 ebenfalls in dieser Preisregionen angesiedelt werden. Hyundai wird den Inster ab rund 23.000 € anbieten, um die 25.000 € Investment werden für einen Skoda Epiq oder einen Fiat Grande Panda notwendig sein.
Durchbruch der E-Mobilität
„Wir sind überzeugt, dass E-Mobilität die führende Antriebsform der Zukunft sein wird. Welche Schwerpunkte hinkünftig bei den politischen Rahmenbedingungen rund um Förderungen bei Anschaffung, öffentlicher Infrastruktur oder privater Photovoltaik gesetzt werden, ist nicht zuletzt auch von der nächsten Regierung abhängig. Fest steht: Klimaticket und Jahresvignette 2025 werden die teuersten der Geschichte sein, auch bei NoVA und CO2-Besteuerung stehen eher keine Senkungen bevor”, so Reissigl.
Zielgruppen gezielt bedienen
Die Zahlen einer willhaben-Marktstudie gemeinsam mit Marketagent aus dem Oktober 2024 sprechen eine deutliche Sprache: Autokäuferinnen und Autokäufer sind so gut informiert wie nie zuvor, haben heutzutage beim ersten Besuch im Autohaus durchschnittlich bereits etwa 60% ihrer Customer Journey hinter sich. Mit der auch 2025 weiter wachsenden Bedeutung von digitalen Vertriebskanälen sind heimische Händler daher gut beraten, mit ihren individuellen Serviceleistungen und Angeboten eine eigenständige Marke (weiter) zu entwickeln.
„Es ist erfreulich zu sehen, dass zahlreiche Konsumenten durchaus bereit sind, diese Reise mitzugehen: 56,6 Prozent der Befragten glauben laut unserer Erhebung, dass der stationäre Autohandel auch in den nächsten fünf Jahren eine wichtige Rolle spielen wird. Auch beim Auto-Wiederverkauf gibt es große Gesprächsbereitschaft – gemäß Studie schließen nur 8,1 Prozent völlig aus, ihr gebrauchtes Fahrzeug an einen Händler zu verkaufen. Neben der Markenbildung wird es für ein erfolgreiches Jahr auch essenziell sein, die jeweiligen Fahrzeug-Portfolios gezielt und fokussiert zu vermarkten. Seine Zielgruppen mit performancesteigernden Kampagnen perfekt zu bedienen, kann hier entscheidende Vorteile bringen”, so Reissigl.
Kreislaufwirtschaft wichtig
Auf dem Weg zum möglichst klimaneutralen Verkehr ist die Ausweitung der Kreislaufwirtschaft in der Elektro-Autoindustrie neben der Weiterentwicklung der Antriebstechnologien einer der mächtigsten Hebel: Die EU-Kommission hat kürzlich einen Vorschlag für eine Verordnung über Anforderungen an die Kreislaufwirtschaft bei der Fahrzeugkonstruktion und die Entsorgung von Altfahrzeugen veröffentlicht, deren Verabschiedung für das Jahr 2025 zu erwarten ist.
Der Entwurf legt Kriterien für die Konstruktion und Herstellung von Fahrzeugen in Bezug auf Wiederverwendbarkeit, Recyclingfähigkeit und Verwertbarkeit sowie die Verwendung von rezyklierten Materialien fest. Die Verordnung regelt auch Verpflichtungen hinsichtlich der Rücknahme und Behandlung von Altfahrzeugen und deren Ausfuhr. Am Ende steht das generelle Ziel, die Verwendung von recycelten Materialien in Neufahrzeugen zu erhöhen und Quantität, Qualität sowie Wert wiederverwendeter Materialien aus Altfahrzeugen zu verbessern.
Richtung autonomes Fahren
Die Automobilindustrie erkannte und nutzte sehr früh die Potenziale Künstlicher Intelligenz, neben Robotik in der Herstellung insbesondere auch rund um Sensoren und im Assistenz-Bereich. Die Realisierung eines ganz großen Industrie-Ziels, autonomes Autofahren, hat in den vergangenen Jahren immer wieder Verzögerungen erlebt. Anfang September 2024 sorgte dahingehend nun die Ankündigung des Tesla-Konzerns: „Q1 2025 – FSD in Europe (pending regulatory approval) and FSD in China (pending regulatory approval)” für neuen Schwung.
„‚Full Self-Driving' steht Elektroautomobilisten in Nordamerika bereits länger zur Verfügung und gilt als wichtiger Schritt Richtung autonomes Fahren. Neue Möglichkeiten in diesem Bereich könnten für Europa neuen Schwung bringen. Mit großer Spannung erwarten wir, wie große Teile der Branche, 2025 daher auch diese entsprechende Entscheidung der UN-Wirtschaftskommission für Europa (UNECE) in Genf”, so Alexander Reissigl abschließend.