PRIMENEWS
14.04.2015

Das Modell Merkel als US-Import

Hillary geht es erwartungsgemäß an im Rennen um die Präsidentschaft. Leicht wird man es ihr nicht machen. Andererseits: In „leicht” hat sie ohnehin keine Übung.

Am Start „I'm running for president. Everyday Americans need a champion, and I want to be that champion” – die Nachricht ging relativ flott um die Welt. Hillary Clinton geht ins Rennen um die Präsidentschaft – und damit steht ihr wieder ein Imagewandel bevor. Ein „soft relaunch” allerdings, denn sie ist keine neue „Marke”, die mit Pomp, Trara und Zierleiste eingeführt werden kann, sondern jemand, den man seit Dekaden kennt. Clinton sei so lange auf das Weiße Haus zugesteuert, gab das politische Magazin The Atlantic zu bedenken, dass man sich fast frage, ob sie es einfach automatisch tut. In ihrer langen politischen Historie war sie die ehrgeizige Karriereanwältin an der Seite ihres Mannes, die keksbackende, liebende First Gattin, die leidensfähige Angetraute eines ewig Untreuen, die seriöse Senatorin, die umtriebige Außenministerin mit diplomatischem Gespür im Kabinett Barack Obamas …

In den Jahren 2011 und 2012 belegte sie jeweils hinter der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel Platz zwei der World’s 100 Most Powerful Women des Forbes Magazine – und eben dieser Vergleich wird auch jetzt strapaziert. „Ihre Berater wissen, dass Clinton nicht das Charisma ihres Mannes hat, um die Massen zu begeistern. Sie ist eine Arbeiterin hinter den Kulissen, mehr im Stile einer Angela Merkel als eines Barack Obama oder Bill Clinton. Sie ist, so glauben viele, die Pragmatistin, die das nötige Werkzeug besitzt, um Washington wieder arbeitsfähig zu machen”, schrieb die Zeit. Aber das wäre ja schon etwas. Die Administration Obamas versank immer wieder in – wenn auch von gutem Willen beseelten –, teils gar nicht so kreativem Chaos. Washington wieder arbeitsfähig zu machen – und Löcher in die dicken Bretter der elenden republikanischen Blockadepolitik zu bohren – könnte den Vereinigten Staaten genau den Kick geben, den die Stars-and-Stripes-Nation seit Langem braucht, um ihre auch im Aufschwung instabil wirkende Konjunktur wieder zu festigen.

Es sieht gut aus

Ihre Chancen stehen gut: Im demokratischen Lager waren keine ernsthaften Herausforderer zu beobachten, und die Republikaner hängen ihrer lang erprobten Strategie an, so viele Bewerber gleichzeitig ins Rennen zu werfen, dass sie sich gegenseitig aggressiver zerfleddern, als dies der Mitbewerber aus dem anderen Lager je wagen würde. In diesem Sinne: Go for it, Hillary!

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