ESSEN/BENTONVILLE. Aldi nimmt in den USA 1,5 Mrd. € in die Hand und macht damit eine neue Dimension im Preiskampf mit Weltmarktführer Walmart auf. Mit bereits 1.600 Filialen ist der deutsche Discounter vertriebsmäßig bereits gut aufgestellt – für US-Chef Jason Hart ist das bei Weitem nicht genug: Er will nach eigenen Angaben bis Ende nächsten Jahres 400 neue Aldi-Märkte eröffnen, und zwar vor allem in Florida und Texas sowie an der Ost- und Westküste.
1.300 bestehende Geschäfte werden darüber hinaus erweitert und modernisiert. In den Regalen will Hart günstige Eigenmarken forcieren, zumal deren Preise problemlos und schnell weiter gesenkt werden könnten – etwa, wenn Walmart versucht, Aldi zu unterbieten.
Laut internen Studien, auf die der US-Aldi-Chef verweist, würden seine Discounter die Preise der günstigsten US-Rivalen – darunter Walmart – bereits jetzt im Schnitt um gut ein Fünftel unterbieten. Mit der neuen Offensive wollen die Deutschen den ebenfalls für Billig-Shopping bekannten Branchenriesen noch stärker unter Druck setzen.
Galopp bei Wachstumsraten
Dabei lief es zuletzt schon durchaus rund für Aldi Inc.: Zwar hält das Unternehmen am US-Lebensmittelmarkt bloß rd. 1,5 Prozent Marktanteil (Walmart: rd. 22%), doch der seit mehr als 40 Jahren in den USA vertretene Aldi-Ableger mit Sitz im Großraum Chicago kann eine Wachstumsrate von jährlich 15% aufweisen. Hingegen dürfte Walmart den Erlös 2017 laut Analysten eher nur um rund zwei Prozent erhöhen.
Walmart ist entsprechend alarmiert; der Konzern prüft in elf Bundesstaaten systematisch die Preise der Konkurrenz und drängt die Filialleiter dazu, die Deutschen und andere Konkurrenten zu unterbieten. Experten zufolge könnte der Riese rund sechs Mrd. USD für Maßnahmen springen lassen, um seinen Titel als Discount-Primus zurückzuerobern.
Im Lebensmittelmarkt der USA tobt bereits länger ein Preiskrieg, der seit 2014 nahezu 20 Unternehmen in die Insolvenz getrieben hat. Aber nicht nur Aldis jüngste Offensive heizt in den USA den Wettbewerb an, auch der deutsche Erzrivale Lidl strotzt in Übersee vor Tatendrang. Lidl will nämlich innerhalb eines Jahres seinerseits die ersten 100 US-Geschäfte eröffnen. Hinzu kommt noch Amazon mit „Fresh” und dem Testlauf von eigenen Geschäften – und schon muss der Lebensmittelkuchen frisch aufgeschnitten werden.
„Wir haben so etwas im Lebensmittelhandel der USA noch nicht erlebt”, sagt dazu der auf Preispolitik spezialisierte Analyst Scott Mushkin vom Forschungsinstitut Wolfe Research. Ein gewaltiger Umbruch dürfte vorprogrammiert sein. (nov)