RETAIL
© Christian Novacek

Redaktion 23.02.2024

Bier sprudelt, aber Quellen versiegen

Trotz ungünstiger Parameter kann die Branche ein hohes Absatzniveau halten. Das Wirtshaussterben geht aber weiter.

••• Von Christian Novacek

Covid & Co bzw. das sich abzeichnende Ende der Pandemiebestimmungen haben 2022 bekanntlich in Richtung eines Bier-Ausnahmejahres gespült. 2023 war nun kaum weniger erfolgreich: Der Bierausstoß belief sich auf 9,98 Mio. hl, was in etwa dem Niveau von 2019 entspricht und nur knapp unter dem Ausnahmejahr 2022 liegt. Im Inland wurden 8,55 Mio. hl und damit nur 2,5% weniger als 2022 abgesetzt. In den Export gingen 1,43 Mio. hl und somit um sechs Prozent weniger als im Vorjahr.

Respektable Bilanz

„Angesichts der Umstände können wir als Branche eigentlich sehr zufrieden sein”, bilanziert Karl Schwarz, Obmann des Verbandes der Brauereien Österreichs. Zwar hat das zweite Quartal mittels schlechtem Wetter eine spürbare Delle von minus neun Prozent geschlagen, allerdings hat sich danach der Sommer mit bester Bierlaune gut in den Herbst gezogen – was letztlich für eine ausgeglichene Bilanz und, so Schwarz, „ein respektables Ergebnis gesorgt hat”.

Die große Freude stellt sich indes trotz der Rekordjahre im Bierausstoß nicht ein. Die Inflation treibt die Kosten, und „acht von zehn Haushalten leiden unter der Teuerung”, berichtet Schwarz. Aber noch schwerer wiegt mittlerweile die Kostenfrage: „Bestenfalls bleiben die Kosten in 2024 auf dem erreichten hohen Niveau eingefroren.”
Die Rahmenbedingungen sind suboptimal: Zum einen wurden nun zwei Jahre hintereinander mit hohen Personalkostensteigerungen absolviert (zusammengenommen +15%), zum anderen haben sich die Rohstoffe teils zweistellig verteuert – was man in diesem Ausmaß wohl schwerlich an den Konsumenten weiterreichen kann.
Auch inwieweit der Handel bereit ist, Preiserhöhungen mitzutragen, kann eine spannende Frage werden – wahrscheinlich wird einmal mehr gelten: Bei einem passablen Kurantpreis, der bis auf den Konsumenten alle glücklich macht, gibt es entsprechend viele Preisaktionen, die den Konsumenten dann wieder entschädigen. Brauereiverbands-Geschäftsführer Florian Berger: „Bier ist ein besonders beliebter Aktionsartikel und wird auch weiterhin stark aktioniert bleiben.”

Spannende Preisfrage

Die Teuerung, wie sie dann am Ende durchschlägt, wird bei rund fünf Prozent liegen – genau genommen fünf Prozent gleichsam im Lebensmittelhandel und in der Gastronomie. Zum Vergleich das Vorjahr: Da hat sich das Flaschenbier laut Statistik Austria um 9,4% verteuert. Die Umdrehungsgeschwindigkeit an der Preisschraube gibt dabei der Marktführer Brau Union vor.

Besorgniserregend sei derzeit die Entwicklung in der Gastronomie. „Im Vorjahr hat jeden zweiten Tag ein Lokal mit Bierkompetenz zusperren müssen”, so Schwarz. Im ländlichen Bereich gibt es ein regelrechtes Wirtshaussterben – während die Systemgastronomie (oft ohne Bier) zulegt. Den positiven Aspekt gibt es hier in der gehobenen Gastronomie, wo Bier zusehends salonfähig wird.
Ein weiterer positiver Push für 2024 ist das alkoholfreie Bier. 2023 wurden hierzulande 29 Mio. l alkoholfreies Bier gebraut, rund 3,3% des gesamten Bierausstoßes. „Wir werden diesen Wert in den kommenden Jahren auf etwa fünf Prozent und damit ungefähr in den europäischen Durchschnitt heben”, ist Florian Berger überzeugt.
Darüber hinaus erhofft sich die Branche Impulse von der neuen 0,33 l-Mehrweg-Glasflasche, die bis zu 40-mal wiederbefüllt werden kann und damit die Kreislaufwirtschaft im Sektor vorantreibt.

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