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Redaktion 15.04.2022

„Dann kauft niemand Gemüse aus Spanien”

LGV Sonnengemüse-Vorstand Josef Peck über Nachhaltigkeit und Patriotismus beim Gemüsekauf.

••• Von Georg Sander

WIEN. LGV Sonnengemüse hat wie die meisten Produzenten mit den Auswirkungen des Angriffskriegs Russlands auf die Ukraine zu kämpfen. „Die Kosten für Strom und Gas sind bis um das Fünffache angestiegen”, erklärt Vorstand Josef Peck im Interview mit medianet. „Man geht davon aus, abhängig vom Zeitpunkt des Endes des Krieges, dass sich die Preise wieder stabilisieren werden – aber sicher auf einem höheren Niveau.” Die Steigerungen müssten weitergegeben werden, auch wenn es von Produkt zu Produkt Unterschiede gebe, bis zu 20 oder 30% könnten es mehr werden. Doch welche weiteren Herausforderungen gibt es?

Spätestens Mitte des Jahres müsse nun entschieden werden, wie die Produktion für die zweite Jahreshälfte, aber auch für 2023, gestaltet wird. Bleiben die Energiepreise so hoch, werde die Gemüseproduktion reduziert, die Saison früher beendet, 2023 später ausgepflanzt und die Winterproduktion mit Belichtung ausgesetzt. „Das könnte im Extremfall passieren, wenn wir am gegenwärtigen Niveau bleiben. Es könnte zu Verschiebungen kommen, weil energieintensive Produktionen nicht so lange laufen können, die Anpflanzungen für 2023 später getätigt werden. Das heißt, dass die Winterpause länger wird.”

Schnelle Alternative?

Freilich beschäftigt man sich in puncto Energie schon länger mit Alternativen, in so kurzer Zeit könne aber nichts ausgerollt werden. „Wir befassen uns mit Hackschnitzelanlagen oder Photovoltaik”, so Peck, „wir wollen zwar sowieso versuchen, energieautarker und klimaschonender zu werden. Aber das ist noch nicht in einem Ausmaß in der Schublade, dass ich einfach Mitte des Jahres auf beispielsweise Hackschnitzel umschalten kann.” Schließlich brauche es Investitionen und die entsprechende Bauzeit. Außerdem würden sich derzeit viele damit befassen, was eine rasche Umstellung nicht einfacher mache. Aber: „Wir erhöhen unsere Geschwindigkeit, wir intensivieren unsere Bestrebungen.”

Ungeachtet dessen denkt der Kunde nachhaltig. Was aus Österreich angeboten werde, werde auch gekauft. „Da gibt es großen Patriotismus. Wenn es österreichisches Gemüse gibt, kauft niemand Gemüse aus den Niederlanden oder Spanien”, meint Peck. „Was die Versorgungssicherheit betrifft, wirkt sich die Ukrainekrise im Fein- und Frischgemüsesegment auch nicht aus.”

Käufer- und Anbietermarkt

Mit ein Grund ist eine Entwicklung in den letzten fünf Jahren, weg vom Käufer- hin zum Anbietermarkt. Was heißt das? „Vor zehn, fünfzehn Jahren hat es kurzfristig viel Gemüse gegeben, man musste es irgendwie anbringen”, erklärt er. „Durch den Strukturwandel in der Landwirtschaft und den gestiegenen Bedarf hat sich das gedreht.” Die Anforderungen an die Produktionen seien hoch, auf dieser Basis müssten Angebote geschaffen werden. „Wir haben kein Problem beim Absatz, die Nachfrage ist groß, die verbliebenen Produzenten müssen die berechtigt anspruchsvollen Kunden ­beliefern.”

Wer eine Gurke will, bekommt eine – die Versorgungssicherheit von März bis Oktober ist bei den allermeisten, wichtigsten Gemüsesorten gegeben. Tritt ein, was eingangs erwähnt wurde, „könnte es sein, dass es weniger gibt, da wir später starten”. Allerdings: Gibt es kein Sommergemüse, dann eben mehr Wintergemüse. Schon in den letzten beiden Jahren gab es saisonale Produkte wie Rüben und Co.: „Das hat funktioniert, aber es ist herausfordernder, Gemüse nicht in geschützten Kulturräumen herzustellen. Wenn es tagelang minus zehn Grad hat, dann gibt es gar nichts.” Außer Acht gelassen habe man das sowieso nicht, die breite Verteilung der Anbauflächen innerhalb der Gemüse-Erzeugergemeinschaft wird auf einmal wieder sehr wichtig.
Man suche zudem mit Blick auf die Zukunft Freiland- und Bioproduzenten: „Die Vielfalt der Produktionsformen ist bedeutender geworden. Lange hieß es, nur Hightech wäre die Zukunft. Wir sehen, dass unsere Familienbetriebe gut aufgestellt sind und das Know-how haben.”

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