RETAIL
christian novacek 29.05.2015

die finstere brille

Die Franzosen meißeln ins Gesetz, was hierzulande bei vielen Händlern guter Brauch ist: Übrige Lebensmittel werden nicht weggeworfen, sondern Sozialmärkten gespendet. Gewichtiger erscheint mir aber das Agieren am anderen Ende der Skala, also bei der Verpackung. Als erster Händler hat in Deutschland Edeka eine Initiative gesetzt und die Industrie ganz direkt aufgefordert, endlich zeitgemäße Kleinpackungen zu produzieren. Den Verbrauchertrend zur kleinen Einheit (Single-Haushalte) gibt's schon eine geraume Weile. Er wird halt schön ignoriert, da und dort mit einem Alibi-Produkt kaschiert. Wieso das? Vielleicht herrscht an den Hebeln der Industrie- und Handelsschaltstellen zu viel altes Denken. Derart nämlich, dass mehr Menge in der größeren Packung letztlich für mehr Umsatz steht. Auch die Überspitzung ist fett gewinnorientiert. Die lautet darauf, dass es Handel und Industrie am besten geht, wenn die Konsumenten so viel kaufen, dass sie einen Gutteil davon wegwerfen müssen. Weils in jeder erdenkbaren Raum-Zeit-Hunger-Konstellation nie und nimmer ins Bäuchlein passt. Man sollte nicht dauernd nachhaltig labern, solange dieser Missstand nicht angegangen wird.c.novacek@medianet.at

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