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christian novacek 07.04.2017

Die Jahres-Rankings in Handel und Industrie

Wer hat in 2016 groß aufgedreht? Über stille Riesen und Verhaltensauffälligkeiten lesen Sie ab Seite 100.

••• Von Christian Novacek

Der Handel will sich nicht wandeln, zumindest nicht rasch: Die Zahl der Angestellten im Handel legte 2016 um 0,4 Prozent zu – wiewohl doch gerade erst der Trend zur Digitalisierung harsch in den Startlöchern scharrte. Auch die Aktionspolitik blieb fokussiert wie je – für manche Vertreter der Lebensmittelindustrie mag das unverständlich sein, zumal – siehe aktuelle RollAMA – das Aktionsangebot lediglich die sogenannten Drei As anzieht, also Alkoholkranke, Arbeitslose und Azubis. Bei den Promotionsanteilen sind Bier und Waschmittel weiterhin derart jenseits der Ratio, dass man ebendiese jenen abspricht, die Bier und Waschmittel nicht zum Schleuderpreis kaufen.

Was die wichtigen Player im LEH betrifft, herrschen eingefahrene Verhältnisse. Beziehungsweise: Auf eingefahrenen Bahnen wird zielsicher weiter gearbeitet – was zuletzt für die Branche (lt. Nielsen) ein Wachstum von 1,9 Prozent generierte. Dieses überboten letztlich alle bis auf Hofer und Nah&Frisch.

Billa top bei Rewe

Das heißt für den Marktführer Rewe International konkret ein Plus von 4,39 Prozent mit den Vertriebslinien Billa, Merkur und Penny. Bei Merkur wirkte sich die Neupositionierung mit einem Plus von 3,35 Prozent aus, am besten performte aber Billa mit +5,08 Prozent.

Aber auch die lange Zeit um Profil ringende Diskontschiene Penny war diesmal erfolgreich, ebenso wie die Kaufleute der Adeg. „Wir sind jetzt an einem Punkt angekommen, wo das Ganze Früchte trägt”, sagt Vorstandsvorsitzender Frank Hensel bezüglich der Rewe-Händlerorganisation. „Es geht nach vorn”, ist er überzeugt, „wir haben hier viel Gutes in die richtige Richtung gelenkt.” Der Stellenwert der Adeg-Kaufleute für Rewe in Österreich ist, gemessen an der Interessenslage der ­Rewe-Mutter in Deutschland, nicht geringzuschätzen: Die Rewe ist ein genossenschaftliches Unternehmen, die Rewe-Kaufleute in Deutschland eine stabil tragende Säule.
2017 soll für Rewe International ein formidables Jahr werden: Man hat sich neu organisiert, der gesamte internationale Handel wird nun am Standort Wiener Neudorf gebündelt.

Serien-Wachstumsführer

Hinter Marktführer Rewe drängelt die Spar nicht gerade ungestüm, aber hartnäckig – Spar-Präsident Gerhard Drexel weist darauf hin, dass die Tanne hoch über dem Branchenschnitt wachse, was entsprechende Auswirkungen auf die Marktanteilssituation habe: „Wir haben 1,1 Prozentpunkte Marktanteil zugelegt und sind von 30,2 Prozent in 2015 auf 31,3 Prozent Marktanteil in 2016 gestiegen. Was mich in diesem Zusammenhang sehr freut, ist, dass wir in den vergangenen sieben Jahren ganze sechs Mal die Wachstumsführerschaft errungen haben.”

Hofer als der Dritte der Großen Drei im LEH hat in 2016 offenbar stagniert – wohl aber nicht tachiniert. Zwar wäre ein Nullwachstum vor gar nicht so langen Jahren ein echtes No-Go gewesen, aber die Zeiten ändern sich, und der eine oder andere Ökonom fragt heute zumindest halblaut: „Braucht eine gesunde Wirtschaft wirklich dauernd Wachstum?”
Hofer hat es diesmal nicht, aber der Diskonter spielt auch in den derzeit neuen Wachstumsgefilden bis dato keine Rolle. Dem Onlinehandel zeigt er die kalte Schulter – gegebenenfalls ist jetzt der Punkt erreicht, wo die Annäherung von Diskont und Supermarkt ihr Ende findet. Conclusio: Supermärkte haben Expansionspotenzial entdeckt, das ihnen die Diskonter nicht so bald abjagen – oder doch?
Was für Hofer gilt, gilt nicht genauso für Lidl. Diskonter Nummer 2 ist nämlich der Wachstumsking in 2016. „Unser letztes Geschäftsjahr ist wieder sehr erfreulich gelaufen”, führt Christian Schug, Vorsitzender der Geschäftsleitung, aus. „Wir haben nicht nur fünf Filialen mehr eröffnet als geplant, sondern auch 20 weitere Märkte modernisiert. Aktuell stehen wir bei 220 Filialen. Das ist eine super Leistung unseres Expansions-Teams und von uns allen. Mit 1,2 Mrd. Euro netto haben wir den Umsatz erneut um knapp 10 Prozent gesteigert.” Davon profitiere vor allem der Arbeitsmarkt in Österreich: In den letzten fünf Jahren hat Lidl rund 1.500 neue Arbeitsplätze geschaffen.
Hinter Lidl rangiert MPreis mit 835 Mio. € im Erlös – der ­Regionalfilialist expandiert stetig, weitgehend unauffällig –, wobei sich diese Unauffälligkeit insofern positiv formulieren lässt, als er seine Geschäfte nicht aus dem Boden stampft, sondern dezent in die Region pflanzt.

Nahversorger im Aufwind

Sechster im heimischen LEH ist Nah&Frisch, wo die klassische Nahversorgerrolle aufrecht erhalten wird. „Insgesamt erzielte Nah&Frisch im letzten Jahr mit ein Prozent weniger Geschäften ein Umsatzplus von +1,5 Prozent”, erläutert Andreas Nentwich, Geschäftsführer Nah&Frisch. Und: „Der bereinigte Umsatz pro Kunde hat gar um drei Prozent zugelegt. Wir haben auch unsere Rolle als multifunktionaler Nahversorger konsequent ausgebaut und bieten österreichweit 358 Backstationen, 268 Kaffee-Ecken, 176 Postpartner und 213 Lotto/Toto Annahmestellen.”

An expansiver siebter Stelle im LEH kommt Unimarkt. Deren Chef Andreas Haider ist mit einem Umsatzplus von vier Prozent hoch zufrieden: „Besonders erfreulich war die Entwicklung auf vergleichbarer Fläche, die deutlicher über der Branche lag. Die Wachstumstreiber waren überwiegend die Frischeprodukte. Aufgrund der immer besser greifenden Positionierung sehen wir der Zukunft positiv entgegen.”

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