••• Von Christian Novacek
WIEN. Letztlich kommt es anders als man denkt: Galten im Vorjahr zu Beginn der Corona-Pandemie noch die Diskonter als Gewinner der herausfordernden Lage – zumal sie in der Krise jene einfache Lösung darstellen, die der Konsument sucht –, stellt sich im Rückblick die Situation differenziert dar.
Hofer und Lidl schafften jeweils einen Umsatzzuwachs um sieben Prozent. Das ist sehr gut und um einen Prozentpunkt besser als die Entwicklung der Rewe. Das große „Aber” in dem Fall heißt Spar: Mit einem Umsatzsprung von 15,6% hat der Händler mit Sitz in Salzburg klar besser performt als seine Mitbewerber – was letztlich die Titelübernahme „Marktführer im Lebensmittelhandel” von der Rewe Group bedeutete.
„2020 war das Jahr, in dem Spar Österreich erstmals die Marktführerschaft im heimischen Lebensmittelhandel errungen hat”, resümiert ein zufriedener Vorstandsvorsitzender Fritz Poppmeier. Er apostrophiert die gemeinsame Leistung, die dahintersteckt, und stellt den Anspruch: „2021 ist das Jahr, in dem es gilt, an diesen Erfolg anzuschließen und noch besser zu werden.”
Demgegenüber mutet die Aussage von Rewe-Chef Marcel Haraszti, es gehe der Rewe nicht um Marktanteile, sondern um zufriedene Kunden, dann eher defensiv an.
Hofer wächst mit dem Markt
Während mancher Branchenkenner die Entwicklung von Hofer bereits mit dem Attribut Stagnation versieht, etwa, weil bereits heute jeder Österreicher innert 15 Minuten mit dem Auto eine Hofer-Filiale in guter Reichweite hat, sieht man die Situation in der Hofer-Zentrale in Sattledt durchaus entspannt: „Der Marktanteil von Hofer liegt seit Jahren bei gut zwanzig Prozent, wir wachsen also in etwa mit dem Markt”, ordnet das Hofer-Chef Horst Leitner ein.
Wie Rewe-Chef Haraszti stellt sich auch Leitner die Frage, „wie zufrieden unsere Kundinnen und Kunden sind”. Diese Zufriedenheit wird monatlich evaluiert, anhand der Fragen: „Werden wir als der große Preisführer wahrgenommen? Wie schlagen wir uns in der Krise? Sind wir ein sicherer Platz zum Einkaufen? All das sind Dinge, die uns in der aktuellen Situation wichtig sind”, stellt Leitner klar. Für die Zukunft stellt er neben der Preisführerschaft den regionalen Aspekt stärker in den Fokus.
Diskontkollege Lidl ist aus dem Krisenjahr ebenfalls mit einem Umsatzplus von sieben Prozent herausgekommen; Alessandro Wolf, Vorsitzender der Geschäftsleitung, zieht folgendes Resümee: „Das vergangene Jahr war wirklich herausfordernd. Dank unseres großartigen Teams haben wir aber nicht nur die besondere Situation gemeistert, sondern auch viele Projekte auf den Weg gebracht, die uns in den nächsten Jahren den nötigen Schwung geben werden.”
Dass Regionalität eine Trumpfkarte ist, die derzeit besonders gut sticht, stellen Nah&Frisch, Unimarkt und MPreis unter Beweis. Unimarkt hat mit +13% den zweithöchsten Umsatzsprung der Lebensmittelhändler absolviert. Geschäftsführer Andreas Haider dazu: „Dies liegt einerseits natürlich an der Pandemie, aber auch an unserer guten Arbeit, unserem innovativen Denken und der ständigen Weiterentwicklung. So werden die gelebte Regionalität, unser nachhaltiges Wirtschaften und die Modernisierung unserer Standorte von den Kundinnen und Kunden sehr geschätzt.”
Nah&Frisch im Aufwind
Erfreulich sind die 6,5% Zugewinn im Erlös bei Nah&Frisch, zumal die letzten Jahre mehr von Konsolidierung als von Wachstum geprägt waren. Im Detail erhellt sich aber, wie wenig aussagekräftig ein Durchschnittswert bei einer Flotte von Kaufleuten ist. Nah&Frisch-Geschäftsführer Hannes Wuchterl führt das so aus: „Jene Nah&Frisch-Kaufleute, die das herausfordernde Jahr 2020 überstanden haben, können sich im Schnitt über ein Umsatzplus von 13% freuen. Leider haben sich aber auch einige Kaufleute angesichts der schwierigen Rahmenbedingungen entschieden, nicht weiterzumachen.”