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© Fabien Forget/Bolton Food/WWF/ISSF

Redaktion 16.09.2022

Fischbeschaffung im nachhaltigen Wandel

Um das „umweltfreundlichste Thunfisch-Unternehmen der Welt” zu werden, kooperiert Rio Mare mit dem WWF.

••• Von Christian Novacek und Paul Hafner

WIEN. In den vergangenen Jahren hat sich Rio Mare mit verschiedenen Initiativen – wie der Charity-Kampagne #gutesthun für die Team Österreich Tafel – für Sozialprojekte hervorgetan; medianet retail sprach mit Jörg Grossauer, Country Manager von Bolton Austria, über die wichtigste Rio Mare-Initiative in Sachen Umweltschutz – die gemeinsame, nunmehr bald sechs Jahre andauernde Kooperation mit dem WWF.

medianet: Im Dezember 2016 besiegelten Rio Mare und WWF eine langfristige, internationale Partnerschaft. Was waren damals die Beweggründe dafür, und was ist seither geschehen?
Jörg Grossauer: Unser Ziel war und ist es, die Nachhaltigkeit und Rückverfolgbarkeit unserer Beschaffung zu verbessern. Um dieses Ziel zu erreichen, haben wir damals beschlossen, mit der bedeutendsten NGO in diesem Sektor, dem WWF, zusammenzuarbeiten. In den ersten vier Jahren der Partnerschaft haben wir wichtige Ergebnisse erzielt, wie zum Beispiel, dass 70 Prozent unserer Thunfischbeschaffung aus MSC-zertifizierten Fischereien oder aus glaubwürdigen, umfassenden Fischereiverbesserungsprojekten – den „FIPs” (Fishery Improvement Projects, Anm.) – stammen.

medianet:
… dann wurde die Partnerschaft, wie ursprünglich angedacht, um weitere vier Jahre bis 2024 verlängert.
Grossauer: Genau. Mit der Verlängerung sind wir in Phase II der Partnerschaft eingetreten – weiter geht es darum, die Nachhaltigkeit der gesamten Lieferkette zu verbessern, nun allerdings mit einem größeren Aktionsradius und neuen Verpflichtungen; bis 2024 wollen wir 100 Prozent unseres Thunfischs aus MSC-zertifizierten Fischereien oder FIPs beziehen. Die Partnerschaft wird auch durch Kampagnen unterstützt, um den verantwortungsvollen Konsum von Meeresfrüchten zu fördern und das Bewusstsein für eine nachhaltigere Fischerei unter dem Motto ‚Gemeinsam für die Ozeane' zu schärfen. Wir haben uns zudem öffentlich verpflichtet, unsere Beschaffung aus dem Indischen Ozean bis 2024 um 20 Prozent gegenüber dem Durchschnitt der Jahre 2017 bis 2019 zu reduzieren, da die Bestände dort derzeit überfischt sind. Unser Ziel ist es, das nachhaltigste Thunfischunternehmen der Welt zu werden.

medianet:
Wie steht es um die Popularität des MSC-Siegels im Vergleich zu anderen Gütesiegeln heute? Beim Fleisch gibt es immer wieder heftige Kritik bezüglich der leichten Vergabe – wie sieht das beim Fisch aus?
Grossauer: Laut WWF und GSSI (Global Sustainable Seafood Initiative, Anm.) ist der MSC nach wie vor das weltweit glaubwürdigste Zertifizierungssystem für umweltverträgliche Fischerei und hat in den letzten 20 Jahren einen echten Wandel bewirkt: MSC hat das Bewusstsein der Öffentlichkeit und der Industrie für nachhaltige Fischerei deutlich und nachweislich geschärft und gleichzeitig eine Vielzahl an messbaren Verbesserungen auf und in den Meeren bewirkt: Schutz von Seevögeln und empfindlichen Lebensräumen, weniger Beifang, mehr Forschung, mehr Schutzgebiete, bessere Kontrollen und effektiveres Management – und nicht zuletzt: Bestände, die sich erholen konnten. Dementsprechend ist auch die Glaubwürdigkeit des Siegels gewährleistet. Die MSC-Zertifizierung zu erlangen – und auch zu behalten –, ist keine leichte Aufgabe. Aus diesem Grund nehmen viele Fischereien an Fischereiverbesserungsprojekten teil, deren Ziel es ist, die MSC-Bewertung nach einer fünfjährigen Arbeit an der Fischerei zu bestehen.

medianet:
Wie hoch ist der Anteil von MSC-zertifizierten Fischkonserven am Gesamtmarkt der Fischkonserven? Anders gefragt: Ist MSC dem USP noch förderlich?
Grossauer: Was wir von unserer Seite sagen können, ist, dass derzeit fast 40 Prozent des weltweiten Thunfischfangs MSC-zertifiziert sind. Das sind um zehn Prozent mehr als im Jahr 2021 – das bedeutet, dass der MSC für den Markt nach wie vor sehr relevant ist. Dementsprechend steigt der Anteil der MSC-Beschaffung in unserer Lieferkette rapide an. Mit Rio Mare haben wir in Österreich aktuell einen MSC-Anteil von 44 Prozent – in den Sommermonaten (inkl. September) haben wir übrigens auch die Rio Mare-Produkte 2 x 160 Gramm Olivenöl und Natur auf MSC-zertifizierte Ware umgestellt.

medianet:
Lässt sich der Konsument das gute Gewissen beim Kauf von Rio Mare auch etwas kosten? Und wie kooperativ ist wiederum der LEH beim Thema Preiserhöhungen?
Grossauer: Rio Mare hat eine gewisse Premium-Positionierung – gleichzeitig aber ein top Preis-Leistungsverhältnis durch Nachhaltigkeit und hochwertigste Zutaten und Rezepturen. Wir mussten Anfang 2022 die Preise anpassen, da vor allem sämtliche Verpackungsmaterialien stark gestiegen sind – allen voran Stahl, Aluminium und Papier. Selbstverständlich treffen uns auch die hohen Energiekosten. Der Handel zeigt nur sehr eingeschränkt Verständnis für die Erhöhungen, obwohl er mit denselben Erhöhungen im eigenen Bereich zu kämpfen hat.

medianet:
Wie steht es um die Umsatzentwicklung der Marke im Vergleich zum Vorjahr?
Grossauer: Aktuell liegen wir fast auf Vorjahresniveau, kämpfen jedoch mit einem generell rückläufigen Markt (–3,1 Prozent), da die Eigenmarken wieder vermehrt gekauft werden und somit der Markt in Summe an Wert verliert.

medianet:
Spielen da auch neue Trends wie veganer Fisch mit hinein – und inwiefern ist das ein Thema für Rio Mare?
Grossauer: Vegane Fischalternativen gewinnen zwar an Bedeutung, stellen aber noch ein sehr kleines Segment dar. Wir screenen diese Trends laufend und legen großen Wert auf die Wünsche der Konsumentinnen und Konsumenten. Sollten sich diese auch auf den Konservenmarkt auswirken, wird Rio Mare wie gewohnt entsprechend reagieren.

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