••• Von Anna Muhr
Die Österreicher sind gewissenhafte Mülltrenner. Zumindest, was Plastikflaschen betrifft. Drei von vier PET-Flaschen, so heißt es, landen hierzulande nach dem Gebrauch umweltgerecht in der gelben Tonne oder im gelben Sack – ein guter Wert, aber da geht noch mehr: „Wir bitten die Bürgerinnen und Bürger, weiter engagiert PET-Flaschen zu trennen und sortenrein zu sammeln. Jede davon soll und muss – im Sinne von Umwelt- und Ressourcenschutz – wieder dem Recyclingkreislauf zugeführt werden”, sagt Christian Strasser. Er ist Geschäftsführer von PET to PET Recycling Österreich und damit ein Experte, wenn es um die Gebinde geht, die wir regelmäßig aus dem Supermarkt nach Hause schleppen.
Rekordergebnis in 2018
Der Betrieb im burgenländischen Müllendorf ist ein Gemeinschaftsprojekt von mehreren großen Getränkeherstellern. Coca-Cola Österreich, Rauch, Radlberger oder Vöslauer sind etwa daran beteiligt. Seit mittlerweile zwölf Jahren dreht sich in der Anlage alles um den Wiederverwertungskreislauf von PET-Flaschen. Tonnenweise werden die landesweit gesammelten Flaschen angeliefert und vor Ort verarbeitet. Für das abgelaufene Jahr konnte gar ein Rekordergebnis vermeldet werden: Mehr als 25.400 t PET-Material, das entspricht mehr als 1 Mrd. Flaschen, wurden 2018 der Wiederverwertung zugeführt – eine Steigerung von neun Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
Vor Ort kommen die Flaschen farblich vorsortiert und gepresst in große Ballen zu etwa 250 kg an. Sie werden begutachtet, händisch weitersortiert und gelangen dann zur Verkleinerung in eine Mühle. Mittels patentierter Aufbereitungsverfahren entstehen dann entweder Flakes (kleine Flocken) oder Granulat. PET (Polyethylenterephtalat) wird seit Jahren als wertvoller Rohstoff bzw. Sekundärrohstoff gehandelt. Es kann auch zu Folie oder Textilfasern verarbeitet werden.
Die Recyclate aus Müllendorf gehen aber ausschließlich zurück an Flaschenerzeuger, wo sie bei der Herstellung neuer Flaschen beigefügt werden, um den lückenlosen und ressourcenschonenden Kreislauf zu schließen. In der Regel besteht eine neue PET-Flasche zu etwa 30% aus Recyclat; abhängig von Form und Größe der Flasche, kann der Anteil an wiederverwendetem PET auch höher sein. Der Mineralwassermarke Vöslauer gelang im vergangenen Herbst nach langer Tüftelarbeit die erste PET-Flasche aus 100% recycletem Material. Einen „Meilenstein” nannte es Vöslauer-Geschäftsführer Herbert Schlossnikl.
Auf ständige Entwicklung und Prozessoptimierung setzt man auch in der Anlage im Burgenland. In 2018 wurden beide Anlagen zur Herstellung von Flakes und Granulat erneut verbessert, die Qualität der Recyclate damit erhöht. Außerdem wurde das betriebsinterne Labor vergrößert.
International gilt der Betrieb, der aktuell 54 Mitarbeiter hat, als Best-Practice-Modell. Immer wieder sind Delegationen aus dem Ausland zu Gast, um etwas über die PET-Aufbereitung zu erfahren: „Das globale Interesse an unserem Bereich und Know-how freut uns sehr. Es ist ein zusätzlicher Nachweis unserer erfolgreichen Arbeit”, so Christian Strasser.
Heimische Vorreiterrolle
Damit ist PET to PET Recycling auch ein gutes Beispiel für die funktionierende heimische Abfall- und Kreislaufwirtschaft. Deren Vorreiterrolle im Europavergleich betonte vergangene Woche unter anderem Peter Koren, Vize-Generalsekretär der Industriellenvereinigung, im Rahmen des von der Regierung veranstalteten „Plastik-Gipfels” (siehe auch Kasten).
„Plastik hat in der Umwelt nichts verloren. Daher wurde in Österreich frühzeitig in eine Abfall- und Kreislaufwirtschaft investiert, die eine flächendeckende Erfassung und Verwertung von Abfällen aller Art, auch der Kunststoffabfälle, gewährleistet, so Koren. Mit einer Erfassungsquote von nahezu 100% der Kunststoffabfälle liege Österreich an der Spitze der EU, die ihrerseits an der globalen Spitze der Kreislaufwirtschaft steht. Allerdings sei dennoch „unstrittig, dass auch bei uns die Kreislaufwirtschaft noch weiterentwickelt und beispielsweise Maßnahmen zur Reduktion unnötiger Verpackungen gesetzt werden sollen”, so Koren weiter.
Kunststoff-Roadmap
Einen konkreten Handlungsplan dafür fordert dafür die Altstoff Recycling Austria (ARA), Marktführer unter den heimischen Sammel- und Verwertungssystemen: „Für die EU-Recyclingziele 2025 (bei Verpackungen sollen bis dahin 65% recyclebar sein, derzeit sind es in Österreich etwa 59%, Anm.) brauchen wir in den nächsten Jahren massive Innovation und Investition. Wir wollen Primärrohstoffe schonen und den Einsatz von Recyclingmaterial massiv steigern. Dafür benötigen die Unternehmen Planbarkeit, Klarheit über die Ziele und Vertrauen in die Umweltpolitik. Dies soll eine Kunststoff Roadmap 2030 evidenzbasiert liefern”, so ARA-Vorstand Christoph Scharff.