Berlin. Stagnierender Umsatz und fallende Preise – so lautet nicht nur der Status quo, sondern auch die Prognose für 2015 seitens der deutschen Großhändler. Die erwarten nämlich ein rundum schwieriges Jahr: Die Einnahmen dürften lediglich um bescheidene 0,1 Prozent auf sodann 1.135 Mrd. € steigen. „Wir erwarten 2015 keine nennenswerten Zuwächse, aber auch keinen konjunkturellen Einbruch”, sagte der Präsident des Branchenverbandes BGA, Anton Börner, in Berlin.
Weiters hält er den Fortbestand der Konjunkturdelle weniger für hausgemacht, als vielmehr für ein europäisches Problem: „Ursächlich hierfür ist, dass die Dynamik nicht nur in Deutschland, sondern auch in Europa und weltweit zu schwach bleibt, um signifikante Wachstums-impulse zu setzen”, sagt Börner. Bereits 2014 schafften die Großhändler als Bindeglied zwischen Produzenten und Einzelhandel nur ein Umsatzplus von 0,1 Prozent.
Preisrutsch als Ursache
Ein Grund dafür waren sinkende Preise: Sie gaben mit 1,2 Prozent so kräftig nach wie seit der Weltwirtschaftskrise 2009 nicht mehr. „Das bedeutet, zur Erwirtschaftung des Vorjahresumsatzes mussten mehr Güter und Dienstleis-tungen verkauft werden”, erklärte Börner. Dieser Trend werde sich im laufenden Jahr fortsetzen. „Eine Deflation kann hieraus jedoch nicht abgeleitet werden, da die Tendenz von rückläufigen Preisen nicht auf allen Wirtschaftsstufen und auch nicht bei allen Gütern besteht.” Indes sei der Rückgang vor allem sinkenden Ölpreisen geschuldet; die haben sich seit dem Sommer mehr als halbiert. „Wir sparen Geld – und zwar signifikant”, so Börner. „Das ist ein Mega-Konjunkturprogramm.” Von einer Deflation – einem Preisverfall auf breiter Front mit negativen Folgen für Investitionen und Arbeitsplätze – könne nicht die Rede sein. „In einer Deflation müssten Verbraucher weniger konsumieren – das Gegenteil ist der Fall”, analysiert der BGA-Chef. Eine Diskussion um Deflationsgefahren sei somit „an den Haaren herbeigezogen”. In der Eurozone waren die Verbraucherpreise zuletzt um 0,2 Prozent gesunken, was die EZB zusätzlich unter Druck setzt.Die Zahl der Beschäftigten in der Branche dürfte trotz schwacher Umsatzentwicklung steigen – wenn auch nur um rd. 2.000 auf gut 1,9 Mio. „Der Großhandel bleibt damit ein wichtiger Beschäftigungsmotor und drittgrößter Arbeitgeber in Deutschland”, meint Börner. Steigende Arbeitskosten, bürokratische Regulierungen und der zögerliche Ausbau der Infrastruktur würden aber den Standort Deutschland lähmen.(red)
Anton Börner, BGA: Es gibt einen Preisrückgang, aber keine Deflation.