RETAIL
23.10.2015

Im Fischgeschäft stinkts

Der Österreicher isst viel weniger Fisch als der Durchschnittseuropäer. Das sieht man auch in den Supermärkten.

Die finstere Brille••• Von Natalie Oberhollenzer


ALTE GEWOHNHEITEN. Was ist der gemeine Österreicher am liebsten? Richtig – Fleisch. Der Alpenrepublikaner vertilgt ganze Berge davon, in jedweder Fasson. Nicht so ist es beim Fisch, da hinken wir den Resteuropäern hinterher. Denn während der Durchschnittskonsum in der EU bei sage und schreibe 22 Kilo pro Kopf und Jahr liegt, sind es in Österreich gerade einmal acht Kilo. Am Gerede der großen Mehrheit, mindestens einmal in der Woche der Gesundheit wegen zum Fisch zu greifen, scheint wenig dran zu sein. Oder es liegt daran, dass es sich dabei um Fischstäbchen handelt – mit wenig, zusammengeklebtem Fisch und viel Panier. Oder um den Dosenthunfisch auf der Fertigpizza? Wer weiß das schon ...

Selbstredend – die Sache hat ihr Gutes und ihr Schlechtes. Das Gute: Wir tragen nicht so sehr dazu bei, die ohnehin schon überfischten Weltmeere noch leererzumampfen. Wir lassen gefährdete Sorten mehr in Ruhe, als es die Fischvielesser am Mittelmeer und an den nordischen Küsten tun. Denn, wie viel Sprotten haben Sie schon gegessen? Ich (zumindest wissentlich) keine. Das Schlechte: die eigene Gesundheit. Mehr Fisch und mehr von den Omega 3 Fettsäuren täte uns allen gut, und es würde womöglich auch der Fettleibigkeit zu Leibe rücken.

Marinierte Fischmatsch-Filets

Das Fischessen ist hierzulande eben nicht gelernt, auch weil das Meer fehlt, meinen viele. Die Lebensmittelgeschäfte, wenn es nicht gerade Interspar-Märkte oder Feinkostläden sind, beschränken demnach ihre Auswahl an Meeresbewohnern auf das Nötigste. Lachs und Scholle, Dorsch und Zander und die Fischstäbchen, dazu noch einmal gemischte Meeresfrüchte – recht viel mehr ist nicht. Wobei, ein paar sonderbare Extras finden sich schon; beim Diskonter Hofer etwa gabs letztens vormarinierte Kap Seehecht- Filets. Ich entschied mich für die Variante Thai-Curry und muss sagen, die waren gar nicht mal so gut. Im Gegenteil! Und von wegen Filets! Das war zusammengeklebter, richtig sch***lecht schmeckender Fischmatsch!

Dabei sollte es im Land der Seen doch möglich sein, irgendwo einen guten Süßwasserfisch herzubekommen. Warum das nicht so leicht ist, wurde mir klar, als ich die Fischzucht Marias Land am Schneeberg besuchte und deren Inhaber Friedrich J. Bleier vom mühevollen Aufbau eines lukrativen und gleichzeitig qualitativ hochwertigen Fisch-Geschäfts erzählte. Fisch, so meinte ein Mitfahrer, ist eben schwierig – auf der ganzen Welt, und in Österreich noch ein bisschen mehr.

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