RETAIL
christian novacek 26.04.2019

Konzerne à la Austria

Die Fernsteuerung aus Deutschland drückt bei der ­Kommunikationstaste für Österreich auf „mute”.

Die Finstere Brille ••• Von Christian Novacek

BIG FAIL. Konzerne hab ich gerne: Wie in unserer Titelstory dargelegt, hat sich das Kommunikationsverhalten der Lebensmittelkonzerne im letzten Jahrzehnt verändert. Ursprünglich lautete die Taktik hierzulande: Möglichst wenig sagen, aber alle vier Jahre einen neuen Geschäfstführer vorstellen, der Interviews geben darf. Heute beamt eine streng eingestellte Fernsteuerung aus Deutschland durch – und das heißt für Österreich: Kommunikation below zero. Weil aber nix halt irgendwann tatsächlich ins Nichts diffundiert, gibt’s ein paar nette Gesprächsanker, etwa neue Produkte und Nachhaltigkeit in allen Spielarten.

Reden über Geschäftsgang, Erlös oder Gewinn? Fehlanzeige! Dass fehlende Offenheit und Nachhaltigkeit eigentlich gar nicht zusammengehen, wird ignoriert. Das Misstrauen, das Konsumenten Konzernen gegenüber aufbauen, kann ich insofern nachvollziehen. Wer halb heimlich und trotzdem marktbeherrschend agiert – wieso sollte das Sympathien wecken? Da kann Maggi heute zu 100% Bio und natürlich sein – das schmeckt dann im Kontext doch ein wenig eigen. Aber vielleicht liege ich falsch und verwechsle die Schweigsamkeit der Riesen mit Empathie und Schamgefühl – basierend auf ihrer freiwilligen Selbstverpflichtung zu zweistelligen Gewinnen.

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