WIEN/WIESBADEN. Die ersten professionell konzipierten Outlet-Center in Europa eröffneten Anfang der 90er-Jahre; ihre rund dreißigjährige Geschichte ist eine des Wachstums und der Expansion. Doch nach Jahren prozentual zweistelliger Umsatzzuwächse im Bestand, Flächenproduktivitäten deutlich oberhalb der von den Shoppingcentern bekannten Benchmarks und einer anhaltend hohen Mieternachfrage gerät der Boom nun ins Stocken – laut aktueller Studie der Wiesbadener Wirtschaftsberatung ecostra zeigt der Markt auf eine stagnierende bis rückläufige Entwicklung.
Grund ist der Kaufkraftverlust
Die jüngsten Umsatzmeldungen seien „vor allem auf die Verteuerung der Energie- und Heizkosten zurückzuführen, welche die Inflation befeuern und nun voll auf die Konsumneigung der Bevölkerung durchschlagen”, erläutert Joachim Will, Geschäftsführer von ecostra. „Die Verbraucher merken die Preisentwicklung bereits an der Tanksäule und vielen ist es sehr bewusst, dass die nächste Nebenkostenabrechnung der Wohnung unangenehme Überraschungen bieten wird”, so Will. Dem könnten sich offensichtlich auch die Outlet Center nicht vollständig entziehen.
Personalmangel kommt hinzu
Ein weiteres Problem sei der wachsende Mangel an qualifiziertem Personal. Will: „Von verschiedenen Centermanagern wurde uns berichtet, dass sie derzeit kaum noch in der Lage sind, mit den aktuellen Personalkapazitäten die bisher großzügig ausgenutzten Öffnungszeiten aufrecht zu erhalten.”
Das sei durchaus überraschend, da „die Markenstores der Outlet Center bislang aufgrund guter Rahmenbedingungen und den Schulungs- und Weiterbildungsmöglichkeiten kaum über einen Nachfragemangel an Personal zu klagen hatten”. Da diese Center häufig auch auf touristische Zielgruppen ausgerichtet sind und die Angestellten als Markenbotschafter auftreten sollen, wird mehrsprachiges Fachpersonal gesucht und eine qualifizierte Beratung der Kunden angestrebt.
Expansion nur in Westeuropa
Wenngleich es neben der negativen Umsatzentwicklung in einzelnen Ländern auch zu einem Abschmelzen des Center-Bestands kam – etwa im Vereinten Königreich, dem Markt mit der höchsten Outlet-Dichte Europas – stehen die Zeichen in Westeuropa mittelfristig durchaus auf Expansion; in Ost- und Südeuropa dagegen sind kaum bis keine Standorte geplant. Dazu kommt die „Vollbremsung” des russischen Outletmarkts, dem Will „auf Jahre keine Erholung” zutraut. (red)