WIEN. Die Zahl der Unternehmensinsolvenzen ist im ersten Halbjahr gestiegen und liegt knapp über dem Vor-Corona-Niveau. 2.600 Firmen meldeten Insolvenz an, das waren um 1,5% mehr als im Vergleichszeitraum 2019.
Zum Vorjahreszeitraum 2022 waren es laut Gläubigerschutzverband KSV1870 rund elf Prozent mehr. Deutlich gestiegen ist damit die Zahl der betroffenen Arbeitskräfte (11.600, was einem Plus von 66% entspricht). Bis Jahresende rechnet der Verband mit rd. 5.300 Firmenpleiten.
Leiner & kika reißt runter
Die Summe der Passiva der heuer eröffneten Firmeninsolvenzen legte auf rund 1 Mrd. € mehr als deutlich zu – gut ein Viertel mehr als im ersten Halbjahr 2022. Darin inkludiert ist allerdings die bisher größte Firmenpleite des Jahres – die Insolvenz rund um die Leiner & kika Möbelhandels GmbH. Hier stehen rund 132 Mio. € an Verbindlichkeiten zu Buche.
Drei Branchen waren laut Gläubigerschutzverband für nahezu die Hälfte aller österreichweiten Firmeninsolvenzen verantwortlich: der Handel (473 Pleiten, inkl. Kfz), die Bauwirtschaft mit 447 und der Bereich Tourismus und Gastronomie mit 346 Pleiten. Den stärksten Zuwachs bei der Zahl der Pleiten verzeichneten Kärnten (+62%), Tirol (+16%) und die Steiermark (+15%); rückläufige Zahlen gab es im Burgenland (–5,2%) und in Oberösterreich (–1,2%).
Karl-Heinz Götze, Insolvenzleiter des KSV1870, sieht auch die Zukunft nüchtern: „Die Menschen gehen in Krisenzeiten vorsichtiger mit ihrem Geld um und sparen an allen Ecken und Enden. Dennoch werden bei der aktuellen Kostenpolitik eher heute als morgen die privaten Reserven vieler Menschen aufgebraucht sein.” (red)