RETAIL
© Palmers/Gregor Hofbauer (2)

Redaktion 04.10.2024

Neue Akzente gegen achtstellige Verluste

Palmers schreibt rote Zahlen und verkleinert die Filialzahl, setzt aber parallel dazu auf einen konsequenten Modernisierungskurs.

••• Von Paul Hafner

Die jüngere Geschichte des heimischen Textilherstellers Palmers ist von einem Auf und Ab geprägt. Ende 2019 hieß es seitens des damaligen Vorstands Tino Wieser, dass man die langjährige Restrukturierung abgeschlossen habe, Palmers sei „zurück auf dem Wachstumspfad”. Schlimmer als die unvermeidliche finanzielle Corona-Delle 2020 wog dann der im Frühling 2021 erlittene schwere Imageschaden infolge des Skandals um Hygiene Austria. Im Ergebnis des Geschäftsjahres 2021/22 sollte sich dieser dann nicht spiegeln, im Gegenteil – ein Plus von fast 25% bedeutete einen klaren Umsatzrekord. Auch der Ende 2022 bekannt gewordene Konkurs eines Franchisenehmers, der Holzmann Textil GmbH, machte nur kurz Schlagzeilen – Palmers gab umgehend bekannt, alle sieben Filialen zu übernehmen.

Nun ist abermals Feuer am Dach: Nachdem der Aufsichtsrat im Februar 2024 die Eigentümer Luca und Tino Wieser sowie Matvei Hutmann als Vorstände abberief und bekannt gab, in die Verlustzone gerutscht zu sein, teilte der neue Finanzvorstand Kristian Radosavljevic nun mit, dass der Wäschehersteller zweistellige Millionenverluste zu verzeichnen habe.

Palmers in der Offensive

Das Minus im operativen Geschäft liege etwa auf dem Niveau des Vorjahres, noch größere finanzielle Korrekturen und Einmaleffekte gebe es bei den Auslandsbeteiligungen. Dort habe man sich in den vergangenen Jahren „übernommen” und man werde sich aus einigen Märkten in Osteuropa wieder zurückziehen, so Radosavljevic, der aber auch für Österreich eine Reduktion der Standortzahl von rund 120 auf 100 Geschäfte ankündigte.

Spannend: Parallel dazu investiert Palmers in die Modernisierung seiner Filialen – und präsentiert sich seit Kurzem in der Westfield SCS in Vösendorf wie im Europark in Salzburg mit einem modernen Store-Konzept; auf jeweils 140 m² hat Palmers zwei Verkaufsflächen entworfen, die an begehbare Kleiderschränke erinnern sollen. „Wäsche ist intim. Ob Dessous, Unterwäsche oder Bademoden, unsere hochwertigen Stoffe werden direkt auf der Haut getragen und sind unseren Kundinnen und Kunden so nahe wie sonst kein Produkt. Diese vertraute Intimität und unser Premium-Anspruch sollen bereits beim Einkaufserlebnis spürbar sein”, erklärt Rosmarie Rotter, Director of Sales der Palmers Textil AG.

Finanzierung durch Anleger

Nach dem Weihnachtsgeschäft sollen außerdem die Stores am Hauptplatz in Graz und in der Mariahilfer Straße in Wien umgebaut werden. Zur Realisierung setzt Palmers auf ein Crowdfunding-Projekt, in dessen Rahmen über die Plattform Rockets bis Ende Dezember 500.000 € gesammelt werden. Bis dato haben 327 Kleinanleger 343.500 € in Palmers-Nachrangdarlehen investiert – im Gegenzug bietet das Unternehmen die Wahl zwischen einem Sachzins sowie einem monetären Zins.

Sollte die Fundingschwelle nicht erreicht werden, bekommen die Investoren ihr Kapital laut Rockets ohne Abzug unverzüglich zurücküberwiesen.

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