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© APA/dpa/Ronald Wittek

Die Preise für Schweinefleisch gehen – trotz Corona – weiter durch die Decke. Grund ist die Schweinepest, die den Sauenbestand in China im Vorjahr massiv dezimiert hat.

Redaktion 17.04.2020

Neues Jahr, neue Herausforderungen

Hatte die Fleischindustrie 2019 mit Engpässen infolge der Schweinepest zu kämpfen, leidet jetzt der Gastrobetrieb.

WIEN. Die heimische Fleischindustrie hat kein leichtes Jahr hinter sich: Bedingt durch die Schweinepest in China, gab es weltweite Engpässe an Schweinefleisch, die einen exorbitanten Anstieg bei den Rohstoffpreisen zur Folge hatten. Dazu ist der Markt gesättigt und leicht rückläufig, die Preise sind nach wie vor volatil – und jetzt gibt es auch noch die Auswirkungen des Coronavirus zu spüren. Doch es gibt auch positive Nachrichten: Der Trend zur Regionalität wird laufend stärker, heimische Qualität mit Blick auf die für Konsumenten wachsende Bedeutung des Tierwohls zum großen Vorteil für Qualitätsmarken.

Berger Schinken zufrieden

Den angesprochenen Problemen zum Trotz blickt Rudolf Berger, Geschäftsführer von Berger Schinken, auf ein gutes Jahr zurück: „Die Absätze waren konstant auf dem guten Vorjahresniveau, die Umsätze sind aufgrund der Preisanpassungen leicht in die Höhe gegangen. Die seit Sommer kontinuierlich gestiegenen Rohstoffpreise konnten allerdings erst sehr spät und nicht zur Gänze durch Preiserhöhungen abgedeckt werden, was zulasten unserer Erträge ging.” Insgesamt sei man mit der Geschäftsentwicklung zufrieden.

Angesichts der Preisvolatilität brauche es jetzt „das gemeinsame Bekenntnis aller Beteiligten an der Wertschöpfungskette, zu heimischer Qualität zu stehen und die Volatilität auch unterjährig durch Preiserhöhungen abzudecken”. Die aktuelle Situation um das Coronavirus stelle das Unternehmen „vor neue Herausforderungen, deren Lösungen Kreativität und Gemeinschaftsgeist voraussetzen”; die Lieferfähigkeit sei aber nach wie vor gegeben. Im Zuge der Krise bekomme man „mehr denn je vor Augen geführt, wie wichtig regionale Wertschöpfung ist”.

Hohe Nachfrage wegen Corona

Angesprochen auf die Krise, berichtet Wiesbauer-Geschäftsführer Thomas Schmiedbauer von einer etwa „fünffach erhöhten Nachfrage seitens der Kunden”; es werde derzeit mehr als die doppelte Menge produziert wie bisher, der Betrieb stoße an seine Kapazitätsgrenzen.

Im Gegensatz dazu sei der Gastrobetrieb „nur minimal mit Aufträgen versorgt”. Wiesbauer Gourmet Gastro stehe vor „dramatischen Problemen, die zu drastischen, derzeit nicht abschätzbaren Folgen führen könnten”. (Die Bundesregierung sieht eine Öffnung der Gastronomie erst ab Mitte Mai vor.)

Export problematisch

Von erhöhter Nachfrage infolge der Coronakrise weiß auch Steirerfleisch-Geschäftsführer Alois Strohmeier zu berichten; der von rd. 1.000 steirischen Landwirten belieferte Konzern kämpft mit Exportschwierigkeiten im asiatischen Markt; weil die für den Fleischexport notwendigen Container angesichts gesperrter Häfen nicht mehr abgefertigt werden, fehlen diese für den Export.

Aufwind im Zuge des „Lockdowns” haben indes die Online-Shops von Wiesbauer, Handl, Frierss und Co. bekommen – sie dürften langfristig vom momentanen E-Commerce-Boom profitieren. (haf)

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