••• Von Christian Novacek
Robert Hadzetovic, Geschäftsführer von shöpping.at, fühlt sich in der Welt des E-Commerce pudelwohl: Zum einen hat er mit shöpping.at allen anfänglichen Unkenrufen zum Trotz bereits kräftig – aktuell mit einem Erlös von 20 Mio. € – reüssiert. Und zum anderen dünkt auch die nahe Zukunft positiv: Schwarze Zahlen soll es schon 2021 geben.
medianet: Wie lief das Jahr 2019 für shöpping.at?
Robert Hadzetovic: Wir schafften einen Handelsumsatz von rund 20 Mio. Euro; nach zweieinhalb Jahren ist das schon mehr als okay.
medianet: Welche Rolle hat dabei das Weihnachtsgeschäft gespielt?
Hadzetovic: Das macht immer einen Großteil aus – es gibt ja den Spruch: Der Handel wechselt zehn Monate Geld und dann verdient er etwas. Bei uns ist das mit Weihnachten aktuell etwas differenzierter zu sehen – wir sind in einer starken Wachstumsphase, haben den Erlös mehr als verdreifacht. Und dann kommt noch der Zeitstrahl hinzu: Je länger es shöpping.at gibt, desto besser entwickelt es sich. Heißt also: Bei uns hat das Weihnachtsgeschäft noch mal überproportional stärker ausgeschlagen als wenn es uns irgendwann einmal 40 Jahre gegeben haben wird.
medianet: Dabei war der Beginn von shöpping nahezu holprig, und medial wurden Sie auch nicht gerade verwöhnt …
Hadzetovic: Die mediale Schelte am Anfang war gehörig. Vielleicht liegt das ein bisschen in der Natur der Österreicher, dass man auf etwas Neues erst mal draufhaut …
medianet: Inwieweit haben die Vergleiche mit Amazon geschadet?
Hadzetovic: Die Interpretation, dass die Post jetzt Amazon angreifen will, gab es – und sie ist von Anfang an ein großer Blödsinn, schon allein deshalb, weil Amazon der größte Kunde der Post ist. Das war und ist daher eine Missinterpretation. Wir wissen nicht, woher das kommt und wir haben das nie kommuniziert.
medianet: Auch wenn shöpping nicht die österreichische Antwort auf Amazon ist – der Österreich-Aspekt ist dennoch wichtig?
Hadzetovic: Das ist er und er trägt auch die neue TV-Kampagne. Wir wissen schon, dass wir, indem wir ans schlechte Gewissen appellieren, nicht 100 Prozent der Konsumenten erreichen. Aber es gibt sehr viel positives Feedback. Und andererseits: Über den Preis können wir den Konsumenten nicht ansprechen, denn der ist nicht unsere Sache, sondern Sache der Händler auf unserer Plattform.
medianet: Gutes Stichwort: Wie hat sich denn die Zahl und Struktur der Händler auf shöpping entwickelt?
Hadzetovic: Am Start, also am 5. April 2017, hatten wir 60 Händler an Bord. Jetzt sind es 700. Und wir haben nach wie vor die gleiche Anzahl Händler in der Pipeline, sprich: Das Interesse reißt nicht ab, und die Überzeugungsarbeit in der Akquisition bedeutet heute weniger Arbeit als zu Beginn.
medianet: Hauptkriterium ist aber schon, dass es sich um einen österreichischen Händler handeln muss.
Hadzetovic: Wir sagen nicht, das muss ein Österreicher sein, geboren in Österreich und der Filz, wenn es um Mode geht, muss auch noch aus dem Lungau kommen. Wir übertreiben nicht, aber der Großteil der Wertschöpfungskette muss in Österreich passieren. Ein Händler auf shöpping.at muss aus Österreich versenden, er sollte hier ein Versandlager haben, aber wenn der Firmensitz mal in Deutschland sein sollte, passt das für uns auch.
medianet: Die Logistik ist dabei Aufgabe des jeweiligen Händlers?
Hadzetovic: Wir haben jedenfalls kein einziges Produkt auf Lager, shöpping.at steht für die Vermittlung an einen Händler. Das heißt, wenn die Bestellung schnell kommt, liegt es am Händler und wenn sie langsam kommt und der Kunde sauer ist, liegt das ebenfalls am Händler.
medianet: Wiewohl die gesamte Logistik über die Post abgewickelt wird.
Hadzetovic: Das hat allerdings weniger damit zu tun, dass wir der Post gehören, sondern mehr damit, dass damit Qualität sichergestellt ist. Wir wollen auch nicht verschiedene Versandanbieter in unser System integrieren, das wäre prozessual ein Wirrwarr.
medianet: Wie schaut es mit der Sortimentstiefe auf shöpping aus? Welche Bereiche funktionieren besonders gut?
Hadzetovic: Sie werden wenig finden, das es bei uns nicht gibt. Natürlich haben Elektronikartikel auch bei uns das höchste Umsatzgewicht. Aber speziell was die Anzahl der Bestellungen betrifft, sind wir mit Mode, Apothekensortiment und Lebensmitteltrockensortiment sehr gut aufgestellt.
medianet: Frische Lebensmittel spielen keine Rolle?
Hadzetovic: Der Fresh-Bereich ist die Königsdisziplin des E-Commerce, das hat noch keiner letztgültig zufriedenstellend gelöst und das wird auch übermorgen nicht gelöst sein. Aber für das Trockensortiment gilt: Je geringer die Emotionalität, desto eher wird das online abgefrühstückt.
medianet: Letzte Frage: Wann schreiben Sie schwarze Zahlen?
Hadzetovic: 2021. Da tragen wir dann auch ein bisschen zum positiven Postergebnis bei.