RETAIL
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Redaktion 21.01.2022

Trends, die kommen: Shoppen ohne Kassa

Ob Amazon oder Tesco – das schrankenfreie Shoppen existiert. Ob es auch gedeiht, erläutert eine EHI-Studie.

••• Von Christian Novacek

DÜSSELDORF / KÖLN. Corona schüttelt auch das Messejahr ordentlich durch und somit findet die diesjährige EuroCis nicht alsbald im Februar, sondern vom 31. Mai bis 2. Juni statt: „Wir haben die wenigen Terminoptionen für 2022 mit den Verbänden und Ausstellervertretern besprochen und eine gemeinsame Entscheidung für diesen Termin getroffen. Unter den aktuellen Umständen ermöglicht das die größtmögliche Planungssicherheit für alle Beteiligten”, heißt es seitens der Messeverwaltung.

Dennoch ist gerade anhand der Verwerfungen durch die Pandemie der Blick auf die aktuellen Handelstrends dieses Mal besonders relevant – und die obligatorische Vorschau darauf gewährt einmal mehr Ulrich Spaan, Mitglied der Geschäftsleitung des EHI Retail Institute, das eng mit der EuroCis zusammenarbeitet.
„Die Coronapandemie hat die Retail-Branche weltweit in massiver Weise getroffen. Zahlreiche Lockdowns mit in der Folge geschlossenen oder eingeschränkten Geschäften haben vor allen in der Fashion-Branche den sich bereits vorher abzeichnenden Strukturwandel rasant beschleunigt”, holt Spaan aus und verweist auf bekannte und markante Entwicklungen. Die lassen sich wiederum wie folgt zusammenfassen: Der Anteil des Online-Handels ist in allen weltweit bedeutenden Märkten zum Teil deutlich gestiegen, was eine weitere Konsolidierung der Branche zur Folge hat. Auf der anderen Seite hat die Pandemie einen vorher in dieser Form nicht zu erwartenden Digitalisierungsschub gezündet, der seinerseits dafür gesorgt hat, dass viele Retailer die Umsetzung ihrer Omnichannel-Strategien stark beschleunigen.

Trends abgeklopft

Welche Trends tatsächlich durchschlagen, das hat das EHI bereits 2021 in einer Studie erfasst. Diese basiert auf Umfragen unter rd. 100 IT-Leitern und CIOs im D-A-CH-Raum und gibt somit einen detaillierten Einblick in Entwicklungen, Investitionen und Projekte der Branche. „Die Ergebnisse der Studie reflektieren sehr gut die aktuelle digitale Transformation, in der sich die Handelsbranche befindet”, sagt Spaan. Die wichtigsten Kernthesen der Studie sind:
• Die KI-basierte Entscheidungsfindung im Bereich Beschaffung, Sortimentssteuerung und Pricing gewinnt an Bedeutung. Investitionen in Analytics erlangen in diesem Zusammenhang höchste Bedeutung in den nächsten Jahren.
• Unternehmen forcieren ihre Investitionen in Self-Checkout- und Self Scanning-Lösungen; im Fokus steht dabei das Scannen und Bezahlen über das eigene Kundensmartphone.
• Autonome Stores (etwa: Amazon Go) finden sich erstmals unter den Top-Trends der nächsten Jahre wieder. Fast alle Food-Retailer haben bereits Pilotprojekte gestartet oder sehen diese in den kommenden Jahren vor.
• Als direkte Folge der Corona-pandemie ist davon auszugehen, dass viele Unternehmen mit noch mehr Power an der Perfektionierung ihrer Omnichannel-Strategien arbeiten werden, um den Kunden das viel zitierte nahtlose Einkaufserlebnis zu bieten.
• Individualisierung und Personalisierung im Bereich CRM (Customer Relationship Management, bezeichnet die Ausrichtung eines Unternehmens auf seine Kunden und die systematische Gestaltung der Kundenbeziehungsprozesse, Anm.) gewinnt durch die zunehmende Digitalisierung des Verbraucherverhaltens auch im stationären Handel weiter an Bedeutung.
• Der „Dauerbrenner” bei Top-Projekten der kommenden Jahre bleibt – speziell im Lebensmittelhandel – die Erneuerung und Optimierung von ERP-Systemen. Enterprise Resource Planning steht für die Aufgabe, Personal und Ressourcen wie Kapital, Betriebsmittel, Material und Informations- und Kommunikationstechnik im Sinne des Unternehmenszwecks rechtzeitig und bedarfsgerecht zu planen, zu steuern und zu verwalten.
• Electronic Shelf Labels (ESL) haben einen Fixplatz im Handel; der Einsatz wird weiter ausgeweitet werden.

Die Themen der EuroCis – Analytics, Payment, Connected Retail, Customer Centricity, Seamless Store – spiegeln diese Thesen wider. Der Handel findet daher auf der Messe ein echtes Lösungsspektrum vor.

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