RETAIL
© APA / AFP / Sergei Supinsky

Blockade Die kriegerischen Auseinandersetzungen in der Ukraine haben direkte und indirekte Folgen auf Österreichs Händler – die häufigsten: Lieferengpässe und Kosten­steigerungen.

Redaktion 04.03.2022

Ukraine-Krise holt den Handel ein

Der russische Überfall drückt die Konsumstimmung, wirkt sich aber auch direkt auf Österreichs Händler aus.

WIEN. Während Russland die Ukraine von verschiedenen Seiten attackiert und die Zahl der Zivilopfer bereits in die Tausende geht, hat der österreichische Handel nur im übertragenen Sinn an mehreren Fronten zu kämpfen. Die Auswirkungen des Ukraine-Kriegs dürften dennoch dazu beitragen, so manchen Betrieb an den Rand seiner wirtschaftlichen Existenz zu treiben: Gemäß Blitzumfrage des Handelsverbands befürchten 65% jahrelang spürbare negative wirtschaftliche Auswirkungen; 50% erwarten massive Kostensteigerungen und/oder Lieferverzögerungen in den kommenden Tagen oder Wochen.

Direkte und indirekte Folgen

Freilich: Die Krise in der Ukraine ist nur ein kritischer Faktor, der zu anderen – u.a. Inflation, Personalmangel, Omikron-welle – hinzukommt bzw. diese verstärkt (Rohstoffkrise, s. Seite 42). Davon abgesehen sind auch viele Betriebe vom Krieg direkt betroffen – allen voran jene Händler mit Geschäften bzw. Niederlassungen in der Ukraine oder Russland (neun Prozent der Befragten) bzw. wichtigen Lieferanten oder Produzenten in den beiden Ländern (21%). 13% der befragten Betriebe verzeichnen bereits kriegsbedingte Lieferverzögerungen bzw. Engpässe, 17% berichten von teils massiven Kostensteigerungen (u.a. Speiseöl).



Konsumlaune im Sinkflug

Angesichts des unheilvollen Konglomerats sind mittlerweile auch die positiven Effekte (Umsatz, Frequenz) seit dem 2G-Aus vom 12.Februar inzwischen verpufft, Handelsverband und KMU Forschung Austria stellen aktuell einen Gegentrend fest.

Ausgeprägte Solidarität

„Seit dem Valentinstag verzeichnen die meisten Geschäfte wieder stagnierende oder sogar leicht rückläufige Umsatzzahlen. Laut unserer jüngsten Händlerbefragung haben die Umsätze in den letzten zwei Wochen im Branchenschnitt um vier Prozent und die Kundenfrequenzen um ein Prozent nachgelassen. Daran konnte auch die Umstellung von 2G auf 3G in der Gastronomie und Hotellerie am 19. Februar nichts ändern”, bilanziert Handelsverband-Geschäftsführer Rainer Will.

Nicht repräsentativ seien die aus der Befragung hervorgehenden kriegsbedingten Umsatzeinbrüche von acht Prozent, welche die heimischen Händler im Schnitt erwarten, erklärt Will; diese sind auf einige dramatische Ausreißer zurückzuführen. In der Tat halten sich die negativen Folgen in Grenzen: Immerhin zwei Drittel der Händler geben an, nicht vor Ort vom Ukraine-Krieg betroffen zu sein.
Breite Unterstützung gibt es für den Vorschlag, ukrainischen Kriegsflüchtenden einen vorläufigen Aufenthaltstitel zu geben; diese Maßnahme befürworten 83% der Befragten. (haf)

TEILEN SIE DIESEN ARTIKEL