••• Von Christian Novacek
WIEN. Billa testet „Vertical Farming” – ein Konzept für die lokale Lebensmittelproduktion in urbanen Gebieten, bei dem das Gemüse platzsparend mehr in die Höhe als in die Breite wächst. Kooperationspartner dafür ist das israelische Agrartechnik-Unternehmen Vertical Field.
Pilotprojekt ist der Billa Plus-Markt in der Wienerberg Straße 27 im 10. Wiener Gemeindebezirk. Dort werden im Schiffscontainer Kräuter und Salate aus heimischen Setzlingen gezogen und geerntet. Die Errichtung eines zweiten Containers ist noch in diesem Jahr in der Umgebung Wiens geplant, weitere könnten – bei Erfolg des Pilotprojekts –folgen.
Beim Vertical Farming werden die Pflanzen übereinander auf mehreren Ebenen angebaut und nach der Ernte direkt im Markt verkauft. Pro Container können im Monat ca. 2.000 bis 3.000 Einheiten produziert werden. Somit kann der dazugehörige Markt nahezu täglich mit frischen Kräutern und Salaten aus dem Container versorgt werden. Das Start-Sortiment lautet aktuell auf Petersilie, Basilikum, Koriander, Eichblattsalat sowie Lollosalat – alle geernteten Produkte werden mit Erdpresswürfel (zwecks längerer Haltbarkeit) verkauft.
Grün in die Zukunft
„Vertical Farming ist eine zukunftsweisende Idee, um Lebensmittel so frisch wie möglich anbieten zu können. Bei Billa beschäftigen wir uns zunehmend mit alternativen Konzepten und Ideen, um nachhaltige Wege in der Lebensmittelproduktion zu unterstützen oder – wie in diesem Fall – selbst zu beschreiten. Vertical Farming bedeutet optimale Ernteerträge auf kleinster Fläche und nur wenige Meter bis ins Regal”, erklärt Billa-Vertriebsdirektor Eric Scharnitz. Und: „Das erhöht die Versorgungssicherheit, und unsere Kunden und Kundinnen können sich auf lokale Sortimente freuen – über das ganze Jahr hinweg und im wahrsten Sinne des Wortes direkt vor unserer Haustür angebaut.”
Der Pilot-Container startete Ende Juli seinen Anbauzyklus, die erste Ernte ist für die zweite Augusthälfte anvisiert. Ab da ist das frische Gemüse auch im Billa Plus-Markt erhältlich.
Der ganzjährige antizyklische Anbau funktioniert mittels 16-stündiger Beleuchtung mit LED-Lampen, einer Klimasteuerung, die für die optimale Temperatur und Luftfeuchtigkeit im Raum sorgt, sowie einer eigenen Wasser- und Nährstoffversorgung für die Pflanzen.
Die klimafreundlichen Effekte dazu: 90% weniger Wasserverbrauch, 50% weniger CO2-Ausstoß und 30-mal weniger benötigte Fläche als beim Anbau auf dem Boden. Durch die geschützte Umgebung ist außerdem der Einsatz von Pestiziden unnötig.
Ernährung sicherstellen
„Ich glaube, wir alle müssen uns Gedanken darüber machen, wie wir in Zukunft die Ernährung einer wachsenden Weltbevölkerung sicherstellen, bei gleichzeitig immer geringeren Ernteerträgen aufgrund von Bodenversiegelung, Monokulturen, dem Einsatz von Chemikalien und den Folgen des Klimawandels”, betont Ronen Redel, VP Business Development von Vertical Field.