„Wir wollen wie bisher gesund weiterwachsen”
© Autohaus Ebner
MOBILITY BUSINESS Redaktion 12.03.2021

„Wir wollen wie bisher gesund weiterwachsen”

Autohaus Ebner-Chef Andreas Leodolter im Gespräch über Gegenwart und Zukunft seines Unternehmens.

••• Von Jürgen Zacharias

WIEN. Die Corona-Pandemie hat 2020 in Österreich für einen Neuzulassungsrückgang von rund einem Viertel gesorgt. Für die Branche war es das schlechteste Jahr seit 33 Jahren.

Wir haben mit Andreas Leodolter – Chef des Autohauses Ebner – über die Auswirkungen der Krise gesprochen, über die Rückkehr auf das „Vor-Corona-Niveau”, aber auch über die Mehrmarken-Strategie seines Unternehmens.

medianet: Herr Leodolter, Corona hat der Branche im vergangenen Jahr einen harten Schlag versetzt. Wie hat sich die Pandemie auf das Geschäft Ihres Unternehmens ausgewirkt?
Andreas Leodolter: Da brauchen wir gar nichts zu beschönigen, die Pandemie hat die gesamte Branche voll erwischt. Der Stückzahlenverlust an Fahrzeugverkäufen ist mit etwa einem Fünftel signifikant und nachvollziehbar und kann auch nicht mehr aufgeholt werden.

medianet:
Auch ein Jahr nach Beginn der Krise hinken die Zulassungszahlen den ‚Vor-Corona-Zeiten' deutlich hinterher. Wann rechnen Sie mit einer Markterholung?
Leodolter: Mit einer signifikanten Markterholung brauchen wir derzeit überhaupt nicht zu rechnen und dafür gibt es stichhaltige Gründe: Die Pandemie ist noch immer da und allgegenwärtig, die Arbeitslosigkeit ist weiterhin enorm hoch, viele Menschen sind in Kurzarbeit, und erst vor wenigen Tagen wurde von der Agenda Austria ein Zahl veröffentlicht, dass die sogenannte Pro-Kopf-Verschuldung Österreichs im Corona-Jahr um fast zwölf Prozent gestiegen ist. Der Kauf eines Neuwagens wird daher aus wirtschaftlichen Gründen hinausgezögert, und diese verständliche Haltung wird uns noch einige Zeit begleiten.

medianet:
Wie lange wird es aus Ihrer Sicht dauern, bis die Zahlen wieder anziehen und wieder auf das Niveau von 2019 steigen werden?
Leodolter: Ich bin vorsichtig optimistisch: Wenn wir ab Sommer die Situation im Griff haben, könnten wir 2023 wieder mit dem Niveau von 2019 spekulieren beziehungsweise uns diesem Niveau annähern.

medianet:
Wirkt sich Corona auch auf die Modellauswahl Ihrer Kunden aus? Sprich, bevorzugen Kunden nun andere Modelle als davor?
Leodolter: Ich möchte diese Frage ganz anders beantworten, um der Situation gerecht zu werden. Nahezu jeder von uns musste durch die Pandemie Verluste hinnehmen, hatte beziehungsweise hat weniger Einkünfte und muss bei den Ausgaben entgegensteuern. Es ist nicht so, dass die Tendenz ganz einfach zu kleineren Modellen geht, sondern vielmehr zu einem späteren Ankauf. Wir als Kfz-Fachwerkstätten sind daher jetzt besonders gefordert, durch Zeitwertreparaturen und Angebotspakete mit Garantieleistung die Mobilität unserer Kunden zu ermöglichen und zu gewährleisten.

medianet:
Inwiefern wird die jüngste Entwicklung die Digitalisierung der Branche weiter vorantreiben, und welche Schritte hat Ihr Unternehmen bereits in diese Richtung gesetzt?
Leodolter: Ich sehe die Digitalisierung sehr zwiespältig, und diese wird auch nicht von uns, sondern von den Herstellern und Importeuren forciert und vorgegeben. Ein Auto ist nicht nur ein Fahrzeug, ein Auto ist Emotion, ist sehen, fühlen, erfassen, ist mein Begleiter für mehrere Jahre. Und diese Emotion gibt es nicht am Konfigurator, da kann man nicht zur Probe sitzen, die Rückbank testen, den Kofferraum abmessen und eine Testfahrt machen. Dazu kommt man in den Schauraum. Und bevor man sein Fahrzeug konfiguriert, bestellt und ein halbes Jahr wartet kann man es im Schauraum vielleicht spontan mitnehmen, wenn ein entsprechender Neuwagen, ein Jungwagen oder eine Kurzzulassung zusagt. Spontanität zu einem besseren Preis sozusagen, gepaart mit Freude und Emotion.

medianet:
Ihr Unternehmen konnte zuletzt mit Toyota eine neue Marke begrüßen. Warum haben Sie sich zu diesem Schritt entschlossen und welche Erwartungshaltung verbinden Sie konkret mit Toyota?
Leodolter: Wir verstehen uns als Mobilitätszentrum und dazu passt eine Mehr-Marken-Strategie sehr gut. Opel ist unsere Stammmarke, vielleicht etwas konservativ, aber sehr zuverlässig und vor allem für eine deutsche Qualitätsmarke mit einem fantastischen Preis-Leistungs-Verhältnis. Und die aktuellen Opel-Modelle mit SUV-Charakter sorgen auch für frischen Pep und sind daher sehr beliebt. Auch Hyundai bietet ein passendes Preis-Leistungs-Verhältnis mit modernster Technik und darüber hinaus eine wirklich umfangreiche Modellpalette. Als dritte Marke durften wir Jeep begrüßen, eine Kult-Marke voller Emotion mit extrem treuer Fangemeinde.

medianet:
Und was spricht für Toyota?
Leodolter: Bei Toyota konnten wir gar nicht Nein sagen, der größte Autobauer der Welt und sozusagen Erfinder der boomenden und gefragten Hybrid-Motorisierung, diese Chance gibt es nur ein Mal. In der Zulassungsstatistik in Österreich findet sich kein Toyota-Modell in den Top 20, weltweit liegen Toyota-Modelle auf den Rängen 1, 2 und 6. Vom Corolla waren es im Vorjahr über 1,1 Millionen verkaufte Fahrzeuge weltweit, vom RAV4 fast 1 Millionen. Sehen wir es mathematisch und machen wir einen Strich darunter: Potenzial ohne Ende!

medianet:
Werfen wir abschließend noch einen Blick in die Zukunft: Wie sehen Sie die kurz- bis mittelfristige Entwicklung Ihres Unternehmens?
Leodolter: Wir sind jetzt mit drei Standorten und vier Marken in einem Radius von 50 Kilometern so breit wie nur möglich aufgestellt, haben an allen Standorten modernste Werkstättentechnik, 5-Stern-Reifenhotels, Lack- und Karosseriezentren, motivierte Mitarbeiter und vor allem attraktive Schauräume mit jener Marken- und Modellvielfalt, die wir unseren Kunden bieten möchten, um deren Emotionen zu wecken. Wir wollen wie bisher gesund wachsen, und was die Zukunft bringt, werden wir dem Motto ‚sag niemals nie' treu bleiben. Jeder Mehrwert impliziert für unsere Kunden den wortwörtlichen Sinn: mehr wert!

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