••• Von Alexander Haide
WIEN. Arbeiterkammer-Präsidentin Renate Anderl will bei der Beschäftigung älterer Menschen die Betriebe stärker in die Pflicht nehmen. Viel zu viele Unternehmen würden keine Personen über 60 Jahre beschäftigen, kritisierte sie in der „Pressestunde” des ORF. Eine Debatte über ein höheres Pensionsantrittsalter lehnte sie einmal mehr ab. „Zuerst schauen wir einmal, dass wir für alle eine Beschäftigung haben. Dann muss man noch einmal darüber diskutieren.”
Jene, die eine Anhebung fordern, sollten sich einmal fragen, wie viele 63- oder 64-Jährige sie selbst noch beschäftigen, betonte Anderl. In einer AK-Befragung unter 25.000 Betrieben, alle mit mehr als zwanzig Mitarbeitern, habe zuletzt mehr als ein Viertel nicht einmal eine Person über 60 beschäftigt. Derzeit würden gerade einmal zwei von fünf Menschen bis zum Pensionsalter im Beruf bleiben können, der Rest gehe aus der Arbeitslosigkeit oder aus der Krankenversicherung in den Ruhestand.
Maßnahmen wie Änderungen in den Kollektivverträgen, damit ältere Mitarbeiter weniger kosten, lehnte Anderl ab. Es wäre der falsche Weg, wenn jemand nach 30 Jahren Engagement vor der Pension „auf irgendetwas verzichten soll”. Es brauche vielmehr altersgerechte Arbeitsplätze, so die AK-Chefin. Außerdem müssten die Betriebe sich auch wieder in der Weiterbildung ihrer Mitarbeiter engagieren. Der Großteil habe sich leider davon verabschiedet.
Zuckerbrot und Peitsche
Anderl trat auch einmal mehr für ein Bonus-Malus-System ein, das Betriebe für die Beschäftigung älterer Menschen belohnen und bei Verweigerung bestrafen soll. Wenn die Arbeitslosigkeit steige, könne die Regierung darauf zurückkommen, so Anderl. Immerhin werde auch das Arbeitslosengeld aus dem Budget finanziert.
Weiter im Forderungskatalog der Arbeiterkammer stehen Erbschafts- und Vermögenssteuern. Österreich werde nur mit ausgabenseitigen Maßnahmen aus dem Budgetdefizit nicht herauskommen, zeigte sich Anderl überzeugt. Mit Sparmaßnahmen allein drohe man außerdem den Konsum abzuwürgen. „Irgendwann wird es neue Einnahmequellen brauchen”, folgert Anderl.
