Corona geht, Homeoffice bleibt
© APA/AFP/Valery Hache
Alles anders Neben der Frage des „Wo” des physischen Arbeitsplatzes gilt es, sich vor allem mit der Frage des „Wie” der zukünftigen Zusammenarbeit zu beschäftigen.
CAREER NETWORK Redaktion 20.11.2020

Corona geht, Homeoffice bleibt

Die Arbeitswelt hat sich in den vergangenen Monaten verändert. Ein Teil davon wird uns erhalten bleiben.

WIEN. „Die als ,Homeoffice' titulierte neue Arbeitswelt ist aller Voraussicht nach das neue Normal, denn in der Geschichte der Menschheit hat sich dieselbe noch nie freiwillig zurückentwickelt”, sagt Sören Buschmann, Partner und Experte für HR-Consulting sowie Organisationsentwicklung beim Beratungsunternehmen BDO. „Die vom physischen Arbeitsplatz entkoppelte Arbeit wird also bleiben, egal wie lange wir als Gesellschaft noch mit dem ­Coronavirus werden umgehen müssen.”

Unternehmer denken bereits über das Optimierungspotenzial der Büroflächen nach. Gleichzeitig haben Arbeitgeber Kontrollverlustängste und sorgen sich um die Leistungsfähigkeit ihrer Organisation. Noch liegt vieles im Unklaren – schlicht, weil es noch an Erfahrungswerten mangelt und weil die aktuelle Arbeitsstruktur immer noch als vorübergehender Zustand betrachtet wird. Ein paar zentrale Veränderungen, heißt es seitens BDO, ließen sich aber schon heute beobachten.

Hierarchien lösen sich auf

Eine neue Rolle der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer: Die Arbeitsorganisation ist in den meisten Unternehmen noch hierarchisch geprägt. Der Chef denkt und die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter handeln auf Anweisung. Damit gehe einher, dass eine Führungskraft die zentrale Informations- und Delegationsdrehscheibe ist. In der neuen, dezentralen Arbeitsstruktur ist diese Rolle nur noch schwer ausführbar. Die derzeitige Situation beschleunigt ohnehin notwendige Veränderungen der Organisation: neue Organigramme, Ablaufprozesse und Stellenprofile.

Eine neue Rolle des Managements: Das Management der täglichen Arbeit verändert sich folglich hin zu einer stabileren, eigenverantwortlicheren Arbeitskultur. Kernaufgaben des Managements sind nunmehr die Planung von Ressourcen, d.h. des Budgets, von Kapazitäten und Rahmenbedingungen. Gleichzeitig spielt sich die Führungskraft frei für neue Aufgabenfelder.
Eine neue Leadership-Kultur: Der derzeitige Wandel in der personenbezogenen Ein-flussnahme von Führungskräften verdichtet einen Trend, der schon seit gut zehn Jahren zu beobachten ist: Führungskräfte sind in ihrer empathischen Rolle gefordert, die funktionale Rolle wird reduziert. Umso wichtiger wird also das emotionale Abholen, Einbinden und Aktivieren von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in der dislozierten Arbeitsstruktur.
Das Wir-Gefühl, die soziale Bindung der Kollegenschaft, die Aktivierung von Talenten und die Team-Leistungsdynamik werden zum Mittelpunkt der Skills und Aktivitäten von Führungskräften.

Führung verändert sich

Praktisch bedeutet es, dass Führungskräfte durch die Corona­krise die Chance erhalten, sich gut für Entwicklungen aufzustellen, die ohnehin bald ihre Aufmerksamkeit erfordert hätten: Die Veränderung von Führung hin zur Zielsetzung, aktivierte, motivierte und leistungsfähige Teammitglieder im Arbeitsfluss zu halten.

„Auch wenn durch Corona viele Veränderungen schneller gekommen sind, als uns lieb ist, kann uns diese Krise helfen, Unternehmen weiterzuentwickeln und zukunftsfitter zu machen”, betont Buschmann. (sb)

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